
«Schweiz überrumpelt Nachbarländer»: Bundesrats-Entscheid wirft Wellen bis London und Peking
Der Sonderweg der Schweiz bei den Coronamassnahmen stösst weltweit auf Beachtung. «Während Nachbarländer wie Deutschland, Frankreich und Italien die Beschränkungen ausweiten oder verschärfen, glaubt Bern, dass die Pandemie noch unter Kontrolle ist», schreibt etwa die Financial Times mit dem Titel «Die Schweiz überrumpelt die Nachbarn mit Lockerungsplänen». Von einer «Entscheidung gegen den Strom» schreibt auch die französische Zeitung Le Figaro. Auch hier wird betont, dass die Fallzahlen in der Schweiz sich von jenen von vielen Nachbarländern nur unwesentlich unterscheiden.
Mit einem Bild von jubelnden Skifans unterlegt das chinesische Portal CGTN den Artikel über die Lockerungen. Bereits vor den Ankündigungen des Bundesrats hatte die deutsche Bild geschrieben, ein Besuch in der Schweiz fühle sich an wie im «Paradies». Gestern nun tickerte die Bild die Erweiterung des Paradies nur mit kurzen Worten. Und dem Nebensatz, dass «die Schweiz beim Impftempo den Nachbarländern wie Deutschland hinterher hinkt».
Auch die «ARD» beäugt den Schweizer Weg kritisch. Im Vergleich zu seinen Nachbarstaaten und anderen EU-Ländern stehe die Schweiz nicht besonders oder sogar noch schlechter da. «Und während sich das Impftempo in Deutschland in den letzten Tagen mithilfe der Hausärzte leicht verbesserte, hat es sich in der Schweiz sogar verlangsamt.»
Leichte Skepsis liest sich zwischen den Zeilen auch bei den österreichischen Nachbarn raus: «Schweiz lockert trotz steigender Zahlen» tickert die Kronen-Zeitung. Dabei wird auch ein Tweet zitiert, der auf die hohen Fallzahlen im Kanton Uri hinweist. Noch einmal nach Frankreich: Dort freut sich die Le Dauphiné libéré, dass viele «Orte, die lange schlummerten» nun wieder mit Menschen gefüllt werden können. Der Bundesrat habe bei seinem Entscheid auch die Anliegen der jungen Menschen berücksichtigt.