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Die Solothurner Schützenveteranen feiern Jubiläum – und ihr Präsident trifft immer noch besser als mancher Junge

Alex Mann mit der Jubiläumsschrift zum 100-jährigen Bestehen des Schützenveteranen-Verbands.

«Man kann solange schiessen, wie die Augen gut sehen und man nach dem Schiessen wieder aufstehen kann», sagt Alex Mann und lacht. Der Präsident des Kantonalverbands der Solothurner Schützenveteranen ist 72 Jahre alt und trifft noch immer häufiger ins Schwarze als viele junge Schützen. Acht der letzten 20 Vereinsmeisterschaften von Bibern konnte er für sich entscheiden. «Die Erfahrung», sagt er, helfe ihm. So könne er vielleicht Wind und Wetter besser einschätzen und bewahre die Ruhe, auch wenn’s mal hektisch wird.

So wie Alex Mann sind knapp die Hälfte der 930 Mitglieder des Schützenveteranenverbands noch aktiv. Der Älteste musste mit 96 Jahren das Handtuch werfen, erzählt Mann. Er konnte nach der Schussabgabe – die im Liegen erfolgt – nicht mehr aufstehen. Nicht schlimm:

«Die Geselligkeit und Kameradschaftspflege stehen ab 60 klar im Vordergrund.»

Am Samstag, 20. November, sind die Veteranen mal wieder gesellig. Ihr Verband, der in sieben Bezirksverbände unterteilt ist, wird 100 Jahre alt. Das wird in Neuendorf mit Politik, Militär und Musik gefeiert und jeder bekommt eine Jubiläumsschrift. Diese hat Hans Grolimund aus Büsserach verfasst, sie zählt stolze 104 Seiten.

Hunderte von Stunden hat Grolimund investiert, akribisch die gesamte Vereinsgeschichte aufgeschrieben. Trouvaillen sind enthalten, wie der Protokollauszug aus den Anfängen der Vereinsgeschichte, wo ein Felix Jecker aus Grenchen «lebhaft gegen sein irrtümlicherweise gemeldetes Ableben» reklamiert. Oder zur Jahresversammlung 1956, die am Muttertag stattfindet und deshalb als «Novum auch die Frauen eingeladen werden».

Die erste Veteranin tritt erst 1988 dem Verband bei, auch heute noch sind Frauen eine verschwindend kleine Minderheit. «Frauen, die heute Mitglied im Veteranenverband werden können, sind in den 50er und 60er-Jahren geboren, und damals war für Frauen das Schiessen noch nicht so populär», sagt Alex Mann. Aber «das wird in ein paar Jahren dann anders sein», ist er überzeugt, denn heute liege der Frauenanteil in Schützenvereinen bereits bei einen Drittel.

Mitgliederschwund durch Verkleinerung der Armee

Alex Mann blättert in der Jubiläumsschrift zur Tabelle mit der Mitgliederentwicklung. 13 Männer hatten 1921 den Verband gegründet, in den 90er-Jahren feierte er mit fast 1200 Mitgliedern ein Rekordhoch, seither allerdings ist die Tendenz sinkend. «Früher musste man bis 45 oder 50 Militärdienst leisten», sagt Alex Mann. Und für das «Obligatorische» musste man üben.

Die Vereine zählten in dieser Zeit mehr Mitglieder, die dann im Alter von 60 plus in den Veteranenverband wechselten. Die Verkleinerung der Armee führte dazu, dass bei vielen das Interesse am Schiessen abnahm.

Bei Alex Mann ist es aber noch ungebrochen. «Ich habe mit 17 Jahren mit dem Schiessen angefangen», sagt er. Aufgewachsen in einer begeisterten Schützenfamilie lieferte er bereits an seinen ersten Wettkämpfen gute Resultate, und so ist er dem Sport treu geblieben. 20 Jahre lang war er aktiver Schütze, dann habe er nach und nach auch diverse administrative Arbeiten in Vereinen und Verbänden übernommen.

Seit acht Jahren ist er Präsident der Schützenveteranen. Dabei geht er auch einer ganz ehrenvollen Aufgabe nach. Auch die ist in der Jubiläumsschrift festgehalten: Im Jahre 1947 wurde beschlossen jedem verstorbenen Veteranenkamerad mit der Verbandsfahne die letzte Ehre zu erweisen. Das macht Alex Mann zusammen mit dem Fahnenträger noch heute.