Coca-Cola bringt die Kaffeekette Costa in die Schweiz und plant bis zu 15 Filialen

Wenn die Schweiz nach etwas süchtig ist, dann nach Kaffee. Rund 2 Milliarden Franken jährlich setzt die Gastronomie hierzulande mit Kaffee um, zusammen mit dem Detailhandel und weiteren Kanälen werden mit den Koffein-Klassikern 3,1 Milliarden Franken umgesetzt. Der Markt wächst stark. Analysten rechnen alleine zwischen 2021 und 2025 mit Mehrumsätzen von knapp 250 Millionen Franken.

Ein Stück des Kuchens will sich nun auch der hiesige Coca-Cola-Abfüller Coca Cola HBC Schweiz abschneiden. Er bringt im Lauf dieses Jahres die britische Kaffeekette Costa Coffee in die Schweiz, die der Coca-Cola-Konzern 2019 für 5,1 Milliarden Dollar erworben hat. Der Start war hierzulande eigentlich schon 2020 geplant. Die Coronakrise machte der Firma aber einen Strich durch die Rechnung.

«Wir sind keine Gastronomen»

Eigene Kaffeehäuser sind ein Teil der Strategie – aber nicht nur. Der für die Expansion in der Schweiz verantwortliche HBC-Manager Lorenz Haschemi spricht von «Leuchtturmobjekten». Darunter versteht er eigene Kaffeehäuser, aber auch Shop-in-Shop-Konzepte. Haschemi sagt im Gespräch mit CH Media bei einem exklusiven Besuch im Costa-Coffee-Showroom in Brüttisellen ZH:

«Wir planen mit 10 bis 15 solchen Objekten in den nächsten drei bis fünf Jahren.»

Diese werden in den grossen Städten der Schweiz zu liegen kommen. In Frage kämen Standorte wie Zürich, Basel, Bern, Luzern, St. Gallen oder Genf. Selbst betreiben will Coca Cola HBC die Filialen nicht, sondern sucht nach Franchise-Nehmern. «Wir sind keine Gastronomen», sagt Haschemi. Gespräche mit möglichen Partnern liefen. Auch ein Master-Franchising sei möglich. Bei diesem Modell übernimmt eine Gastro-Kette den Betrieb und den Aufbau einer Marke im ganzen Land.

Costa ist bereits bekannt als Marke

Ein Vorteil sei, dass bereits jeder vierte Schweizer die Marke Costa Coffee kenne, sagt Haschemi – etwa von Ferienreisen. Costa betreibt weltweit fast 4’000 Kaffeehäuser und ist nach Starbucks die Nummer zwei im Markt. An Starbucks führt auch in der Schweiz kein Weg vorbei. Über 50 eigene Kaffeehäuser betreibt der Kaffee-Konzern aus Seattle hierzulande. Zudem unterhält er eine Partnerschaft mit dem Kiosk- und Convenience-Shop-Betreiber Valora, der die wichtigen Bahnhöfe und Verkehrsknotenpunkte besetzt. Starbucks-Bohnen, Kapseln und Kaltgetränke stehen bei Coop und Migros in den Regalen.

Eine ähnlich umfassende Strategie verfolgt Coca Cola HBC. Noch dieses Jahr will der Abfüller die von der Firma Thermoplan in Weggis LU entwickelten Costa-Kaffeeautomaten in Büros und halböffentlichen Räumen aufstellen. Die Bohnen, Kapseln und Getränke in Aluminiumdosen sollen bald im Schweizer Detailhandel erhältlich sein.

Know-How von Starbucks

Pikant: Dafür zuständig ist Lukas Henle, der erst im Februar zum Unternehmen stiess. Zuvor war er bei Nestlé für den Verkauf im Schweizer Detailhandel verantwortlich. Und dort ging es unter anderem darum, die Kaffeeprodukte von Starbucks in den Supermärkten zu lancieren, da Nestlé das Detailhandelsgeschäft des US-Konzerns für teures Geld übernommen hat. Nun versucht Henle das Gleiche mit Costa Coffee. Zudem hat Coca-Cola auch einen Manager angestellt, der damals beim Aufbau von Starbucks hierzulande zuständig war. Dies zeigt, wie ernst es der Firma mit der Schweizer Lancierung ist. Henle:

«Wir wollen unsere Produkte dort verkaufen, wo sie gebührend inszeniert werden können.»

Die Verhandlungen liefen. Mit wem, verrät er nicht. Als Partner kommt beispielsweise Coop infrage. Der Detailhändler blickt bereits auf eine starke Zusammenarbeit mit Coca-Cola zurück und ist erste Anlaufstelle für Markenprodukte im Schweizer Detailhandel. Henle verneint das nicht. Coca Cola HBC sei mit unterschiedlichen Partnern im Detailhandel im Gespräch, sagt er.

Kaffee-Ketten drängen auf den Markt

Costa Coffee werde in der Schweiz im Premium-Bereich positioniert werden, sagt er. «Costa Coffee wird altersmässig vor allem die jüngere Generation Z ansprechen», sagt Henle.

Neben eigenen Kaffeehäusern, die von Franchise-Nehmern betrieben werden sollen, Verkaufsmaschinen und dem Verkauf der Produkte im Detailhandel will Costa auch Schweizer Hoteliers und Gastronomen zu einer Zusammenarbeit bewegen. Dafür bildet der Kaffee-Experte Martin Ponti Gastro-Personal am Coca-Cola-Standort in Brüttisellen ZH aus. Er arbeitete zuvor für den italienischen Kaffeeproduzenten Lavazza. Die Idee dahinter:

Hotels und Restaurants sollen Maschinen, Bohnen und das Know-How von Costa Coffee beziehen und die Marke so weiter in der Schweiz verankern.

Der Kaffeemarkt wuchs zuletzt stark. Das zeigt auch die Expansion von immer mehr unabhängigen, kleineren Ketten. Exemplarisch dafür steht die Zürcher Kette Vicafé, die in den letzten sechs Jahren von einem Standort auf 12 in Zürich und Basel ausbauen konnte. Die Westschweizer Kaffeekette Boréal hat den Schritt in die Deutschschweiz gewagt, Valora hat die eigene Kaffeekette Caffè Spettacolo stark ausgebaut. Dennoch dürfte die Corona-Krise den Markteintritt von Costa Coffee deutlich erschweren. Coca-Cola-Manager Lukas Henle glaubt, dass der Markt nach der Coronakrise weiter wachsen wird. «Die Schweiz bleibt profitabel», sagt er.