
Rolf Schrepfer: «Es braucht Freude, Leidenschaft, Härte»
Rolf Schrepfer war zeit seiner Karriere als Spieler das, was man gemeinhin als Playoff-Spezialist bezeichnet. Wenns auf dem Eis wirklich zählte und es entsprechend härter zur Sache ging, dann blühte «Schrumm», so der Spitzname des aktuellen EHC-Olten-Assistenztrainers, so richtig auf. «Ich nahm mir vor, in den 30 Sekunden, die ich jeweils auf dem Eis war, alles in die Waagschale zu werfen. Immer Vollgas, immer voller Einsatz.» Das heisst: Die Checks fertig machen, Schüsse blocken, den Gegner mit hart- näckigem Einsatz nerven, «ihm unter die Haut gehen», wie es Schrepfer beschreibt.
Unter die Haut gehen muss der EHC Olten auch dem EHC Kloten, will man in der Halbfinalserie gegen den grossen Favoriten über die Statistenrolle hinauskommen. Im ersten Duell am vergangenen Samstag legten die Oltner einen ziemlich zahnlosen Auftritt hin. «Es war sowieso ein seltsames Spiel mit wenig Körperkontakt und Emotionen. So gar nicht playoffmässig», hatte auch Schrepfer von der Trainerbank aus beobachtet.
Zu viel Respekt und eine seltsame Zurückhaltung
Für den Thurgauer ist deshalb klar, was der EHCO im Hinblick auf das zweite Halbfinalduell vom Dienstagabend ändern muss: «Es braucht Freude, Leidenschaft und Härte.» Auffällig war beispielsweise, dass die Oltner am Ostersamstag mit einer irritierenden Zurückhaltung ans Werk gingen. «Wir hatten zu viel Respekt», hatte schon Headcoach Fredrik Söderström unmittelbar nach der 2:6-Niederlage festgestellt.
Und noch etwas war bemerkenswert: Bejubelten die EHCO-Spieler in der Viertelfinalserie gegen Sierre noch jeden Check, jeden geblockten Schuss und jede gelungene Aktion der eigenen Mannschaft von der Spielerbank aus lautstark, so war im Schluefweg diesbezüglich Fehlanzeige. «Es kam gar nie richtige Playoff-Stimmung auf. Weder bei uns noch bei den Klotenern», sagt Schrepfer.
Dabei wäre genau die Intensität der Schlüssel zum Erfolg für den EHCO. Mit spielerischen Mitteln wird sich der EHC Kloten nicht aus der Bahn werfen lassen. «In den Playoffs lautet das Motto nun mal: Chratze, biisse, chräble – dem Gegner das Leben so schwer wie möglich machen», beschreibt Schrepfer. «Klar war vielleicht der eine oder andere Spieler von uns, der zum ersten Mal in einem Playoff-Halbfinal steht, nervös. Aber wir gaben ihnen das Gefühl, dass sie viel zu gut sind. Das darf nicht passieren.»
Die Schwächen aus dem ersten Spiel ausmerzen
Für den dreifachen Schweizer Meister mit den ZSC Lions (2000, 2001) und dem SC Bern (2004), der Ende Saison wieder an seinen «normalen» Arbeitsort als Headcoach des EHC Arosa zurückkehren wird, ist klar, dass die Oltner im Kleinholz-Stadion viel mutiger auftreten müssen. Dabei gilt es vor allem, die Schwächen des ersten Duells auszumerzen: Man gewährte den Klotenern viel zu viel Platz, ihr Spiel aufzuziehen, fand nie in die Zweikämpfe und generell keinen Zugriff auf das Spiel. Dazu muss auch der Goalie, ob Silas Matthys oder Simon Rytz, einen Glanztag erwischen.
Rolf Schrepfer sagt mit der Erfahrung aus unzähligen Playoff-Schlachten: «Wir haben ein Spiel verloren. Das muss man nach zehn Minuten abhaken und sich auf die nächste Aufgabe vorbereiten.» Was nach einer der typischen Playoff-Phrasen tönt, entspricht eben der Realität. Noch ist nichts verloren. Aber es muss sich viel ändern.
Der nächste Ausfall droht
Die Personalsituation droht sich beim EHCO weiter zuzuspitzen. Im Training vom Montag fehlte Jewgeni Schirjajew, der sich im ersten Halbfinalduell eine Unterkörperverletzung zugezogen hat. Ein Einsatz heute ist nicht ausgeschlossen, aber selbst ein angeschlagener «Gino» ist für die Oltner ein schwerwiegender Verlust. Cédric Hüsler trainierte wieder voll mit, doch sein Comeback dürfte sich unter normalen Umständen noch ein paar Tage verzögern. Wobei: Im Sturm läuft man personell mittlerweile derart am Limit, dass eine vorzeitige Rückkehr des Kämpfers nicht ausgeschlossen werden kann. Übrigens: Gegen Klotens Marc Marchon wurde für dessen rücksichtslosen Check gegen den Kopf von Stan Horansky kein Verfahren eröffnet wird – zum grossen Unverständnis des EHC Olten.