Neue Testoffensive ab April: 42 Aargauer Unternehmen haben sich bereits für die Massentests gemeldet

Seit knapp drei Wochen läuft in Aargauer Schulen, Pflegeheimen und Betreuungsinstitutionen ein Pilotprojekt mit repetitiven Tests. Es kommen Speicheltests zum Einsatz. Diese werden nicht einzeln analysiert, sondern zusammengemischt (gepoolt). Nur wenn ein Pool positiv ist, werden die Personen einzeln getestet. So kann eruiert werden, welche der Personen im Pool sich tatsächlich mit dem Coronavirus angesteckt haben. Im Rahmen des Pilotprojekts wurden bis zu 2300 Tests pro Woche durchgeführt. Insgesamt wurden 5000 Personen getestet.

In Zukunft sollen es deutlich mehr sein. Ab April sollen nicht nur in weiteren Schulen im Kanton repetitive Tests stattfinden. Auch Firmen sollen dann die Möglichkeit haben, ihre Mitarbeitenden regelmässig zu testen. Interessierte Firmen können sich online auf www.ag.ch/coronavirus-rete anmelden.

Die Tests werden «risikobasiert» eingesetzt

Bis am Sonntagabend haben sich laut Kantonsärztin Yvonne Hummel bereits 42 Unternehmen mit insgesamt 6000 Mitarbeitenden registriert. Darunter ist auch die ABB mit rund 4000 Mitarbeitenden. Die restlichen 2000 Mitarbeitenden verteilen sich auf kleinere Unternehmen.

In welchen Firmen die Mitarbeitenden zuerst regelmässig getestet werden, hänge aber nicht vom Anmeldezeitpunkt ab, stellte Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati gestern an der digitalen Medienkonferenz des Kantons klar. «Wir werden die Massnahme der regelmässigen Tests risikobasiert einsetzen.» Das heisst: Zuerst sind jene Betriebe an der Reihe, in denen die Mitarbeitenden nahe beieinander arbeiten müssen und das Ansteckungsrisiko entsprechend höher ist. Als Beispiel führte Gallati die Fleischverarbeitung an.

Tests haben Corona-Ausbruch an einer Schule verhindern können

Die regelmässigen Tests sind freiwillig. Im Rahmen des Pilotprojekts haben sich an den Schulen 70 Prozent der Schülerinnen und Lehrer testen lassen. In den Betreuungsinstitutionen lag die Testquote bei 50 Prozent. Am tiefsten war sie mit 40 Prozent in den Pflegeheimen. Laut Hummel liegt das auch am Schichtbetrieb. Dadurch sei es zeitlich gar nicht für alle Mitarbeitenden möglich gewesen, an den angebotenen Massentests teilzunehmen.

Unter den getesteten Personen fanden sich bisher 0,08 Prozent asymptomatisch infizierte Personen. Personen also, die sich angesteckt hatten, aber (noch) keine Symptome zeigten. Dieser Wert sei vergleichbar mit Zahlen anderer Kantone, sagte Yvonne Hummel. Im Schweizer Durchschnitt liegt der Wert bei 0,05 Prozent. An einer Aargauer Schule konnte laut Hummel dank der repetitiven Tests wahrscheinlich ein Corona-Ausbruch verhindert werden. Es gab vier positive Pools. Die asymptomatisch infizierten Personen konnten eruiert und isoliert werden, bevor sie andere anstecken konnten.

Bis zu 200’000 Tests pro Woche in Schulen und Betrieben

Ab April wollen die Verantwortlichen die Anzahl Tests im Aargau sukzessive auf 200’000 pro Woche steigern. Noch gibt es laut Hummel aber Klärungs- und Organisationsbedarf bei der Logistik und Informatik, beim Anmelde- und Meldewesen sowie der Erhebung, Auswertung und Publikation der Daten. Vor allem aber sei die Ausweitung der Tests stark von der Verfügbarkeit der Laborkapazitäten abhängig, sagte die Kantonsärztin. Sie hielt aber fest, die Kapazitäten von 200’000 Tests pro Woche seien realistisch und mit den privaten Labors, welche die Tests auswerten werden, so abgemacht.

So grosse Ambitionen wie der Aargau beim repetitiven Testen haben nicht alle Kantone. Wie die «SonntagsZeitung» berichtete, hat zum Beispiel der Kanton St.Gallen beschlossen, auf breit angelegte Massentests zu verzichten. Die Kantone Solothurn, Luzern und Schwyz sind noch gar nicht so weit: Sie wollen erst in den nächsten Wochen entscheiden, ob und wie sie ihre Pilotprojekte ausweiten. Auch der Kanton Zürich hat gemäss der Zeitung erst eine Arbeitsgruppe gebildet, um die Teststrategie zu überarbeiten.