Olten gegen Sierre wird eine ganz enge Kiste

Etwas mehr als 15 Jahre ist es her, dass der EHC Olten und der HC Sierre in den Playoffs letztmals aufeinandertrafen. Im Februar 2006 behielten die Unterwalliser in der Viertelfinal-Serie mit 4:1-Siegen die Oberhand gegen die Oltner. Detail am Rande: In der EHCO-Verteidigung spielte damals ein gewisser Marc Grieder, 20 Jahre jung. Der heutige Sportchef der Powermäuse absolvierte 2005/06 eine halbe Saison mit Olten.

Zwei Jahre zuvor war das zweite Playoff-Duell zwischen Sierre und Olten über die Bühne gegangen. Auch damals behielten die Gelbroten das bessere Ende für sich und gewannen die Halbfinalserie mit 4:2-Siegen.

Blickt man also sowohl in die Geschichtsbücher als auch auf die Gegenwart, dann ist der HC Sierre in der aktuellen Playoff-Serie in der Favoritenrolle. In der Qualifikation der laufenden Saison holten die Walliser zwölf Punkte mehr als die Solothurner (81:69). In den direkten Begegnungen gab es jeweils zwei Auswärtssiege, wobei die Oltner einmal erst nach Verlängerung gewannen. Doch nehmen wir die beiden Kontrahenten doch etwas eingehender unter die Lupe und untersuchen, wer wo welche Vorteile hat.

Goalies
Sowohl Sierres Remo Giovannini als auch Oltens Duo Silas Matthys/Simon Rytz gehören zu den solideren Schlussmännern der Swiss League. Dennoch ist hier der EHCO im Plus – auch statistisch: Headcoach Fredrik Söderström hat zwei gestandene Keeper zur Auswahl. 0:1

Verteidigung
Sierre-Captain Maxime Montandon hat eine unglaubliche Qualifikation hingelegt und mit 41 Punkten (10 Toren) geskort wie noch nie zuvor in seiner Karriere. Der 2,03-Mann gehört zusammen mit Goran Bezina (1,90) und Mike Wyniger (1,90) zu den Türmen in der Defensive der Unterwalliser. Bei den Oltner, die weniger Gegentore kassiert haben, fehlen in der Verteidigung die absoluten Leaderfiguren. Eines der grossen Defizite während der Quali. Physis und Feuerkraft sprechen hier für Sierre: 1:1.

Sturm
Sierres Wohlbefinden steigt und fällt mit der Performance des Sturmduos Arnaud Montandon/Guillaume Asselin. Die Beiden erzielten zusammen 61 (Montandon 36, Asselin 25) der insgesamt 162 Tore, die dem Team gelangen – also weit über ein Drittel. Wenn dieses Duo in Fahrt kommt, dann ist es nur schwer zu bremsen. Mit Castonguay, Dolana und Monnet verfügen die Siderser auch über Potenzial aus der zweiten Reihe. Beim EHCO weiss man nie, was man von wem bekommt. Leichter Vorteil für Sierre: 2:1.

Trainer
Für Fredrik Söderström steht in dieser Playoff-Serie vermutlich nichts weniger als seine Zukunft in Olten auf dem Spiel. Bei einem Viertelfinal-Out dürfte seine Ära zu Ende gehen. Auch in dieser Saison  ist der Schwede den Beweis schuldig geblieben, die richtigen Lösungen für seine unberechenbare Truppe parat zu haben. Auf der anderen Seite macht Dany Gélinas auch in seinem dritten Jahr bei Sierre einen sehr guten Job und hat seine Mannschaft in unerwartete Höhen der Tabelle geführt. Vorteil Sierre: 3:1.

Ausländer
Guillaume Asselin gehört zum Besten, was die Swiss League zu bieten hat punkto Söldner. Das hat er auch bei seiner Stippvisite in der National League bei Servette eindrücklich unter Beweis gestellt, wo er in vier Spielen sechs Tore erzielte. Eric Castonguay ist ein solider Defensivcenter, der die zweite Sturmlinie stabilisiert. Im Gesamtpaket dürften aber Garry Nunn und Dion Knelsen etwas mehr bringen. Vor allem, wenn Knelsen gegen Ende der Saison vielleicht doch noch zu Hochform aufläuft? Vorteil Olten: 3:2.

Erfahrung
Goran Bezina (40) und Thibaut Monnet (39) bringen die Routine von jeweils weit über 800 Schlachten in der höchsten Liga mit. In den engen Playoff-Partien kann diese Erfahrung Gold wert sein. Doch auch bei den Oltnern stehen einige Akteure am Start, die einen umfangreichen Playoff-Rucksack mitbringen. Es wird drauf ankommen, wie die Leader diesen Vorteil aufs Eis bringen. Schaut man auf die Qualifikation, dann liegen die Pluspunkte bei Sierre: 4:2.

Spielweise
Wie bereits angetönt, hat Sierre gewichtige, körperliche Argumente. Es ist ein Krampf, gegen diese Mannschaft zu spielen. Doch in den Playoffs gibt es sowieso keine «einfachen» Spiele mehr. Es wird also am EHCO liegen, welche Antworten er auf die physische Spielweise der Walliser findet. Kann man sich darauf einstellen, dann könnte der Speed zu Gunsten der Oltner sprechen. 4:3.

Fazit
Keine Frage: Es dürfte eine enge Kiste werden zwischen dem 4. und dem 5. der Qualifikation. Der EHC Olten ist nicht chancenlos, muss aber die Baustellen, die immer noch existieren, so schnell wie möglich beseitigen. Beim 5:0-Sieg in Sierre im November zeigten die Oltner, wie es gehen könnte. Treten sie so auf wie bei der 1:5-Niederlage auf eigenem Eis im Oktober, dann wird es ein schnelles Saisonende geben. Unter dem Strich dürfte die stabilere Spielweise knapp zu Gunsten der Walliser sprechen.