Aarau-Trainer Stephan Keller über Donat Rrudhani: «Er trinkt am meisten Bier»

Der FC Aarau siegt und be­geistert – endlich wieder: Nach der Niederlage gegen Vaduz und dem Unentschieden in Yverdon sichern sich die Aarauer gegen den FC Wil im Stadion Brügglifeld drei Punkte. Im Gegensatz zu den zuletzt mauen Dar­bietungen in der Challenge League gelingt es der Mannschaft gegen die Ostschweizer, dem Publikum ge­hobene Unterhaltung zu bieten. So sprühen die Spieler zeitweise vor Laufbereitschaft und Kombinationsfreude und drängen auch nach dem 2:0 auf weitere Tore. Am Ende muss sich der FCA nur einen Vorwurf gefallen lassen: Der Sieg hätte höher ausfallen müssen.

Der Schlüsselmoment
Die FCA-Fans werden froh sein, dass in dieser Rubrik nicht der verschossene Elfmeter von ­Marco Aratore auftaucht. Denn anders als in früheren Spielen lässt sich der FC Aarau den Sieg nach einer ausgelassenen Topchance wie dieser nicht mehr nehmen. Und so ist vielmehr der frühe Führungstreffer in der 4. Minute der berühmte Dosenöffner, der die Angelegenheit in die gewünschten Bahnen lenkt und die Gedanken in den Köpfen der Spieler entkrampfen lässt. Nicht nur ist das Tor wunderschön herausgespielt, sondern verschafft es der Mannschaft von Stephan Keller auch die ­nötige Gelassenheit, sich ohne Hektik anschauen zu können, was die Wiler an diesem Abend offensiv zu bieten haben. Das ist nicht viel, wie sich später herausstellen sollte. Aus dieser Position der Stärke heraus gewinnt der FC Aarau auch das Spiel.

Das gab zu reden
Beim FC Aarau fehlten gegen Wil die beiden nominellen ­Captains. Shkelzen Gashi sass zu Beginn der Partie auf der Bank und wurde später ein­gewechselt, während dem gesperrten Olivier Jäckle ein Einsatz gänzlich verwehrt blieb. In Abwesenheit der beiden war es Donat Rrudhani, der sich die rote Binde über den Arm streifen durfte. Die Wahl des 22-Jährigen war erfrischend, für einige Beobachter vielleicht auch mutig, da auch ältere und erfahrenere Spieler auf dem Platz standen, die als Aushilfscaptain in Frage gekommen wären.

Trainer Stephan Keller jedenfalls scheint die Diskussion um das Captainamt einiges an ­Amüsement zu bereiten. Nachdem er erst scherzhaft entgegnet, dass Rrudhani innerhalb der Mannschaft «am besten Karten» spiele und «am meisten Bier» trinke («Attribute, die man als Captain haben muss»), gibt er dann doch auch eine Be­gründung ab, die auf vereinsinternen Faktoren fusst. «Donat ist einer der vier Mitglieder im Mannschaftsrat», sagt Keller. In diesem Gefüge stellt Gashi den Teamcaptain mit Rrudhani als Stellvertreter, während Jäckle und Marco Thaler als soge­nannte Klubcaptains fungieren. «Ich habe vier Captains», sagt Keller. Wer aus diesem Quartett die Binde trage, sei letztlich einerlei.

Es ist ein Vorgehen, wie es im Profifussball nicht einzigartig ist. So dehnt etwa auch der FC Barcelona die Verantwortung auf vier Spieler aus. «Ich bin leider also doch nicht der innovativste Trainer der Welt», bedauert Keller, natürlich nicht ohne einen Tropfen Ironie in seiner Aussage.

Ungleich emotionaler gestalteten sich die Aussagen bei dem Mann, dessen Augen auch noch weit nach Schlusspfiff leuchteten. «Dass ich Captain sein durfte, bedeutet mir sehr viel», sagte Rrudhani, der in ­jenem Moment auch an seinen Werdegang dachte. An die Zeit, als er vor zwei Jahren nach Aarau gekommen war, «als mich noch niemand kannte», und an das, was sich seither entwickelt hat. «Heute kann ich sehr stolz sein auf mich», sagte er und brachte seinen Arbeitseinsatz mit drei einfachen Schlagworten auf den Punkt: «Captain, Sieg, Tor. Es war der perfekte Abend.»

So geht es weiter
Diesen Freitag reist der FC Aarau zum Spitzenspiel der Challenge League nach Winterthur. Die Zürcher haben am Dienstagabend in Vaduz mit 0:2 verloren und liegen in der Tabelle nur noch einen Punkt vor den Aarauern, die ihren Gegner mit einem Sieg folglich überholen können. Die Partie im Stadion Schützenwiese wird um 20.30 Uhr angepfiffen.