Der EHC Olten erlebt im Thurgau den puren Eishockey-Wahnsinn

Der Hockeygott trägt gestern Sonntag vor allem ein Trikot: jenes des EHC Olten. 49 Sekunden vor Schluss gelingt den Powermäusen in der letzten Qualifikationsrunde der Swiss League beim HC Thurgau der so wichtige 3:3-Ausgleichstreffer – dies notabene in Unterzahl. Garry Nunn sah am längeren Pfosten Dion Knelsen stehen, der aus äusserst spitzem Winkel gerade noch die Scheibe erwischte. Diese kullerte anschliessend im Zeitlupentempo über die Linie.

Die Freude beim EHCO war gross, auf der Bank bildeten die Spieler eine Traube. «Garry ist so ein guter Spieler, er zog alle Gegenspieler auf sich, sah mich freistehen und spielte den exzellenten Pass. Das war mein bislang wichtigstes Tor meiner Karriere», sagte Dion Knelsen nach dem Spiel noch immer mit erhöhtem Puls.

Wird das Powerplay plötzlich zu Oltens Stärke?
Sein Tor brachte die Powermäuse in die Verlängerung, was gleichbedeutend war mit der direkten Playoffqualifikation. Das anschliessend für Olten zur Randnotiz verkommene Penaltyschiessen, zu dem Trainer Fredrik Söderström die Stürmer Cyril Oehen, Dominic Weder sowie die Teenager Mason McTavish und Brennan Othmann antreten liess, ging verloren. Dennoch hatte Olten damit den fünften Platz, der nach der Niederlage in Visp in Ferne gerückt war, tatsächlich zurückerkämpft.

Lange Zeit war das äusserst intensive Spiel in Weinfelden auf Messers Schneide. Olten erwischte einen nervösen Start, ehe man das Lampenfieber mit McTavishs 1:1 ablegen konnte. In der Folge waren die Gäste insbesondere im Powerplay zur Stelle. Jewgeni Schirjajew glich einen erneuten Rückstand in Überzahl nach sehenswerter Kombination aus, worauf sich die Partie zur absoluten Nervensache entwickelte. Vier Minuten vor Schluss gelang Thurgaus Dominic Hobi der vermeintliche Siegtreffer. EHCO-Verteidiger Philipp Rytz, der sich danach einmal mehr einen Aussetzer erlaubte, erlosch mit seiner Disziplinarstrafe die letzten Funken Hoffnungen. Bis Garry Nunn und Dion Knelsen zu ihrem grossen Auftritt ansetzten.

Das Kuriose an diesem Oltner Hockey-Wahnsinn: Der späte Shorthander Knelsens wäre gar nicht mehr nötig gewesen, weil Visp seine 3:2-Führung gegen Ajoie in den Schlussminuten noch verspielte und nun den ungemütlichen Weg über die Pre-Playoffs gehen muss.

«Wir haben uns diese Playoffs verdient»
Der EHC Olten kann sich stattdessen zehn Tage auf seinen Playoffgegner einstellen: den HC Sierre. Gegen das Überraschungsteam der Liga ging man je zwei Mal als Sieger und Verlierer hervor. Besonders spannend: Jeweils das Auswärtsteam gewann, in guter Erinnerung dürfte der Söderström-Truppe der 5:0-Sieg im November sein. «Ich bin so stolz auf das Team. Wir haben uns diese Playoffs verdient», sagte Oltens Captain Dion Knelsen. «Ich hatte mein Tief und es war eine wilde Achterbahnfahrt für uns als Team, aber ich bin umso glücklicher, dass wir uns rechtzeitig steigern konnten. Und es ist ja jetzt die beste Zeit, als Eishockeyspieler heiss zu sein.»

Thurgau – Olten 4:3 n.P. (1:1, 1:1, 1:1, 1:0)


Güttingersreuti. – Keine Zuschauer. – SR: Massy/Hürlimann, Gurtner/Bichsel. – Tore: 4. Soracreppa (Hollenstein) 1:0. 19. McTavish (Fuhrer, Fogstad Vold) 1:1. 33. Brändli (Scheidegger) 2:1. 36. Schirjajew (Knelsen/Ausschluss Ness) 2:2. 56. Hobi (Ness, Loosli) 3:2. 60. (59:11) Knelsen (Nunn/Ausschluss Philipp Rytz!) 3:3. – Penaltyschiessen: Hobi 1:0, Oehen -; Loosli 2:0, Weder -; Brändli -, McTavish -. – Strafen: 3-mal 2 Minuten gegen Thurgau, 2-mal 2 Minuten plus 10 Minuten (Philipp Rytz) gegen Olten.
Thurgau: Aeberhard; Brennan, Soracreppa; Wildhaber, Parati; Scheidegger, Molina; Fechtig; Hollenstein, Rundqvist, Ang; Bischofberger, Hobi, Loosli; Wetli, Brändli, Rehak; Hinterkircher, Ness, Spannring; Baumann.
Olten: Matthys; Stämpfli, Lüthi; Elsener, Philipp Rytz; Maurer, Heughebaert; Gurtner; Horanski, Knelsen, Nunn; Othmann, Schirjajew, Wyss; McTavish, Fuhrer, Fogstad Vold; Weder, Schwab, Oehen; Halberstadt.
Bemerkungen: Olten ohne Rexha, Schwarzenbach, Weisskopf, Hüsler und Portmann (alle verletzt). 20. Pfostenschuss Knelsen. Olten von 59:10 bis 59:13 mit zusätzlichem Feldspieler statt Torhüter Matthys.