
Auch eine Fusion ist möglich: Regionale Energie- und Wasserwerke vor dem Schulterschluss
Die zentrale Aussage der im Kern brisanten Medienmitteilung lässt sich in zwei Sätzen zusammenfassen: «Die vier regionalen Energie- und Wasserwerke tba energie ag, Aarburg, EW Oftringen AG, EW Rothrist AG und StWZ Energie AG, Zofingen, wollen eine Fusion prüfen. Genauer untersucht werden sollen eine gemeinsame Betriebsgesellschaft sowie ein vollständiger Zusammenschluss.»
Was sind die Gründe? In der Medienmitteilung der vier Werke und deren Eigentümergemeinden (an der EW Rothrist AG ist auch Vordemwald beteiligt) heisst es: «Der Energiebereich ist im Umbruch: Die Themen Dezentralisierung und Digitalisierung stehen für den grundlegenden Wandel des Energiesystems. Die Umwälzungen sind Folge des technischen Fortschritts und veränderter politischer Vorgaben.»
Die Energieversorgerinnen seien auf mehreren Ebenen betroffen – insbesondere hinsichtlich ihrer hoheitlichen Aufgaben, aber auch ihrer Marktaktivitäten. Denn tatsächlich spielt sich der Stromverkauf heute auf einem Markt ab – auch wenn wir Klein- und Privatkonsumentinnen und -konsumenten derzeit (noch) keine Wahlmöglichkeit haben: Wir müssen das Produkt des jeweiligen Stromverteilunternehmens kaufen. Grossverbraucher aus der Industrie und Ketten (zum Beispiel die Filialen der Migros) können ihren Strombedarf auf dem freien Markt eindecken.
«Das kommt für den privaten Haushalt in den nächsten fünf bis zehn Jahren auch», sagt Hans-Ruedi Hottiger. Der Stadtammann hat sich in seinen Funktionen als Verwaltungsratspräsident der StWZ Energie AG sowie als Grossrat in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema beschäftigt. Neben den Erfordernissen des Markts geht es auch um herausfordernde technische Entwicklungen, zu denen die dezentrale Stromproduktion gehört. Kundinnen und Kunden mit Solarpanels liefern Strom ins Netz – und benötigen an einem Sommertag keinen Fremdstrom. Im Winter aber schon.
Die StwZ Energie AG ist in der Region Zofingen die grösste «Playerin»: Geht es also um eine echte Fusion oder eher um die Übernahme der anderen Werke? Eine regionale AG oder eine Betriebsgesellschaft, in der Zofingen die anderen Gemeinden im Verbund überstimmen kann, ist für Hottiger kein Thema.
Max Moor, Gemeindeammann in Vordemwald und VR-Mitglied EW Rothrist AG, steht einer Gemeinde vor, welche 2013 ihr EW aufgegeben und mit jenem von Rothrist fusioniert hat. «Wir halten rund 16 Prozent des Aktienkapitals und sind via Statuten im Verwaltungsrat vertreten.» In diesem gehe es um die Sache und nicht um Gemeindeinteressen. Als Politiker müsse man in einer VR-Sitzung den Gemeinde-Hut ablegen und jenen des Versorgungsunternehmens aufsetzen. «Der Fusionsentscheid war eine gute Weichenstellung», sagt Moor. Entsprechend offen ist er gegenüber den laufenden Abklärungen. Ruth Strauch, Oftringer Gemeinderätin und VR-Präsidentin EW Oftringen AG, schliesst sich dem an. Sie will, dass sich «ihr» EW aktiv verhält – und nicht Gefahr läuft, durch Entwicklungen auf dem Markt und in der Technik überrollt zu werden.
Das sieht auch der Aarburger Gemeinderat und Grossrat Rolf Walser in seiner Funktion als VR-Vizepräsident der tba energie ag so. Die Prüfung von Zusammenarbeitsformen tue not, sagt er. «Das Projekt ist sinnstiftend.» Was Walser ablehnen würde, wäre ein Verkauf der tba an ein Unternehmen ausserhalb der Region. Wichtig ist ihm, dass am Ende der Abklärungen die Stimmbürgerinnen und -bürger das letzte Wort haben. Dem ist auch in der Einwohnerratsgemeinde Zofingen so, wie Hans-Ruedi Hottiger bestätigt.