Grossprojekt Durchgangsbahnhof wird das Stadtzentrum verändern

So stellt sich das Team Van de Wetering den künftigen Bahnhofplatz Richtung Pilatusstrasse vor. Visualisierung: Team Van de Wetering
So stellt sich das Team Van de Wetering den künftigen Bahnhofplatz Richtung Pilatusstrasse vor. Visualisierung: Team Van de Wetering

Der Durchgangsbahnhof wird für Luzern nicht nur ein Quantensprung für die Mobilität. Er soll auch eine Chance für die Stadtentwicklung sein. Dazu liess die Stadt im vergangenen Jahr eine Testplanung mit drei interdisziplinären Planungsteams durchführen. Diese hatten die Aufgabe, das Potenzial im Bahnhofsviertel zu analysieren, mögliche Entwicklungsziele zu formulieren und Vorschläge zu erarbeiten, wie das Stadtzentrum dereinst aussehen könnte. Basierend auf den Entwürfen der drei Teams formulierte ein Begleitgremium nun Empfehlungen und sieben Grundsätze, die in den weiteren Planungsarbeiten berücksichtigt werden sollen. Am Montag wurden diese den Medien vorgestellt.

Es seien «pragmatische und interessante» Vorschläge, sagte die Stadtluzerner Baudirektorin Manuela Jost (GLP). Sie seien originell, teils auch unrealistisch und mit Fragezeichen verbunden. In dieser Phase aber habe man auch Unmögliches denken dürfen. Jost betonte, dass die fachlichen Erkenntnisse, die Empfehlungen sowie die sieben Grundsätze nicht abschliessend, sondern die Grundlage für die weiteren Planungen seien. Der Stadtrat wolle seine Haltung erst definieren, wenn die Rückmeldungen aus einer nun startenden, rund dreimonatigen öffentlichen Diskussionsphase vorliegen. Die Resultate daraus sollen in ein Entwicklungskonzept zusammenfliessen.

Zwei neue Bahnhofsplätze sollen realisiert werden

In Bezug auf das künftige Buskonzept seien alle drei Teams zum Schluss gekommen, dass der Zugang zum Bahnhof künftig nicht mehr nur auf der Nordseite, dem heutigen Bahnhofplatz, erfolgen solle, sagte Deborah Arnold von der Stadtplanung. Da künftig ein rund doppelt so grosser Besucherstrom erwartet werde, müsse dieser verteilt werden.

Einer der erstellten Grundsätze empfiehlt deshalb, zwei zusätzliche Bahnhofplätze zu realisieren: Im Osten und im Westen des heutigen Bahnhofs. Es sollen zwei neue Buskorridore entlang der Zentralstrasse und im Tribschenquartier entstehen, um den heutigen Bahnhofplatz zu entlasten. Dies wiederum bedeutet, dass gerade die Zentralstrasse vom Durchgangsverkehr entlastet werden müsste. «Und dafür braucht es sicherlich ein Gesamtverkehrskonzept», sagte Arnold.

Im Anschluss an die Medienkonferenz hielt der Kanton in einer Medienmitteilung fest, dass er eine gesamtverkehrliche Studie mit Fokus auf die kantonalen Mobilitätsbedürfnisse unter seinem Lead angehen werde. Gleichzeitig würdigte er die von der Stadt erstellte Testplanung. Sie sei ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Realisierung des Durchgangsbahnhofs, wird Baudirektor Fabian Peter (FDP) zitiert.

Mehr Freiraum und weniger Autoverkehr am Bahnhof

Zwar soll der heutige Bahnhofplatz im westlichen Teil künftig ein Busbahnhof bleiben. Im östlichen Teil soll er als Aufenthaltsort aufgewertet werden. Dazu soll auch der Autoverkehr reduziert werden. Die konkrete Ausgestaltung dieses Platzes wird in einem Wettbewerbsverfahren bestimmt.

Vom Tisch sei die Idee, den Busbahnhof über den Geleisen zu realisieren, sagte Arnold. Analysen hätten gezeigt, dass diese Variante nicht mit dem angedachten Buskonzept kompatibel sei. Ein weiterer Grundsatz aus der Testplanung ist die verbesserte Verbindung zwischen den Quartieren. Dabei stehe der Ausbau der bestehenden Personenunterführung im Vordergrund, sagte Arnold. Zu einer Einkaufspassage werde sie wohl kaum umfunktioniert. Es gehe vielmehr darum, diese attraktiv und so einladend wie möglich zu gestalten.

«Das ist mehr als nur ein Schienenprojekt»

Dass der Durchgangsbahnhof mehr sei als nur ein innerstädtisches, unterirdisches Schienenprojekt, betonte auch Massimo Guglielmetti, SBB-Programmleiter für den Durchgangsbahnhof Luzern. «Es ist Zeit, dass Luzern einen modernen, gut funktionierenden Bahnhof erhält.» Vorgesehen ist, dass der Durchgangsbahnhof aus einem 3,5 Kilometer langen Tunnel von Ebikon bis Luzern, einem Tiefbahnhof mit vier Gleisen sowie einer unterirdischen Zu- und Wegfahrt durch das Gebiet Heimbach besteht.

Das Bahnhof-Projekt wird unter der Federführung des Bundesamts für Verkehr (BAV) vorangetrieben. Partner sind die SBB, die Kantone Luzern, Obwalden und Nidwalden, der Verkehrsverbund, die Zentralbahn sowie die Stadt Luzern. Im ersten Halbjahr 2019 hatten National- und Ständerat die Wichtigkeit des Durchgangsbahnhofs bestätigt. Für die weitere Projektierung stellte der Bund bis und mit Bau- und Auflageprojekt 85 Millionen Franken zur Verfügung. Voraussichtlich wird das eidgenössische Parlament 2026 über die definitive Realisierung entscheiden.

Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass die Planung rund 10 Jahre dauert, also bis 2030, mit weiteren 10 Jahren rechnen sie für die Bauzeit. 2040 soll das zwei bis drei Milliarden teure Grossprojekt schliesslich vollendet sein. Um auf Kurs zu sein, lautet denn auch der letzte der sieben Grundsätze: «Bereits heute mit der Umsetzung starten.» Vorgezogene Massnahmen wie beispielsweise ein angepasstes Bussystem sollen dafür sorgen, dass der Bahnhof auch während der Bauzeit als Mobilitätsdrehscheibe funktioniert. (sda)