
Belgierin steckt sich in der Schweiz mit britischer Coronavariante an – 5000 Menschen in Quarantäne
Am Dienstag stand es auf den Titelseiten belgischer Zeitungen: Weil eine Belgierin nach ihren Skiferien in der Schweiz die britische Corona-Variante eingeschleppt hatte, mussten im Raum Antwerpen zwei Schulen geschlossen und insgesamt rund 5000 Menschen in Quarantäne geschickt werden. Ihr Verhalten sei unverantwortlich und skandalös, kommentierten die Zeitungen. Kritisiert wird aber auch die belgische Regierung, weil sie Auslandsreisen nicht grundsätzlich untersagt hatte.
«5000 Menschen in Quarantäne» titelte am Dienstag etwa die «Gazet van Antwerpen». © Screenshot
Die Frau verbrachte die Weihnachtstage in einem ungenannten Schweizer Skiort. Anstatt sich bei ihrer Rückkehr nach Belgien an die Quarantäneregeln zu halten, nahm sie ihre Tochter in Empfang, die sie während der Ferien bei ihrem Vater gelassen hatte.
Unglückliche Kettenreaktion
Nachdem ein erster Coronatest zu Beginn noch ein negatives Ergebnis anzeigte, fiel Tage später ein zweiter Test jedoch positiv aus. Da war es aber schon zu spät. Die Tochter hatte in der Schule bereits eine Mitschülerin angesteckt, welche das Virus ihrer Mutter weitergab, die selber Lehrerin an einer anderen Schule ist.
Gemäss den Ärzten soll es sich um die britische Coronavariante handeln. Um eine weitere Kettenreaktion zu verhindern, sind die beiden Schulen in den flämischen Gemeinden Edegem und Kontich nun geschlossen worden. Die Schüler und Schülerinnen sowie das Lehrpersonal samt Familien wurden in Quarantäne geschickt. Insgesamt handelt es sich dabei um rund 5000 Personen.
In Kontich sollen am Dienstag Massentests bei 1450 Schülern und 250 Lehrern durchgeführt werden, wie die Zeitung «La Libre» berichtet. In Edegem wurden die Tests bereits am Montag durchgeführt. Um aus der Quarantäne entlassen zu werden, steht in einer Woche ein zweiter Test an.
Bürgermeister: «Wäre nicht passiert, wenn sich alle an Regeln halten»
Koen Metsu, Bürgermeister von Edegem und selbst in Quarantäne, möchte keine Polemik lostreten. Trotzdem sagt er: «Es ist bedauerlich. Wenn sich alle an die Regeln gehalten hätten, wären wir jetzt nicht in dieser Situation», so Metsu gegenüber der Zeitung «Het Laatse Nieuws». Bart Seldeslachts, sein Amtskollege aus Kontich, will nun jedoch nach vorne schauen: «Heute und morgen werden alle getestet werden. Wer infiziert ist, wird isoliert». Bis jetzt habe man allerdings noch keinen aussergewöhnlichen Anstieg der Coronafälle feststellen können.
Belgien, das zu Beginn der zweiten Welle im Herbst hart getroffen wurde und in manchen Regionen einen regelrechten Tsunami von Coronainfektionen registriert hatte, konnte nach einem strikten Lockdown die Zahlen bis Jahresende runterbringen. In den vergangenen Tagen sind die Werte nun aber wieder nach oben geschnellt, wenn auch moderat. Durchschnittlich stecken sich in Belgien im Moment rund 2000 Menschen pro Tag mit dem Coronavirus an. Die Sterberate liegt bei täglich rund 50 Personen.