
Schön verpackt, aber…
Kann man als Roggwiler Stimmbürger eigentlich gegen die Zonenplanänderung sein, die es dem Lidl erlaubt, sein Verteilzentrum auf dem Areal Brunnmatt zu bauen? Nein, eigentlich nicht. Von siebenstelligen Steuererträgen, über 200 neugeschaffenen Jobs und Aufträgen für das lokale Gewerbe ist die Rede. Zur ersten Fassung hin soll der Verkehr nun um 20 Prozent reduziert werden – nur möglich, weil in Weinfelden ausgebaut werden kann –, 1 Million Franken in die Verkehrssicherheit fliessen und ein Lotsendienst mit jährlich 30 000 Franken unterstützt werden. Eine leistungstarke Solaranlage, die ziemlich sicher schon vorher eingeplant war, wird obendrein gross als Zusicherung an die Stimmbevölkerung angepriesen.
Alles schön und gut auf den ersten Blick, trotz der Misstöne. Schön und gut besonders für Roggwil. Murgen-thal, auf dessen Hauptstrasse jeder Lastwagen fährt, der das Verteilzentrum ab der Autobahnabfahrt Rothrist anfährt, sieht keinen Rappen für die Verkehrssicherheit. Auch Rothrist, das gerade unabhängig vom Verteilzentrum einen Lotsendienst auf einem Fussgängerstreifen ins Leben ruft, der zukünftig wohl viele der 450 täglichen LKW-Fahrten sehen wird, erhält wohl keine Unterstützung für das Projekt. Es erscheint der Eindruck, Murgenthaler und Rothrister Kinder sind egal. Ihre Eltern stimmen ja schliesslich nicht über die Zonenplanänderung ab. Die bedeutenden Anpassungen dürften Lidl wohl kaum schmerzen. Viel mehr kamen sie durch glückliches Timing oder flexible Darstellung der Wirklichkeit zustande.