
Bereits 1,3 Millionen Schweizer mit dem Coronavirus infiziert – Weg zur Herdenimmunität ist noch weit
Täglich infizieren sich rund 4000 Menschen neu, doch die Herdenimmunität haben wir rein mit den Infektionen noch lange nicht erreicht. Und dies, obwohl in der Schweiz rund 1,3 Millionen Leute, 15 Prozent der Bevölkerung, schon vom Virus infiziert wurden.
Bis man auf diese Zahl kommt, muss man etwas rechnen, denn neben den offiziell getesteten Infizierten, gibt es eine hohe Dunkelziffer an Infizierte,
Zur Zeit wird jede zweite Ansteckung getestet
Während die Dunkelziffer im Frühling noch beim Faktor zehn lag (nur 1 von 10 Infektionen wurden per Test bestätigt), liegt sie nun, da viel mehr getestet wird, ungefähr bei Faktor zwei (1 von 2 werden bestätigt). Darauf deutet der Massentest im Dezember im Kanton Graubünden hin.
Wenn es bis auf Weiteres täglich rund 4000 bestätigte Neuinfektionen in der Schweiz gäbe, entspräche dies 8000 tatsächlichen Infektionen.
Durchseuchung liegt zur Zeit zwischen 10 und 25 Prozent
Die Annahme kommt wie folgt zu Stande: Nach der ersten heftigen Welle in der Westschweiz und im Tessin lag die Durchseuchung gemäss der Antikörpermessung von Corona-Immunitas bei 10 Prozent, in der Deutschschweiz nur bei 1 bis 2 Prozent. Diese sogenannten Seroprävalenz haben die Universitätsspitäler erhoben im Rahmen des wissenschaftlichen Programms zur Erforschung der Coronavirus-Verbreitung, Corona-Immunitas.
Inzwischen liegt die Durchseuchung im Kanton Zürich je nach Bezirk zwischen 4 und 22 Prozent. Und die Westschweiz wurde ein zweites Mal heftig von der Pandemie erfasst. Die schweizweiten neuen Durchseuchungszahlen werden von Corona-Immunitas demnächst publiziert. Co-Studienleiter Milo Puhan schätzt die Durchseuchung auf 10 bis 25 Prozent, je nach Region.
Milo Puhan © zVg
Bis Ende 2021: 4,2 Millionen Infizierte
Pro Monat würden sich also 240000 Leute neu mit dem Virus infizieren – in einem Jahr 2,9 Millionen. Rechnet man diese zu den bereits Infizierten 1,3 Millionen Leuten dazu, hätten wir Ende 2021 4,2 Millionen Infizierte Schweizer, oder knapp 50Prozent der Bevölkerung. Für eine Herdenimmunität gegen die Corona-Pandemie rechnet man, dass 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung geschützt sein müsen.
Mit Impfung ist es auf Ende dieses Jahres zu schaffen
Wie viele bis Ende Jahr zusätzlich geimpft sein werden, ist schwer zu sagen. Wenn die Schweiz eine Million Geimpftebis dahin schafft, könnten zusammen mit den 4,2 Millionen Immunen rund 60 Prozent gegen das Virus geschützt sein. Dies unter der Voraussetzung, dass der Infektions- und der Impfschutz zwei Jahre lang anhält und auch vor mutierten Coronaviren schützt. Eine Studie des Mount Sinai Hospital in New York ergab, dass 90 Prozent der ehemals Infizierten mehrere Monate gegen das Virus geschützt sind. Aktuell geht man von mindestens einem halben Jahr Schutz aus. Nicht klar ist aber, ob Immune das Virus nicht doch weitergeben können, also Überträger bleiben.
Im Sommer verlangsamt sich die Durchseuchung
Dass bis Ende Jahr täglich 8000 Leute neu mit Covid-19 infiziert werden, ist jedoch zumindest für das Sommerhalbjahr unwahrscheinlich. Und dass sich im Winter pro Tag deutlich mehr als 8000 infizieren werden, ist ebenfalls unwahrscheinlich, da die Spitäler nicht noch eine höhere Anzahl täglicher Hospitalisationen stemmen können und in diesem Fall Massnahmen ergriffen würden, die das Virus stärker eindämmen.
Demnach wird sich die Durchseuchung voraussichtlich verlangsamen und würde – ohne Impfungen – wohl eher Ende 2022 erreicht sein.
Bis dahin wären bei 5,2 Millionen Infizierten, also den mindestens nötigen 60 Prozent, gleichzeitig 28’000 Personen in der Schweiz am Virus gestorben. Dies kommt der von Epidemiologe Christian Althaus prognostizierten Zahl von 30’000 nahe – vorausgesetzt es findet sich dieses Jahr keine bessere medikamentöse Heilung.