Mini-Jobs beeinflussen die regionale Pendlerstatistik massiv

Wir Schweizerinnen und Schweizer sind ein Volk von Pendlern. Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) pendeln neun von zehn Erwerbstätigen zwischen Wohnung und Arbeitsplatz. Der hohe Anteil hat allerdings auch mit einer sehr weiten Definition des Begriffs zu tun. Laut BFS gilt nämlich als Pendler, wer zum Aufsuchen des Arbeitsplatzes sein Wohngebäude verlässt.

Wo aber befinden sich die Arbeitsplätze der Bewohnerinnen und Bewohner der einzelnen Gemeinden in der Region? Zu Zeiten, als Volkszählungen noch mit Erhebungsformularen durchgeführt wurden, gab es eine sehr detaillierte Pendlerstatistik mit Antworten, die auch Auskunft gaben, ob man den Arbeitsweg per Velo, Auto, Bahn oder gar Schiff absolvierte. Viele aktuelle Statistiken basieren auf hochgerechneten Stichproben – oder auf einer Matrix, einer Verknüpfung von Datensätzen, die mithilfe eines Algorithmus «modelliert» wurden. So auch die Zahlen in der untenstehenden Tabelle.

Was an ihr verblüfft, ist der hohe Prozentsatz an Leuten, die in der eigenen Gemeinde arbeiten. Für Aarburg, Rothrist, Oftringen oder Zofingen scheint das zwar plausibel – aber für Reitnau oder Vordemwald? Rund ein Fünftel der Erwerbstätigen aus Vordemwald soll in der eigenen Gemeinde arbeiten? Das konnte man sich auf der Kanzlei im ersten Moment nicht vorstellen. Nach einigen internen Gesprächen kam die «Entwarnung»: Teilzeit- und Mini-Jobs machen die Statistik glaubwürdig. Das sah auch Tim Brodmann von der Gemeindeverwaltung Reitnau so, wies aber auch daraufhin, dass es im Ortsbann durchaus auch Vollzeitarbeitsplätze gibt. Das Übergewicht der lokalen Mini-Jobs erklärt sich mit dem Umstand, dass es bei der AHV-Beitragspflicht – eine der Datenquellen – für Nebenerwerbstätigkeiten in privaten Haushalten (beispielsweise Raumpflege) keinen Freibetrag gibt, was auch für den künstlerischen Bereich gilt. Jeder Franken muss abgerechnet werden. (bkr)