Präsidiales Weihnachtsguetzli

In der Weihnachtszeit vermisse ich meine verstorbene Grossmutter immer besonders. Gleichzeitig ist sie mir in dieser Jahreszeit so nah wie sonst nie. Nicht nur, weil ich mich gerne an die Weihnachtsfeiern mit üppigem Essen – Truthahn, Bratkartoffeln und Rotkraut – erinnere, sondern vor allem wegen ihren Weihnachtsguetzli, darunter eine Sorte, die sie nach einem US-Präsidenten benannte. Büchse um Büchse füllte sie in der Vorweihnachtszeit. Als Enkelin bekam ich hin und wieder ein Versuecherli zugesteckt. Alle anderen mussten bis Weihnachten warten.

Einen Teil der Guetzli-Rezeptbücher habe ich geerbt. Und immer, wenn ich «Guetzle mit Betty Bossi» aus dem Jahr 1978 aufschlage, ist es, als würde meine Grossmutter neben mir stehen. Die Fettflecken auf den Seiten sind Erinnerungen daran, wie oft sie dieses Buch in der Hand hatte. Handschriftlich hat sie Ergänzungen in die Rezepte gekritzelt. Obwohl ich diese genau befolge, gelingen meine Guetzli nie gleich wie ihre. Auch jenes Guetzli nicht, das sie nach dem US-Präsidenten John F. Kennedy benannt hatte.

Eigentlich trägt das Guetzli den langweiligen Namen «Mandelgebäck mit Schokoladeglasur». Das Rezept wurde gedruckt in einer Novemberausgabe 1963 des «Gelben Hefts». Die Titelgeschichte lautete: «Die Welt trauert um Kennedy». Und so gibt es in unserer Familie nun ein präsidiales Weihnachtsguetzli – seit 1963.