Regionale Detailhändler im Regel-Dschungel – «Es ist eine Ohrfeige, dass Grossverteiler alles verkaufen dürfen»

Büro Bachmann an der Vorderen Hauptgasse in Zofingen (Archivbild: Piazza.ch)
Büro Bachmann an der Vorderen Hauptgasse in Zofingen (Archivbild: Piazza.ch)

Chaotisch, turbulent, unorganisiert, herausfordernd. Diese Worte fallen, wenn Andrin Hottiger vom Adonia-Shop in Oftringen und Jürg Bachmann von der Papeterie Bachmann in Zofingen über die vergangenen 72 Stunden reden. Am Freitag gab der Bundesrat einen Lockdown light bekannt. Restaurants müssen schliessen, hiess es. Kurz darauf machte der Aargauer Regierungsrat die Hoffnungen von Detaillisten zunichte. Läden, die keinen täglichen Bedarf verkaufen, müssen im Aargau ebenfalls schliessen. Die Massnahme wurde am Sonntag umgesetzt.

Für Jürg Bachmann war der Fall klar: Sein Geschäft muss schliessen. Er organisierte alles, was für den Lockdown nötig war, meldete die Mitarbeitenden wieder für Kurzarbeit an. «Ich war richtig hässig, als ich den Entscheid des Kantons hörte», sagt Bachmann. Dann die Kehrtwende. Plötzlich hiess es, dass Papeterien geöffnet haben dürfen. Am Montagvormittag, als das ZT Jürg Bachmann kontaktiert, hat er den Laden erst gerade wieder seit zehn Minuten offen. Innert Kürze hat er neue Arbeitspläne gemacht. «Das hat mich jetzt schon ziemlich gebraucht», stellt er fest. «Es ist eine sehr herausfordernde Zeit, auch mental.»

Während für Jürg Bachmann klar ist, dass er sein Geschäft öffnen darf, weiss Andrin Hottiger vom Adonia-Shop noch immer nicht, was mit seinem Laden ist. Sein Problem: Er verkauft Spielsachen, aber auch Papeterie-Artikel. An der Kasse sind zudem Süssigkeiten zu haben. 55 Minuten harrte er am Wochenende in der Warteschlaufe der Corona-Hotline aus. Als er dann endlich durchkam, konnte ihm die Person am anderen Ende auch keine konkrete Auskunft geben. «Es ist schlicht ein riesiges Chaos», konstatiert Hottiger. Grundsätzlich würden ihn die beschlossenen Massnahmen nicht stören. «Aber die Regeln sollten klar sein», findet er. «Es ist zudem eine Wahnsinnsohrfeige, dass die Grossverteiler alles verkaufen dürfen.» Bei den kleinen Läden gehe es letztlich um die Existenz.

Trotz grosser Verunsicherung lässt sich Hottiger nicht unterkriegen: Er hat auf Facebook ein Angebot lanciert. Und zwar ein Überraschungspaket im Wert von 350 Franken für 99 Franken. Dieses kann telefonisch bestellt werden und muss vor Ort abgeholt werden. Damit er seine Ware abbringt, ist er davon abhängig, dass der Lockdown ab dem 22. Januar nicht verlängert wird. (jam)