
«Die aktuelle Regel ist ruinös»: Wirte in der luzernischen Region blicken in ungewisse Zukunft

Am Freitag wird der Bundesrat über weitere Schritte zur Bekämpfung der Covid19-Pandemie beraten. Laut Recherchen dieser Zeitung ist ein «Ampelsystem» angedacht. In einer ersten Eskalationsstufe würden alle Restaurants mit Ausnahme von Take-aways geschlossen.
Die einen Gastrobetriebe warten mit Bangen auf die News aus Bern. Andere fänden die Schliessung sogar besser als den heutigen Zustand. Die neue Schliessungszeit um 19 Uhr macht nämlich allen zu schaffen. «Das ist kein Arbeiten mehr. Wir könnten eigentlich jetzt jeden Tag schon um 14 Uhr zumachen», sagt Roland Meier, Wirt des Restaurants Adelboden in Wikon. Das wichtige Abendgeschäft falle weg. «Es wäre uns am meisten gedient, wenn die Restaurants geschlossen und wir finanziell unterstützt würden», so der Wirt. Bankette und Weihnachtsessen seien bereits früher abgesagt worden.
Schade wegen des guten Sommer-Geschäfts
Der Herbst sei wegen Corona «eine Katastrophe», sagt auch Daniela Künzli vom «Schlossberg» in Wikon. «Wir warten jetzt ab, was am Freitag passiert und schauen, was sie uns befehlen», sagt die Wirtin. Eigentlich schade. Denn: «Im Sommer haben wir gut gearbeitet», sagt Künzli. Dank der grossen Gartenterrasse hätten sie und ihr Mann viele Gäste gehabt und seien zufrieden gewesen.
«Die aktuelle Regel, dass wir um 19 Uhr schliessen müssen, ist ruinös», sagt der Wirt des Restaurants Schwanen in Reiden auf Anfrage. Mittags laufe das Geschäft einigermassen. Tageweise verkaufe er manchmal 25 manchmal 40 bis 50 Mittagessen. Doch schliesst er seit der vergangenen Woche bereits um 14 Uhr die Türe des Landgasthofs. «Das Jahr ist futsch», sagt Driton Saliqunaj, «wir müssen jetzt durchbeissen, den Verlust minimieren und schauen, dass wir nicht Schulden machen.» Auch bei ihm wurden im Herbst Generalversammlungen, Geschäfts- und Weihnachtessen abgesagt. «Wir haben rund 2500 Gäste verloren.» Er habe für seine sieben Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet.
Agnes Lerch vom Landhaus Lerchenhof in Mehlsecken blickt dank der grossen Gartenterrasse ebenfalls auf einen guten Sommer zurück – eine Entschädigung für den Lockdown im Frühjahr. «Doch als die Maskenpflicht kam, gab es einen Schnitt», sagt sie. Die Gäste sollten beim Eintreten eine Hygienemaske tragen. Auch im Lerchenhof sind die üblichen Anlässe abgesagt. «Wir hoffen, dass wir nicht ganz zutun müssen», sagt die Mutter des Wirts. Vom 26. Dezember bis 6. Januar hat das Restaurant aber ohnehin Betriebsferien.
Die «Sonne» macht das Beste aus der Situation
Tamara Muino vom Hotel-Restaurant Sonne sagt, es sei momentan sehr ruhig in ihrem Betrieb. «Wir freuen uns über alle Stammgäste, die noch kommen, und machen das Beste daraus.» Auch der «Sonne» fehlen die Anlässe über die Festtage. «Wir sind in Kurzarbeit und können nicht alle Mitarbeitenden beschäftigen.» Muino vermutet, dass angesichts der Corona-Fallzahlen und der Spitalaufenthalte am Freitag der Lockdown kommt. «Wir versuchen trotzdem, immer optimistisch zu bleiben», sagt die Gastronomin, welche das Restaurant mit ihrer Schwester führt.
Situation der Läden: Bäckerei musste Öffnungszeiten anpassen
Die Sperrstunde um 19 Uhr und das Verbot des Sonntagsverkaufs tangieren Einkaufsläden aus der Region weniger. «Wir liefern sonntags zwar Brot aus, aber unsere Filialen sind zu. Deshalb trifft uns das neue Sonntagsverbot nicht», sagt Herbert Hodel auf Anfrage. Er ist Inhaber der Bäckerei Hodel mit Filialen in Reiden, Dagmersellen und Altishofen. Das Problem sei die verordneten Öffnungszeiten von 6 bis 19 Uhr. «Wir mussten unsere Öffnungszeiten deshalb um eine halbe Stunde nach hinten verschieben. Eigentlich öffnen wir sonst bereits um 5.30 Uhr für die ersten Kunden. Der Direktverkauf laufe konstant gut, sagt er, mit Verlusten müsse er im Gastro-Bereich und bei den Auslieferungen rechnen. «Bei uns ist aber niemand in Kurzarbeit – das wollte ich nicht. Wir können das verkraften, Restaurants trifft es leider viel härter.»
Auch das Blumenhaus Müller in Reiden treffen die aktuellen Massnahmen kaum. «Wir mussten unsere Öffnungszeiten nicht anpassen und hätten sowieso keinen Sonntagsverkauf angeboten», sagt Inhaber Ueli Müller. Trotz Einschränkungen laufe das Geschäft dank Onlineshop, Selbstbedienung und Fleurop-Partnerschaft gut. «Wir sind bis jetzt mit einem blauen Auge davongekommen.» (rzu)