
437 Mio. Franken an Ausgaben wurden im regionalen Bausektor getätigt

Gut Ding will Weile haben. Doch als Journalist – oder Leserin einer Tageszeitung – reibt man sich die Augen, wenn man im November 2020 eine Baustatistik aus dem Jahr 2018 als Topnews des zuständigen Amts im Mail-Eingang vorfindet.
Der Grund? Statistische Präzision: Die Zahlenreihen sollen nur das abbilden, was tatsächlich realisiert oder unter dem Titel «Arbeitsvorrat» ins Folgejahr übertragen wurde. Bauvorhaben, die zwar bewilligt, aber nicht realisiert wurden, wollen ausgefiltert sein.
Nach wie vor ist der Wohnungsbau für die Bauindustrie eine zentral wichtige Triebfeder. 275 von insgesamt 373 Millionen Franken flossen in diesen Sektor. Ende 2018 kamen so bezirksweit 548 zusätzliche Wohnungen auf den Markt. Ende Juni 2020 standen in der Region deren 1286 leer. Weshalb wird weitergebaut, auf Halde produziert?
Wohnungen als sichere Geldanlage
Die Sorge um die Renten heizen den Boom im Wohnungsbau nach wie vor an. Negativzinsen und immer mehr ältere Menschen, welche AHV- und BVG-Rente beziehen, haben den Markt umgekrempelt. Die Kassenwarte der AHV und des BVG haben auf der Suche nach sicheren und doch einigermassen rentablen Anlagen noch stärker auf Immobilien gesetzt. Längerfristig wird das Anlageziel auch erreicht – weil Boden nicht vermehrbar ist und die Bevölkerung Jahr für Jahr wächst. Zudem ist die Nachfrage nach neuen Wohnungen gross. Unter den im Juni 2020 leerstehenden 1286 Domizilen sind nur wenige Neubauten zu finden – betroffen sind primär Altbauten, die oft sanierungsbedürftig sind.
Wir alle sehen Sommer für Sommer die vielen Strassenbaustellen. Regional gesehen sind hier die finanziellen Aufwendungen jedoch eher gering. Von total 437 Millionen Franken Bauinvestitionen im Bezirk Zofingen wurden 64 Millionen durch die Gemeinden ausgelöst – 40 Millionen im Bereich Tiefbau und damit unter anderem für Strassen.
Zum privaten Wohnungsbau hat Statistik Aargau für die kantonale Ebene einige interessante Zahlen parat. So wurden pro Einwohnerin, pro Einwohner 3529 Franken an Wohnbauinvestitionen ausgegeben. Der Reinzugang an Wohnungen betrug 5506 Einheiten. Somit stieg der Wohnungsbestand im Jahr 2019 um 1,5 Prozent auf 328 961 Wohneinheiten. Per 1. Juni 2020 standen 8733 Wohnungen leer.