Aaraus Reise ins Ungewisse

Corona stellt die Fussballwelt auf den Kopf: Spielverschiebungen gehören mittlerweile genauso dazu wie Siege und Niederlagen. Doch seit einigen Tagen gibt es eine zusätzliche Unsicherheit für den Terminkalender: das Wetter. Nach dem Wintereinbruch im Tessin mit Schnee und Regen in rauen Mengen während des ganzen Wochenendes steht das heutige Auswärtsspiel des FC Aarau in Chiasso auf der Kippe. Wohlgemerkt handelt es sich dabei bereits um einen Nachholtermin, nachdem am 20. November wegen Coronafällen bei den Tessinern nicht gespielt wurde.

Findet die Partie im Stadio Riva IV trotz des schlechten Wetters und den misslichen Terrainverhältnissen statt oder muss sie ein zweites Mal verschoben werden? Eines ist klar: Der FC Aarau muss flexibel bleiben. Wenn überhaupt, wird die Swiss Football League die Partie wegen der zahlreichen Verschiebungen in den vergangenen Wochen und Monaten erst am Spieltag, ja wohl erst Stunden vor dem Anpfiff absagen. Nach der Platzbegehung eines im Tessin ansässigen Schiedsrichters fällt die definitive Entscheidung.

Eine solche hätte sich der FC Aarau bereits am Montag gewünscht. Denn um am Spieltag unnötigen Stress zu vermeiden, sind Aarau-Trainer Stephan Keller und seine Mannschaft schon gestern in Richtung Südschweiz abgereist. «Wir wollen uns optimal auf die Partie gegen Chiasso vorbereiten», sagt Keller, «das ist nur dann möglich, wenn wir einen Tag vor dem Anpfiff im Tessin sind.» Nach dem Montagstraining am frühen Nachmittag fuhr der FCA mit dem Mannschaftsbus nach Lugano und logierte im Dreistern-Hotel «Delfino» – mit Seeblick.

Keller geht es bei seinen Überlegungen aber nicht nur um eine optimale Vorbereitung, sondern auch um den Zusammenhalt und den Teamgeist. «Wir werden im Dezember wegen Corona kein Weihnachtsessen und Anfang Jahr auch nicht den üblichen Teamevent haben», sagt er, «ein Trainingslager im Januar wird der FC Aarau auch nicht organisieren. Die zwei Tage rund ums Chiasso-Spiel sind eine gute Gelegenheit, auf und neben dem Feld für eine positive Stimmung innerhalb des Kaders zu sorgen.»

Was taugen die Hellseher-Qualitäten von Andrist?

Bleibt abzuwarten, ob die Partie zwischen dem FC Chiasso und Aarau am Dienstagabend gestartet wird oder ob die Reise von Kellers Mannschaft ins Tessin für die Katz ist. Falls das Worst-Case-Szenario eintrifft, also die Absage in den Stunden vor dem um 19 Uhr geplanten Anpfiff, wäre der Ärger bei den FCA-Verantwortlichen gross. Ihr Standpunkt ist: Am Montagabend musste klar sein, ob das Spiel angepfiffen wird oder nicht. Denn die Platzverhältnisse werden sich im Verlauf des Dienstags nicht mehr verändern – im Tessin ist die Fortsetzung des seit Freitag anhaltenden Dauerniederschlags angesagt.

Chiasso-Stürmer Stephan Andrist nahm gestern für diese Zeitung das Spielfeld im Stadio Riva IV unter die Lupe. Der Ex-Aarauer meldet nach einer kurzen Platzbegehung: «Der Schnee wurde vom Regen weggespült, der Rasen ist grün, dem Spiel steht nichts im Weg.» Mal schauen, was Andrists hellseherische Fähigkeiten taugen

Glücksreferee Schärli pfeift auch in Chiasso

Nach zwei Niederlagen in den ersten zwei Spielen gelang dem FC Aarau am dritten Spieltag gegen Chiasso der Befreiungsschlag. Seither hat das Team von Trainer Stephan Keller in neun Spielen 17 Punkte geholt. Das 4:2 am Freitag auswärts gegen Xamax hat den Rückenwind der Aarauer verstärkt. Schiedsrichter damals war David Schärli – und dem FCA gut gesinnt: Gleich zwei Penaltys verweigerte er den Neuenburgern. Schärli wird, sofern die Partie nicht dem Wetter zum Opfer fällt, auch in Chiasso Schiedsrichter sein. Froh ist Keller über die Rückkehr von Mittelfeldchef Olivier Jäckle nach verbüsster Sperre. Trotzdem bleibt die Personallage angespannt: Die von muskulären Problemen geplagten Thiesson und Verboom werden, so hört man, dem Team in diesem Jahr nicht mehr zur Verfügung stehen. (wen)