
Fredrik Söderström: «Ich bin keiner, der so schnell aufgibt»
Die Spieler des EHC Olten zeigten sich unmittelbar nach der 0:6-Klatsche beim EHC Kloten sichtlich enttäuscht – und sie waren vor allem eines: bedient. Was soll man zu einer solchen Leistung sagen? Sachen wie: «Die Leistung über 60 Minuten hinweg abrufen», «nun erst recht weiterkämpfen», «hart arbeiten» oder «aus Fehlern lernen».
Fehler. Ja, die wurden an diesem denkwürdigen Samstagabend auf Seiten der Oltner zuhauf gemacht. Die Niederlage basierte auf einem desaströsen Mitteldrittel: Innert drei Minuten und 16 Sekunden zog der EHC Kloten vom 1:0 auf 5:0 davon. Drei Minuten, in denen der EHC Olten alles falsch machte, was er falsch machen konnte. Drei Minuten und 16 Sekunden, die als Videosequenz jeder Juniorenmannschaft vorgelegt werden könnten, die daraufhin ebenso konstatieren müsste: Hier ist ein kollektives Totalversagen auszumachen.
Gemischte Gefühle bei Trainer Fredrik Söderström
Diese Niederlage muss dem EHC Olten in der Nachbetrachtung arg zu denken geben. Und sie war vor allem auch eines: geschichtsträchtig. Denn wer nach einer EHCO-Niederlage mit sechs Toren Unterschied sucht, muss in der Historie des Klubs weit zurückblättern: Zuletzt kassierte der EHCO am 27. Dezember 2011 beim 2:8 im Derby gegen den SC Langenthal eine ähnliche Ohrfeige.
Oltens Trainer Fredrik Söderström beschrieb gemischte Gefühle. Einerseits hätten sie das Spiel in bloss drei unkonzentrierten Minuten verloren, die «nicht akzeptabel» seien. «Es war, als stünden wir mitten in einem Waldbrand, in dem an allen möglichen Stellen immer wieder neue Feuer aufkamen. Wir wollten jedes noch so kleine Feuer löschen, anstatt uns auf das Wesentliche zu konzentrieren und das Gesamtbild im Auge zu behalten. Ich erwarte mehr von uns als Team», sagte er.
Söderström gab sich kämpferisch, sprach davon, dass sie in dieser Saison schon ärgerlicher verloren hätten. «Wir werden wieder aufstehen und an uns arbeiten. Es ist offensichtlich: Wir müssen alle noch mehr tun», sagte Söderström, der den Sonntag dazu nutzte, um das Spiel im Video in der Endlosschlaufe zu analysieren. Auf die Frage, ob solche Abende an seiner Motivation kratzen, meinte er: «Ich bin keiner, der so schnell aufgibt.»
Änderungen in der Aufstellung ohne Wirkung
Und dennoch: Wie weiter, EHC Olten? Der Handlungsspielraum bleibt gering. Das Spiel in Kloten bestätigte die Beobachtungen der zwei Partien zuvor, in denen Olten bereits in veränderter Teamkonstellation auftrat. Söderström versetzte Jewgeni Schirjajew als Center in die zweite Linie, stattdessen kam Dominic Weder neben den Importspielern zum Einsatz. Der Headcoach tat dies, damit das Team über mehr als nur einen schlagkräftigen Sturm verfügen würde.
Doch das Gegenteil passierte: Dion Knelsen und Garry Nunn sind seither abgetaucht, auch Schirjajew ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Söderström sagt, sie seien im ständigen Austausch über mögliche Wechsel. «Wir tun uns schwer, die perfekten Kombinationen auszumachen. Es ist eine grosse Herausforderung. Ich vermisse nach wie vor einzelne Puzzleteile.»
Hinzu kommt, dass der EHCO bislang kaum ersichtliche Zugpferde hat, die aber für ein Team unendlich wichtig wären. Vor allem in der Defensive tun sich grosse Lücken auf. Cédric Maurer ist Oltens nominell erster Verteidiger, klassierte sich bis vor dem Kloten-Spiel mit 18 Minuten Eiszeit pro Partie aber ligaweit nicht unter den Top-40-Verteidigern. In Kloten liess sich Maurer immerhin über 20 Minuten Eiszeit gutschreiben und verzeichnete dabei «nur» eine Minus-1-Bilanz.
Brennan Othmann als belebendes Element
Ein kleiner Lichtblick am trüben Oltner Hockeyhimmel ist dennoch auszumachen: Brennan Othmann. Der 17-jährige NHL-Prospect stand als Einziger bei drei Gegentreffern auf dem Eis und machte mit zwei klassischen Juniorenfouls dem Gegner zwei grosse Geschenke, war aber in offensiver Hinsicht ein frisches, belebendes Element beim EHCO. Nach dem Time-out beim Stand von 0:3 kam das Riesentalent im Topsturm zum Einsatz und verzeichnete die besten Chancen.
Auf den EHC Olten wartet bis Weihnachten ein herausforderndes Programm. Unter anderem stehen an den nächsten zwei Samstagen die Heimspiele gegen Ajoie und Langenthal an. Den Auftakt machen die Powermäuse am Mittwoch beim von einer frappanten Krise aufwachenden EHC Visp. Der EHC Olten hat momentan jedes Erfolgserlebnis dringend nötig.
SC LANGENTHAL: Weiterhin nicht zu bremsen
Der SC Langenthal setzt sich gegen die GCK Lions mit 6:5 durch. Damit liefert die Mannschaft von Trainer Jeff Campbell Historisches: Zum 14. Mal in Serie punktet der SC Langenthal in einem Auswärtsspiel bei den GCK Lions. Zum elften Mal in Serie punktet der SCL in der laufenden Saison. Ausserdem feiern die Oberaargauer beim 6:5-Erfolg ihren siebten Sieg in der Swiss League in Folge.
Wie stark das Selbstvertrauen mittlerweile geworden ist, zeigte sich letzte Woche darin, dass der SCL trotz eines äusserst dichtgedrängten Programms sowohl auswärts beim EHC Kloten wie auch in Küsnacht bei den GCK Lions jeweils in Rückstand geraten war, zuletzt aber sämtliche Punkte mit nach Hause genommen hat. Ausserdem produzierten die fleissigen Gelbblau-Sturmlinien auf beiden Schauplätzen jeweils nicht weniger als sechs Tore. «Bei uns passt vieles zusammen, wir schiessen fünf bis sechs Tore, da muss man fast gewinnen», sagt SCL-Captain Stefan Tschannen und ergänzt: «Wir schiessen die Tore im richtigen Moment.»
Wie jüngst am Samstag das siegbringende sechste Tor in Küsnacht: Zuvor liegt der SCL bei den GCK Lions zwischenzeitlich 1:2 zurück und verspielt später einen 4:2-Vorsprung. Es hätte schon früher anders kommen können. Nach wenigen Minuten im Mitteldrittel überraschte GCK-Lions-Stürmer Yannick Brüschweiler den SCL mit seinem Tor zum 2:1 im Powerplay. Dies, nachdem die Gäste vermeintlich selbst das 2:1 erzielt hatten. Die Unparteiischen sahen aber im Video einen Regelverstoss: Der Treffer wurde aberkannt und SCL-Stürmer Jack Walker musste auf die Strafbank wegen Behinderung des Torhüters.
In der 56. Minute ist es der 21-Jährige Langenthaler Stürmer Robin Nyffeler, der zur 6:4-Führung trifft. Obwohl nur zwölf Sekunden später der Anschlusstreffer fällt, gelingt es den Bernern, den nächsten Sieg ins Trockene zu bringen. «Logisch bedeutet mir das Game-Winning-Goal etwas, aber drei Punkte sind wichtiger. Nicht wie beim letzten Mal, als wir hier verloren haben.» Auf die Bemerkung, dass seine Mannschaft gegenwärtig nicht zu bremsen sei, meint er: «Wir sind ein extrem gutes Team, jeder geht für jeden, das merkt man auf dem Eis, die Harmonie stimmt.»
Nun wartet morgen Dienstag (19.46 Uhr) bereits das nächste Duell in der Swiss League. Auf eigenem Eis empfängt der SC Langenthal das Überraschungsteam, den Tabellenfünften HC Sierre.
Kloten – Olten 6:0 (1:0, 5:0, 0:0)
Swiss Arena. – 50 Zuschauer. – SR: Lemelin/Fluri, Betschart/Nater. – Tore: 14. Kellenberger 1:0. 22. Spiller (Faille) 2:0. 24. (23:06) Obrist (Kellenberger) 3:0. 24. (23:27) Figren (Gähler, Spiller) 4:0. 25. (24:25) Forget (Altorfer) 5:0. 37. Figren (Kindschi/Ausschluss Fuhrer) 6:0. – Strafen: 3-mal 2 Minuten gegen Kloten, 6-mal 2 Minuten gegen Olten.
Kloten: Nyffeler (Janett); Kindschi, Janett; Bartholet, Gähler; Stämpfli, Steiner; Back, Seiler; Altorfer, Marchon, Forget; Spiller, Faille, Figren; Obrist, Kellenberger, Knellwolf; Staiger, Füglister, Truttmann.
Olten: Matthys (25. Simon Rytz); Elsener, Maurer; Heughebaert, Lüthi; Philipp Rytz, Nater; Weisskopf; Weder, Knelsen, Nunn; Carbis, Schirjajew, Portmann; Schwarzenbach, Fuhrer, Hüsler; Wyss, Rexha, Othmann; Oehen.
Bemerkungen: Olten ohne Fogstad Vold, Fuss, Gurtner (alle verletzt) und Daneel (überzählig). Kloten ohne Simek, Ganz, Markun, Wetli, Kälin und Halberstadt (alle überzählig).
GCK Lions – Langenthal 5:6 (1:1, 3:3, 1:2)
KEK Küsnacht. – 50 Zuschauer. – SR: Weber/Unterfinger, Humair/Francey. – Tore: 10. Kläy (Christen/Ausschluss Kaj Suter) 1:0. 13. Burger (Riedi, Hayes) 1:1. 26. Brüschweiler (Ausschluss Walker) 2:1 28. Maret (Dähler, Elvis Schläpfer) 2:2. 29. Elo (Kläy, Kämpf) 2:3. 32. Küng (Kummer, Tschannen/Ausschluss GCK Lions wegen Teamstrafe) 2:4. 36. Hayes 3:4. 39. Riedi (Hayes) 4:4. 51. Kummer (Küng) 4:5. 56. (55:46) Nyffeler (Derungs) 4:6. 56. (55:58) Hayes (Schlagenhauf, Riedi) 5:6. – Strafen: 5-mal 2 Minuten gegen die GCK Lions, 2-mal 2 Minuten gegen Langenthal.
GCK Lions: Jeffrey Meier; Noah Meier, Burger; Braun, Landolt; Samuel Widmer, Andersson; Gabriel Widmer; Riedi, Schlagenhauf, Hayes; Benson, Kaj Suter, Simic; Brüschweiler, Mettler, Berri; Reichle, Nicola Christen, Chiquet; Berni.
Langenthal: Haller; Müller, Luca Christen; Weber, Maret; Guggenheim, Pienitz; Chanton; Tschannen, Kummer, Küng; Kämpf, Kläy, Elo; Walker, Nyffeler, Derungs; Gerber, Elvis Schläpfer, Dähler; Wigger.
Bemerkungen: GCK Lions ohne Arnicans, Büsser, Casutt, Mathew, Rautiainen und Zimmermann (alle verletzt). Langenthal ohne Caminada, Henauer (beide verletzt), Dobryskin und Higgins (beide überzählig). 59:03 bis 60:00 GCK Lions mit sechstem Feldspieler statt Goalie Meier.
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