
Stéphane Heughebaert ist wie ein umgekehrter Handschuh
Als Stéphane Heughebaert vor drei Jahren von den Elite-Junioren des HC Lausanne zum EHC Olten stiess, da blieb an ihm ein Nachwuchsstempel haften, den er so schnell nicht loswerden würde. Das Junioren-Dasein war ihm zu keiner Zeit abzusprechen. Still und leise absolvierte Heughebaert – endlich bei den Profis angekommen – die Trainings nach Vorschriften. Und auch neben dem Eis verhielt er sich selbst im Kreise des Teams äusserst scheu und zurückhaltend. Ihn heute darauf angesprochen, muss er schmunzeln. «Ja, ich war 19 Jahre alt, war in einem neuen Klub, einer neuen Region, mit einer neuen Aufgabe. Ich brauchte meine Zeit.»
Dass sich Heughebaert wohlfühlt, ist auf dem Eis wie auch im Umgang mit seinen Teamkollegen nicht zu übersehen. Mit einer noch nie da gewesenen positiven Körpersprache füllt er seine Rolle als verlässlicher Verteidiger aus. Stéphane Heughebaert ist plötzlich wie ein umgekehrter Handschuh. Sinnbildlich dafür steht eine Szene aus dem Freitagstraining: Heughebaert, von allen «Heughi» genannt, schiesst von der blauen Linie aufs Tor – und trifft einen im Slot stehenden Mitspieler. Sein Kommentar: «Beweg dich doch!». Fredrik Söderström witzelt später darüber: «Vor einem Jahr hätte er sich noch drei Mal dafür entschuldigt.»
«Ein unglaublich netter Mensch»
Der EHCO-Trainer steht zweifellos am Ursprung von Heughebaerts Entwicklungen, lässt den nach wie vor jungen Verteidiger sein Vertrauen spüren. «Heughi investiert unglaublich viel und setzt sich hohe Ziele, vergisst dabei aber auch seine Schwächen nicht. Er ist sehr oft einer der letzten, der vom Eis geht – und nutzt jede Minute, um besser zu werden», lobt der Schwede und rühmt seinen Spieler auch für dessen charakterlichen Eigenschaften. «Ein unglaublich netter Mensch, dem ich auch neben dem Eis nur das Beste wünsche.»
Und Heugehebaert sagt: «Ich hatte viele gute Gespräche mit Marc Grieder und Fredrik Söderström und weiss heute, was meine Aufgabe ist und was von mir erwartet wird. Ich kann mich auf meine Rolle konzentrieren und somit Schritt für Schritt Selbstvertrauen gewinnen.»
Vom Stürmer zum Verteidiger umfunktioniert
Stéphane Heughebaert bekundete als Teenager in Olten grosse Anlaufschwierigkeiten. Rückblickend, sagt er, hätte er gerne schon in der vergangenen Saison den Knopf geöffnet. Gewiss hatte der heute 22-Jährige keinen einfachen Einstieg beim EHC Olten, war unter den Trainern Chris Bartolone und Bengt-Ake Gustafsson bloss der Allrounder, der jeweils dort eingesetzt wurde, wo es ihn gerade brauchte. Mal als Verteidiger, mal als Flügel, seltener mal als Center.
Dabei durchlief der schweizerisch-belgische Doppelbürger bei seinem Jugendklub Lausanne die gesamte Juniorenzeit als Stürmer. Als Krönung dieser Zeit führte er als Captain Lausannes U17-Mannschaft an und wurde als Center mit 49 Skorerpunkten aus 43 Spielen Topskorer seines Teams. Notabene eines Juniorenteams, aus dem der eine oder andere den Sprung in die National League schaffte. «Ich spielte mein Leben lang als Stürmer. Hier dann zum Verteidiger umfunktioniert zu werden, war nicht einfach. Aber heute schätze ich diesen Schritt und bin dankbar dafür, dass ich beide Positionen kenne», sagt er.
Fünf Kilogramm Muskelmasse zugelegt
Stéphane Heughebaerts Stern beginnt bereits zum Ende der letztjährigen Playoffs aufzugehen. Er bestreitet die heisse Saisonphase mit MySports-League-Vertreter Basel und merkt schon in seinem ersten Spiel, dass er auch ein Leader sein kann. «Ich war zufrieden mit meiner Leistung, habe gut gespielt», erinnert er sich. Diesen gewonnenen Elan nimmt er mit ins Sommertraining und trainiert wie ein Wilder, stets mit einem Ziel im Hinterkopf: Er will auch in der Swiss League ein Leader sein. Fünf Kilogramm legt Heughebaert an Muskelmasse zu. «Ich fühle mich dadurch kräftiger und konkurrenzfähiger», sagt der 185 cm grosse und mittlerweile 85 kg schwere Spieler.
Mit grossen Erwartungen an sich selbst stieg Heughebaert im Herbst in die Saisonvorbereitung ein, zeigte beachtliche Testspiel-Auftritte und erhielt dadurch auch immer mehr Verantwortung. Das zog sich bis heute fort. «Es gefällt mir wirklich sehr gut», bilanziert er schmunzelnd.
Obwohl sich Heughebaert schwertat, in Olten Fuss zu fassen, ist ihm hoch anzurechnen, dass er sich umgehend sowohl mit dem Klub wie auch mit der Stadt identifiziert hatte. Er zügelte schon vor drei Jahren nach Olten, lebt seit einem Jahr mit Esbjörn Fogstad Vold in einer WG. Das schlägt sich auch in der Sprache nieder. Während der Romand 2017 in der Garderobe noch kaum ein Wort verstand, unterhält er sich heute gerne auf Deutsch.
Auch die Ziele haben sich im Laufe dieser Jahre verändert, erzählt Stéphane Heughebaert. «Früher, als kleiner Bub, hatte ich den Traum, für Lausanne zu spielen und irgendwann Meister zu werden. Das wäre nach wie vor cool», sagt er, «aber es hat keine Priorität mehr. Ich will Schritt für Schritt vorwärtskommen.» Sagt es und verabschiedet sich in die Kabine. Erhobenen Hauptes.
SC Langenthal peilt den siebten Sieg an
Der SC Langenthal tritt heute (17 Uhr) auswärts gegen die GCK Lions an. Die Zürcher haben am Mittwoch den Swiss-League-Leader Thurgau 2:0 bezwungen. Für das Farmteam der ZSC Lions, die den SC Langenthal im Cup-Viertelfinal 8:0 bodigten, war dies der dritte Sieg in Folge und gleichbedeutend mit dem Vorstoss auf den sechsten Rang in der Tabelle. Derweil hat der SCL mit dem 6:3-Erfolg über Kloten schon den sechsten Meisterschaftssieg en suite realisiert. In der Punkt-Pro-Spiel-Tabelle stehen die Langenthaler bereits auf Rang zwei hinter Ajoie. Auffällig ist, dass die Linie mit Vincenzo Küng, Dario Kummer und Stefan Tschannen bestens harmoniert. Küng gelang am Mittwoch der zweite Hattrick seiner Karriere. «Wir geben in jedem Training alles und unsere Linie passt gut zusammen. Wir pushen uns im Training, das hilft allen», sagt der Stürmer. Während Tschannen mit 19 Punkten auf dem 10.Rang der Skorerliste zu finden ist, schafft es Küng (20 Punkte) auf Rang 8. Mit Sierres Arnaud Montandon (23) ist nur noch ein Schweizer besser klassiert als die Nummer 61 des SCL. Nicht stattfinden wird die ursprünglich für morgen Sonntag angesetzte Partie des SCL bei Sierre. Nach der Spielplan-Aktualisierung des Verbands wurde das Duell auf den 28. Januar verschoben. (ryl)