«Die einfachste Saison habe ich mir nicht ausgesucht»: Rico Peter ist zurück

Wenn im lettischen Sigulda am Samstagnachmittag der Auftakt im Bob-Weltcup erfolgt, beginnt auch für Rico Peter ein neues Kapitel. Der 37-jährige Kölliker nimmt seine erste Saison in der Rolle als Spartenchef Bob bei Swiss Sliding in Angriff. «Ich bin sehr froh, dass ich wieder Teil des Sports bin, den ich mit Herzblut ausübe», sagt Rico Peter, der 2018 als Pilot vom Spitzensport zurückgetreten ist und in der Folgesaison die südkoreanischen Fahrer betreut hatte. Mit Bezug auf die Coronapandemie fügt Peter scherzend hinzu: «Die einfachste Saison habe ich mir aber nicht ausgesucht.»

Wegen der schwierigen Umstände hätten im Laufe der Vorbereitungen in den letzten Wochen bei den Verantwortlichen von Swiss Sliding öfters die Köpfe geraucht. «Hut ab vor dem ganzen Staff, wie er diese Situation bewältigt», lobt Rico Peter den Einsatz des Verbands. Er schätzt es enorm, viele gute Leute in seinem Rücken zu wissen. «Das beginnt bei Fabienne Meyer, die als neue Sportchefin an der Spitze super führt und die Pläne erstellt, und reicht bis zur Medizinabteilung, die Tag und Nacht arbeitet und auf die wir jederzeit zurückgreifen können», sagt Rico Peter.

Suchen, reservieren, planen
Sein Aufgabenbereich als Spartenchef ist vielfältig. Als Bahntrainer soll Rico Peter im Eiskanal mit den Piloten die richtige Linie finden. Zusätzlich ist er als Delegationsleiter für die Hotelsuche, die Bahnreservation für die Trainings und die Renn-Registration zuständig. Nebenbei plant er bereits die Materialtests vom Frühling und, in Absprache mit Fabienne Meyer, das Sommertraining.

Nachdem Swiss Sliding in den vergangenen Jahren öfters mit personellen Wechseln oder finanziellen Sorgen statt mit sportlichem Erfolg für Schlagzeilen sorgte, scheinen nun die neuen Strukturen endlich zu greifen. «Es ist schön, wie jetzt alle am gleichen Strick ziehen», bestätigt Rico Peter die Aufbruchstimmung. Obwohl die eine oder andere Baustelle noch zu bewältigen sei, befinde man sich auf dem richtigen Weg. «Es macht Spass, mit diesen Leuten zu arbeiten und hoffentlich Erfolg zu haben», sagt der Lastwagenchauffeur.

Zwischen Topresultat und Enttäuschung liegt alles drin
Viel zu seinem positiven Eindruck beigetragen hat die letzte Vorbereitungsphase. «Wir haben in Winterberg zwei Wochen sauber trainiert und später in Königssee und Altenberg viele Läufe absolviert, getestet und gelernt», zeigt sich Peter zufrieden. Nun gilt es für das junge Kader, Erfahrungen und viele Kilometer im Eiskanal zu sammeln. «Die Spannbreite der Erwartungen ist riesig. Vom Spitzenplatz bis hin zum totalen Abschiffer ist alles möglich», sagt Peter. Grundsätzlich verfüge die Schweiz mit Michael Vogt, Simon Friedli und Michael Kuonen über drei Piloten, die in die Top acht fahren können, wenn alles passt.

Vogt und Friedli haben sich in der internen Ausscheidung die beiden Weltcupstartplätze gesichert und dürfen bis mindestens Anfang Januar und den Schweizer Meisterschaften in St. Moritz gegen die Besten der Welt antreten. Kuonen beginnt die Saison wie die restlichen Piloten Timo Rohner, Cédric Follador, Yann Moulinier und Marco Lorenzoni im Europacup. In Stein gemeisselt sei die Selektion nicht, wie Peter betont, «aber für eine allfällige Änderung muss Druck von hinten kommen».

Frauen mit Potenzial und eine ungewohnte Rolle
Bei sämtlichen Teams hat Rico Peter am Start Luft nach oben ausgemacht. Während die Anschieber auf den ersten Metern zulegen müssen, fehlt bei den Piloten noch einiges, um «eins mit dem Bob» zu werden. Gespannt ist der dreifache Weltcupsieger und WM-Bronzegewinner von 2016 auch auf die Weltcup-Auftritte von Martina Fontanive und Melanie Hasler. Während Fontanive als erfahrene Athletin gute Aussichten auf Topresultate besitze, attestiert der Kölliker der erst 22-jährigen Hasler riesiges Potenzial.

Zurechtfinden muss sich Rico Peter noch mit der Rolle als Zuschauer. «Ich bin nervöser im Vergleich zu damals, als ich selber am Start gestanden bin», sagt er. Er hoffe, dass das, was er seinen Schützlingen beigebracht habe, im Rennen auch funktioniere. «Schliesslich fiebere ich mit der Schweiz mit», sagt Peter.