
Manuel Moors Traum der perfekten Mannschaft
Einst träumte er mit Marco Thaler und Miguel Peralta gemeinsam von einer Karriere als Profi-Fussballer, doch im Gegensatz zu seinen damaligen Mitspielern – die den Sprung aus der Nachwuchsabteilung in die 1. Mannschaft beim FC Aarau geschafft haben – ging der Weg von Manuel Moor in eine andere Richtung. «Meine Enttäuschung hielt sich in Grenzen. Ich habe ungefähr bei der U18 gemerkt, dass ich das Maximum wohl bereits erreicht habe. Darum war es absehbar, dass es nicht zur grossen Karriere reichen würde», erinnert sich Moor zurück.
Trotzdem steht er heute bei einem Profi-Verein unter Vertrag. Zwar nicht auf dem Rasen, dafür im Background. Genauer gesagt, in der Buchhaltung des FC Luzern. «Ich wollte immer mit Fussball mein Geld verdienen. Als Spieler hat es nicht geklappt, aber dass ich es nun auf diesem Weg geschafft habe, macht mich ebenso glücklich.» Doch der gelernte Kaufmann ist damit noch lange nicht am Ziel angelangt. Er verrät: «Ich würde gerne eine Funktion anstreben, die noch mehr im sportlichen Bereich angesiedelt ist. Irgendwann einmal als Sportchef bei einem Profi-Verein zu fungieren, das würde ich gerne anstreben. Aber da bin ich noch ganz weit davon entfernt.»
Einblicke ins sportliche Geschäft beim FC Luzern
Was Moor braucht, um sich die entsprechenden Kompetenzen anzueignen, kann er bei seinem Arbeitgeber mitverfolgen. Als Buchhalter arbeitet der Aargauer eng mit Luzern-Sportchef Remo Meyer zusammen: «Ich erhalte beim Verein viele Einblicke und unterhalte mich regelmässig mit dem Sportchef. Wenn ich so sehe, was er für den Verein leistet, dann habe ich grossen Respekt vor seiner Arbeit, aber gleichzeitig auch viel Faszination dafür.» Diese ist nicht per Zufall entstanden. Bereits in jungen Jahren verspürte er nicht nur Begeisterung, wenn er einen Ball am Fuss hatte, sondern entwickelte auch früh grosses Interesse für taktische Feinheiten. «Ich wollte bereits als Kind das perfekte Team zusammenstellen, anstatt zum herkömmlichen Fifa-Game griff ich lieber zum Fussball Manager.»
So erstaunt es nicht, dass sich die fussballerische Laufbahn des in Vordemwald aufgewachsenen Moor aussergewöhnlich entwickelte. Nach seiner Zeit beim FC Aarau landete der Innenverteidiger zwischenzeitlich beim SC Zofingen, ehe sein Weg nach Schöftland führte. Dort kickte er viereinhalb Jahre lang für die 1. Mannschaft, bis er im Frühling 2019 durch seinen Mitspieler und Freund Basil Gmür im Ausgang von der vakanten Stelle als Sportchef erfuhr: «Wir witzelten darüber, dass ich das übernehmen könnte. Ich meinte das zuerst gar nicht ernst.» Doch dann kam die Anfrage.
Erste Erfolge beim SC Schöftland
Darauf holte er Rat bei Remo Meyer sowie beim FCL-CFO Richi Furrer ein, die beide einst selber in den tieferen Ligen ihre Laufbahn begonnen hatten. Auf Empfehlung der beiden beschloss Moor, seine Fussballschuhe vorübergehend an den Nagel zu hängen. Gut eineinhalb Jahre später kann er erste Erfolge verbuchen. Trotz kleinem Budget hält sich Schöftland in der vorderen Tabellenhälfte und schaffte in der aktuellen Saison gar den Einzug in den Sechzehntelfinal des Schweizer Cups. Für Moor eine erste Bestätigung, mehr nicht: «Professioneller Sportchef zu werden, ist in der Schweiz schwierig. Es gibt nur 20 Klubs, die in Frage kommen. Oft werden ehemalige Spieler bevorzugt, die bereits ein Netzwerk mitbringen. Ich muss mir dieses noch erarbeiten.»
Entsprechend gibt er sich zurückhaltend, denn auch er ist sich bewusst, dass Kompetenz alleine in der kleinen Schweizer Fussballwelt nicht immer ans Ziel führt. «Ich traue mir durchaus zu, dass ich auch ohne Promi-Bonus ein Beziehungsnetz aufbauen kann. Aber es braucht dazu auch Glück, damit mir das Vertrauen geschenkt wird und ich irgendwann meine perfekte Mannschaft zusammenstellen darf», betont Manuel Moor.