
Philippe Rafeiner: «Haben in Zofingen bald eine eigene Covid-Isolierstation»
Philippe Rafeiner: Gesamtschweizerisch ist sie angespannt, in manchen Regionen sehr angespannt, im Kanton Aargau und bei uns zunehmend angespannt. Die Zahl der belegten Betten mit Covid-19-Patienten steigt im Kantonsspital Aarau rasant an, inzwischen sind rund 25 Betten mit solchen Patienten belegt.
Wir haben uns in Absprache mit dem Kantonsspital Aarau geeinigt, dass wir ab einer gewissen Anzahl Covid-Patienten ebenfalls solche aufnehmen. Wir werden also sehr bald in Zofingen eine eigene Covid-Isolierstation haben. Das ist in den nächsten Tagen der Fall. Eine zweite Massnahme ist, dass wir ab kommendem Freitag grundsätzlich ein Besuchsverbot im Akutspital einführen. Wir haben aufgrund der schwindelerregenden Zahlen den Eindruck, dass dies notwendig ist, um Covid einigermassen zu kontrollieren.
Eher nicht, wir wissen es aber noch nicht definitiv. Die Idee des Zelts war, Covid möglichst zu kontrollieren und Leute mit Symptomen abzufangen. Mittlerweile kennen wir die Erkrankung besser, und wir sind sehr rigoros geworden, wenn Patientinnen und Patienten über die Notfallstation zu uns kommen. Wir machen niederschwellig Tests, auch wenn nur das geringste Symptom besteht. Wir haben also schon sehr viele Patienten nur auf einen Verdacht hin isoliert. Zusammen mit dem Besuchsverbot bin ich Stand heute der Meinung, dass wir auf das Triage-Zelt verzichten können. Es kann aber sein, dass mit dem Ansturm, mit dem wir rechnen, eine Ausweitung der Notfallstation nötig wird. In diesem Punkt sind wir am Vorbereiten von entsprechenden Konzepten.
Das passiert bei uns noch nicht, in anderen Spitälern aber schon, auf eigene Initiative hin – das war in der ersten Welle anders, damals wurde es vom Bundesrat so verordnet. Es ist allerdings eine Frage der Zeit, dass man solche Eingriffe verschieben muss. Wenn wir in Zofingen eine gewisse Anzahl an Covid-Patienten haben werden, werden wir das Wahlprogramm automatisch runterfahren müssen. Das wird wohl sehr bald geschehen.
Wir sind derzeit daran, eine Isolierstation einzurichten, die eine Kapazität von elf Betten hat. Parallel dazu verfolgen wir Konzepte, die eine Ausweitung dieser Kapazität ermöglichen könnten.
Das System mit den Online-Anmeldungen läuft nun seit knapp vier Wochen. Wir wollten damit die Wartezeiten verkürzen, teilweise bildeten sich Schlangen bis an die Strasse. Das System hat sich eingependelt, die Wartezeiten sind überschaubar geworden, weil man einen Slot zugeteilt bekommt. Das Nadelöhr zurzeit ist die Laborkapazität. Das Labor, mit dem wir zusammenarbeiten, ist am Anschlag. Wir sind dran, mit einem zweiten Labor eine parallele Schiene aufzubauen, damit wir die Tests, die anfallen, auch wirklich abarbeiten können.
Ja, das geht zurzeit noch. Es braucht Ressourcen. Wir haben nebst Fachpersonal im Bereich der Pflege weiterhin Studentinnen und Studenten, die wir dazu angestellt haben – und suchen laufend weitere Studierende, die wir bei den Coronatests einsetzen können. Die Zahl dieser Tests wird zweifellos zunehmen.
Was wir befürchten und womit wir umgehen müssen, sind Ausfälle, auch durch Corona-Ansteckungen. Es gibt schweizweit und kantonal entwickelte Szenarien für den Fall, wenn wir in einen akuten Personalmangel geraten. Dann gelten im Spital andere Isolations- und Quarantäneregeln als ausserhalb, ganz einfach, weil wir sonst den Betrieb nicht aufrechterhalten könnten. Im Moment geht es noch, die Stimmung ist den Umständen entsprechend gut, aber die grosse Anstrengung kommt noch. Es wird sich zeigen, wie gut wir das prästieren können.
In der ersten Welle haben wir uns sehr viele Gedanken und Sorgen gemacht, was in einem worst case zu tun ist. Wir waren dann froh, dass es nicht so gekommen ist. Jetzt ist alles ein bisschen anders. Niemand rechnete damit – oder wollte nicht damit rechnen, um es richtig auszudrücken – dass es die zweite Welle tatsächlich gibt und die Neuansteckungen wieder so rasant ansteigen. Reell sind wir mehr gefordert als in der ersten Welle.