
FC Rothrist und FC Lenzburg: Abstiegsbedroht durch Corona
Die steigenden Corona-Fallzahlen stimmen nachdenklich. Auch der Schweizerische Fussballverband hat inzwischen reagiert und beschlossen, dass im Falle eines Abbruchs die Meisterschaften zu werten sind, wenn mindestens die Hälfte der Runden vollständig gespielt wurden. Im Falle der 2. Liga AFV wäre dies nach abgeschlossener Herbstrunde der Fall. Das erste Etappenziel ist für Hannes Hurter, Geschäftsführer des Aargauischen Fussballverbandes AFV, zum Greifen nah: «Wir haben von Anfang gesagt, dass wir diese Herbstrunde möglichst ohne Turbulenzen durchbringen möchten. Das haben wir nun fast geschafft.»
Generell mussten innerhalb des AFV nur wenige coronabedingte Massnahmen ergriffen werden: «Wir hatten ungefähr 20 Spielverschiebungen im Verband. Darüber können wir uns glücklich schätzen», betont Hurter. Zum Vergleich: Im Ostschweizer Fussballverband kam es bereits zu rund 100 Spielverschiebungen. Allerdings reicht dort bereits ein Coronafall innerhalb einer Mannschaft, damit es zu einer solchen kommt.
Saisonabbruch wäre für den AFV keine Überraschung
Der AFV dagegen richtet sich nach dem Wettspielreglement, das eine Verschiebung erst ab sechs oder mehr Fällen innerhalb eines Teams vorsieht, und fährt damit bisher gut. Müsste die Saison nach der Herbstrunde dennoch abgebrochen werden, gibt es in der 2. Liga AFV Auf- und Absteiger: «Wir hätten dann immerhin ein sportlich faires Resultat, da alle gleich viele Partien absolviert haben. Natürlich hoffen wir, dass es weitergehen kann. Aber wir müssen mit allem rechnen, es wäre für uns nicht überraschend, wenn die Saison abgebrochen werden muss», sagt Hurter.
Es klingt verrückt, aber würde dieser Fall eintreten, müssten aktuell der FC Lenzburg als Tabellenschlusslicht und der auf Rang 13 klassierte FC Rothrist absteigen. Beide Teams waren in der vergangenen Spielzeit noch Ligaschwergewichte. Beim Stand des Abbruchs im vergangenen Frühling führte Lenzburg die Tabelle mit sechs Punkten Vorsprung auf Rothrist an.
Tatsächlich könnte man meinen, dass beim FC Rothrist aufgrund der Entwicklungen dieser Tage etwas Nervosität aufkommt: Am Donnerstag entliess der Verein Trainer Oscar Muino. Doch Präsident Robert Vitali verneint: «Damit befassen wir uns gar nicht. Keiner kann zum aktuellen Zeitpunkt sagen, wie die Lage in vier Monaten aussieht. Wenn es so weit kommt, dass wir den Weg über die 3. Liga gehen und uns neu aufbauen müssen, dann akzeptieren wir das so.»
Mit nur acht Punkten aus zehn Partien sei es nun einfach an der Zeit gewesen, etwas zu verändern. «Es ist klar, dass wir von der individuellen Klasse her nicht in den Keller gehören. Wir wollen so schnell wie möglich über den Strich und danach den Klassenerhalt realisieren», betont Vitali. Dies sei nun die Aufgabe von Trainer Nicola Nocita, der bis zur Saison 2022/23 unterschrieben hat.
Gelassenheit beim FC Lenzburg
In Lenzburg versucht man gelassen mit dem drohenden Szenario umzugehen: «Uns war bewusst, dass diese Saison gewertet werden kann. Wenn wir nach dem 14. Spieltag immer noch im Keller sind, dürfen wir uns nicht beklagen», erklärt Trainer Samuel Drakopulos. Erstaunliche Worte, wenn man bedenkt, dass sich Lenzburg noch vor wenigen Monaten als Wintermeister einen Aufstieg am grünen Tisch erhoffen durfte.
Drakopulos war im vergangenen Frühling noch nicht im Amt, jedoch mit dem FC Frick (3. Liga) in einer identischen Situation. Doch nun droht ihm im schlimmsten Fall der Abstieg: «Ich könnte mich darüber ärgern, dass jetzt gewertet wird und in der vergangenen Saison nicht. Aber das bringt mir nichts. Ich habe hier mit einem Dreijahresplan unterschrieben. Wenn der Weg über die 3. Liga führt, dann ist das halt so.»
Dennoch gibt er sich optimistisch: «Ich glaube an das Team. Die Leistungen stimmen, wir belohnen uns einfach nicht. Ausserdem fällt unser bester Knipser fast für die gesamte Hinrunde aus, das ist eine grosse Hypothek. Vor allem in der Summe mit den Abgängen vor der Saison. Wir sind kein Aufstiegsanwärter mehr, das habe ich schon vor dieser Spielzeit betont.»
Drakopulos ist trotzdem überzeugt, dass seine Mannschaft auf gutem Weg ist: «Zuletzt war eine Aufwärtstendenz erkennbar.» Einen möglichen Abstieg durch Abbruch möchte der Trainer mit seinem Team nicht thematisieren. «Solche Spekulationen bringen uns unnötig aus der Ruhe. Ich denke auch nicht, dass das für die Spieler eine zusätzliche Belastung ist. Wir haben noch fünf Partien zu spielen, darauf müssen wir uns fokussieren. Es gibt viele Punkte zu holen.»
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