
Jugend und «Ü50» von Arbeitslosigkeit stark betroffen

Für 2020 hatte man beim Sozialversicherungszentrum WAS (Wirtschaft Arbeit Soziales) im Kanton Luzern 6500 Stellensuchende «budgetiert». Doch dann erreichte die Coronapandemie die Schweiz. Aktuell sind im Kanton bereits 9000 Menschen auf Stellensuche, 2800 mehr als im Vorjahr. Bis im kommenden Frühling rechne man mit einem Anstieg auf 11 000 Personen, sagte Sozialdirektor Guido Graf (CVP) gestern an einer Pressekonferenz im RAV Emmen. Er äusserte sich zu den Massnahmen, mit denen der Kanton dem Anstieg der Arbeitslosigkeit begegnen kann. Ein Augenmerk gelte besonders jüngeren und älteren Stellensuchenden. Laut Karin Lewis, Bereichsleiterin Arbeitsmarkt beim WAS, wurde die Zahl der RAV-Berater bereits von 80 auf 110 aufgestockt.
Stark betroffen: Junge mit befristeten Verträgen
Besonders betroffen von der Arbeitslosigkeit sei die Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen, so Lewis. Bei den Schulabgängern gebe es noch keinen Anstieg, wohl weil viele ihre Lehrverträge bereits im Trockenen hatten, als die Pandemie ausbrach. Man erwarte aber, dass sich die Lage für den Lehrstart 2021 anspanne. Einen Anstieg von 165 auf 200 Arbeitslose verzeichnete der Kanton dagegen bei den Lehrabgängern. Lewis führt dies auch darauf zurück, dass die Betriebe wegen der Coronakrise ihre Lehrlinge nicht weiterbeschäftigten. Am stärksten betroffen seien jedoch die jungen Berufsleute, die sich erst seit wenigen Jahren im Arbeitsmarkt befänden. Sie hätten oft befristete oder temporäre Arbeitsverträge, die einfach kündbar seien. Eine gute Nachricht sei jedoch, dass diese Kategorie – wohl auch wegen der relativ tiefen Löhne – im Schnitt bloss 50 Tage arbeitslos bleibe, wogegen der gesamte Durchschnitt bei 130 Tagen liege. Der Jugendarbeitslosigkeit begegne man etwa mit Schnupperlehren, Praktika oder Zwischenverdiensten. Grundsätzlich setze man auf rasche Erstgespräche und individuelle Beratung. Für eine weitere «Sorgenkind»-Kategorie sind seit August drei Projekte am Laufen, die der Kanton vom Bund bezahlt erhält. Von ihnen profitieren über 50-jährige Stellensuchende. So helfen ihnen etwa neu Integrations-Coachs bei Stellensuche und Bewerbungen. Sie sind neben den RAV-Beratern tätig, die etwa auch Kontroll- und administrative Aufgaben übernehmen müssen. Die Programme sind bis Ende 2022 bewilligt. In den ersten beiden Monaten habe man so bereits vier über 50-Jährige vermitteln können, sagte Lewis. Sie fanden Anstellungen im kaufmännischen Bereich, im Detailhandel und in der Gastronomie. Es gebe trotz der Coronakrise viele offene Stellen, aber oft entsprechen diese nicht der Nachfrage der Stellensuchenden.
Zentrumsgemeinden am meisten betroffen
Auf der Website von Lustat Statistik Luzern findet man die Zahlen der arbeitslosen Personen im Kanton Luzern seit dem Jahr 1995, aufgeschlüsselt nach Gemeinden (siehe Tabelle zu unserer Region). Am meisten Personen waren laut Statistik in den Jahren 2009/2010 nach der Finanzkrise arbeitslos. Ab 2016 erfolgte ein wirtschaftlicher Aufschwung, der sich in tiefen Zahlen spiegelte. Und heute? Die meisten Arbeitslosen im Wahlkreis Willisau zählten im September 2020 die Gemeinden Reiden, Dagmersellen, Schötz und Willisau. Luthern ist das Dorf mit den wenigsten Betroffenen: Nur drei Personen sind dort gemeldet. (sda/ben)