Nach Kritik: Weggefährte und SVP-Grossrat verteidigt Andreas Glarner

Mit dem Beitrag zum Zustand der SVP hat Barbara Borer-Mathys in ihrer Partei heftige Diskussionen ausgelöst. Kantonalpräsident Andreas Glarner will sich nicht zur Kritik der Kulmer Bezirkspräsidentin äussern. René Bodmer, Grossrat aus Unterlunkhofen, Präsident der SVP Bezirk Bremgarten und langjähriger Weggefährte von Glarner, findet das richtig. «Andreas Glarner hat Barbara Borer ein E-Mail geschrieben und ihr mitgeteilt, dass er für ein persönliches Gespräch zur Verfügung steht», sagt Bodmer auf Anfrage. «Ich finde es falsch, solche Streitereien öffentlich über die Medien auszutragen», ergänzt er. Deshalb hat Bodmer volles Verständnis dafür, dass sich Glarner nicht dazu äussern und die Sache intern klären möchte.

«Wer sich exponiert, schafft sich auch Feinde»

Wenn sich jemand exponiere und seine Positionen mit klaren Worten verteidige, wie das Glarner tue, passe das vielen in der Politik nicht, gibt René Bodmer zu bedenken. «Über die Wortwahl und den Stil kann man diskutieren, aber für die Wähler ist es wichtig, dass Politiker offen und ehrlich sagen, was sie denken», macht er klar. Für Bodmer steht fest: «Man muss auf Missstände hinweisen, das tut Andreas Glarner regelmässig – aber damit schafft man sich auch Feinde.» Das gelte auch parteiintern, so habe Glarner kritisiert, dass in der Gesundheitskommission in Bern auch SVP-Politiker mit Mandaten von Krankenkassen sitzen. «Das kam nicht bei allen gut an», sagt Bodmer.

«Als ich den Beitrag von Barbara Borer-Mathys gelesen habe, kam mir unweigerlich die Situation in den Sinn, als ihr Vater als Präsident der SVP Aargau abtrat», erinnerte sich Bodmer. Schon damals kandidierte Andreas Glarner für das Präsidium, «man wollte ihn aber nicht an der Spitze, weil er immer klar seine Meinung sagte», berichtet Bodmer. Über die Tochter des damaligen Präsidenten Hans- ueli Mathys sagt er: «Ich halte Barbara Borer-Mathys für eine sehr intelligente und clevere Politikerin. Aber dass sie jetzt, zehn Tage vor den Wahlen, öffentlich derart Kritik an ihrer Partei übt, verstehe ich nicht.»

 
 

Hansueli Mathys rief auch schon zu mehr Anstand auf

Hansueli Mathys hatte vor neun Jahren, nach Wählerverlusten der SVP bei den National- und Ständeratswahlen 2011, die Führung der Mutterpartei ebenfalls zu mehr Anstand und Kompromissen aufgerufen. «Der Wählerschwund wird sich fortsetzen, wenn das Parteischiff nicht auf Kurs gebracht wird – nicht auf Schmusekurs, aber in eine Richtung, welche nach aussen hin zeigt, dass die SVP nicht nur poltern kann, sondern auch bereit ist, Kompromisse einzugehen», schrieb er damals. Weiter kritisierte er, der politische Gegner im Bundeshaus werde «durch SVP-Exponenten bei jeder sich bietenden Gelegenheit lächerlich gemacht». Der Befund von Hansueli Mathys damals: «Der SVP ist der politische Anstand abhandengekommen.»