Drei Generationen Köche am gleichen Herd im Erlinsbacher «Hirschen»

Hartes Brot und Zucker. Das war das Geheimrezept anno 1855. Nicht für die Fuhrleute und ihre Passagiere, die müde von der Reise über die Saalhöhe in die Ebene gerollt kamen. Sondern für die Pferde. Schon die Urgrossmutter wusste, wie man müde Vierbeiner lockt. Eben, mit Brot und Zucker. Pferde vergessen nicht, wo es ihnen gut geht. Und so war das Lädeli an der Saalhofstrasse in Erlinsbach schon vor 165 Jahren eine gut besuchte Adresse.

Damals verkauften die von Feltens in einem Lädeli Wurst, Brot und Speck von ihrem Hof. Im Laufe der Jahrzehnte wurde der Betrieb ausgebaut, bis Albert von Felten (heute 82) ihn 1964 in vierter Generation zum Gastronomiebetrieb Landhotel Hirschen ausbaute.

Heute ist der «Hirschen» eine Adresse, die weit über die beiden Kantonsgrenzen Aargau und Solothurn bekannt ist. Geführt wird er inzwischen von der fünften Generation, von Silvana und Albi von Felten (54). Sie haben den Betrieb zu dem ausgebaut, was er heute ist: Restaurant, Eventlokal und Hotelbetrieb.

Mit Benjamin von Felten (19) steht nun die sechste Generation in der Küche. Nicht offiziell im «Hirschen», noch ist Benjamin nicht in das Familienunternehmen eingestiegen. Aber er hat diesen Sommer die Kochlehre bestanden, im Hotel «Kettenbrücke» in Aarau. Und darauf ist die Familie stolz.

Wenn «Albert» draufstand, hatten die Gäste Freude

Was tut man, wenn drei Generationen Köche aufeinandertreffen? Man kocht zusammen, natürlich. Zum zweiten Mal haben die von Feltens am Sonntag zu einem solchen Anlass geladen, dem «3-Generationen-Event».

Jede Generation ist mit Spezialitäten oder Rezepten aus ihrer Ära vertreten: Da wird beispielsweise Rührei mit Oona-Kaviar serviert (Albi von Felten), Rauchaalterrine mit Hecht und Flusskrebs (Albert von Felten) oder vegane Süsskartoffelsuppe mit salzigem Lauch (Benjamin von Felten). Alle Gänge werden mit Geschichten und Schmankerln angereichert, präsentiert vom Koch höchstpersönlich.

Was nicht fehlen durfte: Der Ballon «Albert» (Vanilleglace mit Likörrahm), wie ihn die älteren Gäste des «Hirschen» noch kennen. «Wo ‹Albert› draufstand, daran hatten die Gäste besondere Freude», sagt Albert von Felten und lacht.

Dieses Dessert habe er irgendwo einmal gegessen und im eigenen Betrieb in dem Moment zum ersten Mal zubereitet, als ihn ein Gast bestellt hatte. «Ich hatte immer im Kopf, was ich kochen wollte, Rezepte habe ich keine gebraucht», erzählt er. Es ist ein fröhliches, unbeschwertes Beisammensein, den schwierigen letzten Monaten zum Trotz.

Im Gastrobereich läuft es aktuell wieder sehr gut, besser sogar als vor der Krise. Und Albi und Silvana von Felten denken schon wieder an die nächsten Projekte. Im Herbst wollen sie das «Szenario» umbauen, das Lokal für «Fine Dining». «Als Zeichen, dass wir uns auf die Zukunft freuen.»