Die letzte Patrone verwendet: Die Hintergründe zum EHCO-Transfer von Cédric Hüsler

Der Transfer hatte sich abgezeichnet, in der Zwischenzeit ist der Neuzuzug bestätigt: Cédric Hüsler, Trainingsgast bei den Powermäusen seit offiziellem Eistrainingsstart, hat sich in den Trainings und den beiden bisherigen Testspielen einen Einjahresvertrag erkämpft und wechselt von den Rapperswil-Jona Lakers zum EHC Olten. Der 26-jährige National-League-erfahrene Stürmer, der in der Saison 15/16 der meistbestrafte Swiss-League-Spieler war, gilt als ausgesprochen mannschaftsdienlicher Arbeiter, der auch mal mit seiner physischen, unangenehmen Spielweise auffallen kann. Sportchef Marc Grieder ist überzeugt: «Cédric Hüsler wird uns auf und neben dem Eis weiterhelfen.»

Auf den zweiten Blick erscheint der Transfer in Zeiten von Corona und den wirtschaftlich unsicheren Gegebenheiten etwas überraschend. Im Lockdown wurde über den Klub einen Einstellungsstopp verhängt. Im Frühling, als bekannt wurde, dass es in der bevorstehenden Saison zu einem vereinfachten Aufstieg ohne Ligaqualifikation kommen würde, liess der EHC Olten verlauten: Wir haben unser Team schon zusammengestellt.

Nun hat aber die schon frühzeitig zugeschlagene Verletzungshexe mit Lüthi (Finger), Schwarzenbach (Zerrung), Portmann (Armbruch) und Carbis (Rücken) dem Klub Engpässe aufgezeigt: Mit 2 Torhütern, 8 Verteidigern und 12 Stürmern verfügt der EHC Olten über ein letztlich doch bescheidenes ­Profi-Stammkader. Denn sollte im Worst Case der eine oder andere Spieler während der Saison wegen Corona noch in Quarantäne müssen, wird es personell besonders eng.

Hüsler soll sich schliesslich überdurchschnittlich stark bemüht haben, beim EHCO unterzukommen und punktete damit beim Coaching-Staff Fredrik Söderström und Marc Grieder auch neben dem Eis. CEO Patrick Reber bestätigt auf Anfrage: «Diese Hauptpunkte haben letztlich dazu geführt, dass wir den Transfer getätigt haben.»

Weitere Personalentscheide haben «keine Priorität»

Laut dem aktuellen vorliegenden Geschäftsbericht hat der EHC Olten in der Saison 19/20 im Vergleich zur Vorsaison (18/19) nicht weniger als 317000 Franken an Personalaufwand, sprich Lohnkosten, eingespart. Auch für das Geschäftsjahr 20/21 sollen rund um die abschliessende Klubsanierung die Zahlen des Personalaufwands vorerst eher nach unten als nach oben justiert werden.

So erstaunt es auch nicht, dass in Zeiten von grossem Kostendruck der Coaching-Staff zuerst beim EHCO-Verwaltungsrat einen entsprechenden Antrag einer Verpflichtung Hüslers einreichen musste, welcher schliesslich gutgeheissen wurde. Offizieller Vertragsbeginn: 1. Oktober, was durchblicken lässt, dass sich Hüsler zu seinen Teamkollegen dazugesellt und sich zum Klub bekennt, indem er merkliche Abstriche in finanzieller Hinsicht akzeptiert.

Mit Hüslers Transfer dürften Sportchef Marc Grieder und Trainer Fredrik Söderström wohl auch die letzte übrig gebliebene Patrone für eine Kaderverstärkung verwendet haben. Ob nun die sonst gängige Verpflichtung eines dritten Ausländers im Hinblick auf die Playoffs von der Traktandenliste gefallen ist? CEO Reber sagt: «Es sind sehr viele Fragen zur Durchführung der Saison offen. Wir werden die Entwicklungen abwarten müssen. Weitere Personalentscheide stehen derzeit sicher nicht zuoberst auf der Prioritätenliste.»

Klar ist: Cédric Hüsler wird dem Team und dem Spiel des EHC Olten guttun. Der 26-Jährige durchlief bei den Rapperswil-Jona Lakers sämtliche Juniorenstufen, kämpfte sich 2012 in die erste Mannschaft, worauf er mit seinem Jugendklub 2018 den Schweizer Cup gewann und den Aufstieg in die National League realisierte.