
Phosphor-Recycling der Erzo ist auf Kurs
Phosphor ist ein wichtiges Düngemittel. Damit dieses nicht in den Abwasserreinigungsanlagen (ARA) verloren geht, brachten die Bauern während Jahrzehnten auf ihren Wiesen und Feldern Klärschlamm aus. Weil dieser aber Schwermetalle und Krankheitserreger («Rinderwahnsinn») enthalten kann, kam es 2003 zu einem Verbot. Seit 2006 wird sämtlicher Klärschlamm verbrannt – mit in der Schlacke der Phosphor, was nicht nachhaltig ist.
Ab 2026 soll das anders werden. Der Bund nimmt die Betreiberinnen von Abwasserreinigungsanlagen (ARA) in die Rückgewinnungspflicht – womit der Schweiz weltweit eine Vorreiterrolle zukommt. Entsprechend hoch sind die Hürden, die Zielvorgaben zu erreichen. Die Entsorgung Region Zofingen (Erzo) setzt auf eine Rückgewinnung via Klärschlamm-Asche und will mit dieser Methode zu einem Kompetenzzentrum in Mittelland werden – auch die Klärschlämme anderer ARAs behandeln. In einer Medienmitteilung im Zusammenhang mit einem Info-Anlass heisst es: «Die Erzo führt in ihrer bestehenden Schlammverbrennung eine breit angelegte Versuchsreihe durch. Die Versuche zielen auf die Erzeugung eines marktfähigen Düngerproduktes ab». Der in Oftringen produzierte Dünger soll importierte Phosphorprodukte ersetzen, welche stark mit Schwermetallen wie Cadmium und Uran belastet sind. Wann kommt der Erzo-Dünger auf den Markt? Da gibt es noch ein Problem namens Kupfer. Bei diesem Metall kann der Pilotbetrieb die gesetzlichen Vorgaben noch nicht erfüllen. Hanspeter Schläfli, Oftringer Gemeindeammann und Präsident der Erzo, sagt dazu: «Die Latten der Schweizer Grenzwerte sind extrem hoch.» In der EU wäre der Kupfergehalt der Asche okay.
Vorgabe ist Vorgabe und die Erzo zuversichtlich. «Wir haben Kontakt zu einem Experten, der Lösungsideen hat», sagt Schläfli. Bereits sind gezielte Änderungen am Aufbau der Anlage und des Verfahrens vorgenommen worden. In weiteren Versuchsreihen, welche bis Ende Oktober anstehen, will man die korrekte Düngemittelherstellung verifizieren. Wie gut man in Oftringen auf Kurs ist, illustriert, dass sich neben dem Bund neu auch der Kanton Aargau sowie die Abwasserregion Solothurn-Emme am Projekt finanziell beteiligen.
Wie sieht es kommerziell aus? Gibt es genügend Absichtserklärungen potenzieller Anlieferer mit der Erzo zusammenzuarbeiten? Das Interesse sei da. Und nach dem eine bernische Insellösung kaum zum Tragen kommt, dürfte die Erzo auch für diesen Kanton interessant werden.
Am Rande der Veranstaltung wurde zudem bekannt, dass die Erzo ihre Bemühungen, den Wert und die Einsatzfähigkeit ihrer Anlagen zu sicher, verstärkt hat. Neu zeichnet der bisherige Geschäftsführer Jacques Hartmann als ausgewiesener Experte verantwortlich. Hartmanns Nachfolge im Management ist noch nicht definitiv geregelt.