
Die CS lässt die NAB sterben: Die Grossbank hat einen kapitalen Fehlentscheid getroffen
Für den Wirtschaftsstandort Aargau ist der gestrige Entscheid ein schwerer Schlag. Und er kommt erst noch zur Unzeit: Es zeugt von wenig Sensibilität, mitten in der Coronakrise – die den Banken weit weniger zusetzt als fast allen anderen Branchen – Hunderte von NAB-Angestellte um ihren Job bangen zu lassen. Sie haben nichts falsch gemacht, ganz im Gegenteil: In all den Jahren lieferten sie Hunderte von Millionen Franken Gewinn an ihre Alleinaktionärin CS ab.
Wohlverstanden: Das Bankengeschäft und das Kundenverhalten verändern sich wegen der Digitalisierung radikal. Jedes Unternehmen muss sich an solche Entwicklungen anpassen. Darum ist nachvollziehbar, dass Filialen geschlossen werden müssen.
Aber bis Ende Jahr gleich von 30 auf 12 Niederlassungen herunter? Das ist überrissen. Und unverhältnismässig! Der Aargau trägt die Hälfte des gesamten, schweizweiten Sparprogramms der CS. Es wirkt deshalb wie ein Hohn, wenn die Zürcher Zentrale beteuert, der Aargau habe in der Credit Suisse «weiterhin eine starke Stellung».
Das ganze NAB-Marketing baute auf der Marke «Aargau» auf, die nun ausradiert wird
Jahrelang hat die CS argumentiert, die NAB sei darum so erfolgreich, weil sie auf die Nähe zum Kunden und zur Region setze. Das war auch das Marketing-Mantra der NAB. Die ganze Werbung baute auf diesem Versprechen auf. Nun wird die Marke «Aargau» ausradiert. Ein kapitaler Fehler! Denn viele der 200’000 Kunden sind gerade darum bei der NAB, weil diese aargauisch und eben keine Grossbank ist. Die Credit Suisse wird enorme Überzeugungsarbeit leisten müssen, um sie zu halten.
Dies umso mehr, als der Wettbewerb im Kanton funktioniert. Die Aargauische Kantonalbank, die nun exklusiv den «Aargau» im Namen trägt, wird sich die Chance kaum entgehen lassen, enttäuschte Ex-NAB-Kunden zu gewinnen.