Der SC Schöftland: Ein Vorzeigeklub für die 2. Liga inter

Diese Liga hat es in sich. Mit den Eagles Aarau, dem FC Wettingen und dem FC Olten haben sich zuletzt gleich drei Mannschaften aus dem Spielbetrieb der 2. Liga interregional verabschiedet, weil sie den Ansprüchen der Spielklasse nicht mehr gerecht werden konnten oder wollten. Eine Arbeitsgruppe soll nun eine zeitgemässere Struktur für die Liga ausarbeiten. Gut möglich, dass diese sich dabei auch den SC Schöftland genauer anschauen wird. Namhafte Spieler wie Renato Steffen (VfL Wolfsburg) oder Kevin Spadanuda (FC Aarau) fanden hier den Tritt, um den Sprung in den Profifussball zu realisieren.

Es sind zwei Aushängeschilder, die als Paradebeispiel für das erfolgreiche Modell des SCS gelten. Mit geringem Budget und günstigem Kader ist es dem Verein in den letzten Jahren gelungen, sich im Mittelfeld der 2. Liga inter zu etablieren: «Zu uns kommen Spieler, weil sie hier kicken wollen. Es hat sich in der Region rumgesprochen, dass wir eine tolle Chemie haben», erklärt Sportchef Manuel Moor.

15 Spieler aus dem Nachwuchs des FC Aarau
«Unser Fundament besteht immer noch aus der Aufstiegsmannschaft von 2016», sagt Moor. «Wir waren schon damals eine eingeschworene Truppe mit vielen jungen Spielern, die einst beim Nachwuchs des FC Aarau gekickt haben.» Seither gab es für die Mannschaft noch weiteren Zuwachs aus Aarau: «Aktuell sind es 15 Spieler im Kader, die einst im FCA-Nachwuchs gespielt haben», betont Moor.

Ein weiterer Faktor beim SCS: Die Hauptmotivation der Spieler muss rein sportlicher Natur sein, die Verdienste sind nämlich gering. «Wir können mit Geld keine Spieler anlocken, bei uns bleibt nach der Saison lediglich einen Ferienbatzen übrig. Einige haben vor ihrem Wechsel nach Schöftland besser verdient.» Ganz ohne Spesen und Punkteprämien gehe es jedoch auch nicht, muss sich Moor eingestehen. Ein bisschen Geld brauche es, um Teil der Liga zu sein. «Würden wir nur mit unserem Nachwuchs agieren, wären wir mindestens eine Stufe tiefer, da auch wir junge Talente früh verlieren. Wir sind deshalb auf eine Zwischenlösung angewiesen.»

Die Junioren sollten das Gerüst sein
Trotzdem ist für Manuel Moor klar, dass die Nachhaltigkeit der Vereine in dieser Liga oberstes Gebot sein sollte. «Die Junioren sollen das Gerüst sein, auf dem die Mannschaften der Liga aufgebaut werden.» Die Realität sieht anders aus: «Gefühlt haben mehr als die Hälfte der Klubs Spieler, die mehrheitlich wegen des Geldes kicken. Das hat allerdings auch etwas Positives an sich, denn solche Akteure heben das Niveau der Liga. Die würden sonst wo anders spielen.»

Dass eine Veränderung der Liga gut tun würde, will der Sportchef aber nicht bestreiten: «Wenn man sich die verschiedenen Budgets anschaut, dann hat diese Liga ziemlich heftige Kontraste. Der finanzielle Anreiz darf auf dieser Stufe nicht im Vordergrund stehen.» Eine entsprechende Regelung sieht Moor nicht als optimale Lösung: «Wenn man eine Gehaltsobergrenze für die Teams einführen würde, passieren die Zahlungen einfach verdeckt.» Viel eher solle die zuständige Amateurliga den Klubs, die nicht nachhaltig arbeiten, den Weg erschweren. Dass beispielsweise Ersatzabgaben für eine fehlende Junioren-Abteilung nicht mehr länger akzeptiert werden, sieht er als Schritt in die richtige Richtung.

Ein anderer Ansatz könnte gemäss Moor ein Prämiensystem aus einem Zusatzpott sein, bei dem Nachhaltigkeit belohnt wird. Soll heissen, je mehr U21-Spieler eingesetzt werden, desto grösser ist die Ausschüttung für den Klub am Ende der Saison. Ähnlich, wie es zurzeit bereits bei der Fairplaytrophy gehandhabt wird.

Die Funkstille ist zu Ende


Eigentlich hatte der SC Schöftland den Sprung in die Hauptrunde des Schweizer Cups 2020/21 bereits geschafft. Weil aber nach der Auslosung der Amateurliga-Teilnehmer, bei der die Schöftler gezogen wurden, das Feld aufgrund des coronabedingt verspäteten Saisonstarts verkleinert wurde, muss der Aargauer 2.-Liga-inter-Klub doch noch auf dem Rasen um sein Cup-Ticket kämpfen. Trainer Sven Osterwalder betont aber vor dem morgigen Duell gegen den FC Wettingen (17 Uhr), dass die Vorfreude gross ist. «Wir wollen diese Chance packen und in die Hauptrunde einziehen», sagt er. So überrascht es nicht, dass Osterwalder den Vergleich mit den Wettingern, die sich nach der vergangenen Saison freiwillig in die regionale 2. Liga zurückgezogen haben, nicht als letzten Test vor dem acht Tage später erfolgenden Meisterschaftsauftakt in Klingnau betrachtet. «Für uns startet die Meisterschaft jetzt», sagt er. Etwas bescheidener sieht die Erwartungshaltung für die folgenden Aufgaben aus. «Wegen Corona herrschte lange Funkstille, deshalb wollen wir gut zurückkehren und die ersten drei Meisterschaftsspiele positiv gestalten», sagt Osterwalder, der mit dem Fitnesslevel seiner Mannschaft nach einer intensiven Vorbereitungsphase zufrieden ist. «Wir haben permanent Fortschritte erzielt», sagt er, «aber die letzten Prozente holst du erst in diesen Startspielen raus.» Vier Rückkehrer ersetzen die drei Abgänge Ruhig blieb es beim SC Schöftland auch in Sachen Kader. Mit Fabio Lo Priore, Joris Freyenmuth und Ersatztorhüter Ivan Ebinger sind nur drei Abgänge zu verzeichnen. Sie werden durch die Rückkehrer Pascal Mathys, Matej Fehér und Kürsat Kiybar ersetzt, zudem zieht der bisherige Assistenztrainer Dominic Gautschi seine Torhüter-Handschuhe wieder an. «Wir hatten schnell viele Zusagen. Es ist sicher ein Vorteil, wenn man nicht alle sechs Monate das Kader umbauen muss», sagt Sven Osterwalder. (pka)

Die Cup-Qualifikationsspiele finden Sie hier, die Spiele der 2.-Liga-inter-Gruppe 5 hier.