Die Handschrift von FC-Aarau-Trainer Stephan Keller

Stephan Keller tigert in der Coaching-Zone hin und her. Der Trainer des FC Aarau rudert mit den Armen und geht in die Knie. Keller ist in seinem Element. Er lebt das Spiel seiner Mannschaft, übernimmt quasi die Rolle des zwölften Mannes. «Druck, Druck, Druck», schreit er. Keller fordert von den Spielern Einsatz, Kampfgeist, Aggressivität und Leidenschaft. Er will, dass sie an ihre Grenzen gehen. Er will, dass sie den Ball erobern, den Gegner permanent unter Druck setzen.

«Mir ist es wichtig, dass die Spieler den ersten Schritt machen, dass sie agieren und nicht reagieren», erklärt Keller. «Ich will, dass sie das Geschehen aus eigener Kraft bestimmen. Das muss unser Anspruch für die Zukunft sein.» Beim 4:2-Sieg in Schaffhausen zum Abschluss der Saison ging Kellers Taktik auf. Der FC Aarau spielte die Nordostschweizer teilweise an die Wand. Mit etwas mehr Effizienz im Abschluss hätte Aarau drei, vier Tore mehr erzielen können.

65-mal getroffen, aber auch 2,22 Gegentore pro Spiel

In Schaffhausen hatte man das Gefühl, dass die Mischung innerhalb des Teams stimmt. Die routinierten Olivier Jäckle und Elsad Zverotic sorgten im zentralen Mittelfeld für Ruhe und Ordnung und für Impulse nach vorne. Die jungen Wilden wie Kevin Spadanuda, Donat Rrudhani, Liridon Balaj, Yvan Alounga und Flavio Caserta liefen, grätschten, stürmten und jagten den Gegenspielern den Ball ab. Offensiv zeigte der FC Aarau in Schaffhausen wie so oft während der abgelaufenen Saison seine Krallen und schraubte die Torausbeute von 61 auf 65. Das Problemkind bleibt die Defensive: Aarau kassierte 80 Tore in 36 Spielen, im Durchschnitt 2,22 Treffer pro Spiel – das ist eindeutig zu viel. Was tun, um die Abwehr zu stärken? Keller lässt sich bezüglich Verstärkungen und Transfers auf die nächste Saison hin noch nicht in die Karten schauen. Einen Innenverteidiger für die Zukunft scheint Keller gefunden zu haben. «Auf der rechten Seite der zentralen Abwehrreihe könnte Jérôme Thiesson eine wichtige Rolle spielen», sagt der Trainer.

Klare Vorstellungen hat Keller auch in der Torhüterfrage. Der 19-jährige Nicholas Ammeter geniesst weiterhin das Vertrauen des Trainers. Die Verpflichtung eines Torhüters soll dazu führen, dass Ammeter in Zukunft einem härteren Konkurrenzkampf ausgesetzt ist. Glaubt man Gerüchten, so ist der 22-jährige Simon Enzler beim FC Aarau im Gespräch. Enzler hat beim FC Luzern einen Vertrag bis 2021. Die Zentralschweizer würden Enzler für eine Saison ausleihen. Ob weitere Verstärkungen möglich sind, ist offen und hängt davon ab, was die finanziellen Möglichkeiten des FC Aarau zulassen.

Spieler und Trainer müssen Fortschritte machen

Klar ist, dass Keller grosse Stücke auf Norbert Fischer hält. Der Konditionstrainer wird künftig auch als Assistenztrainer amten. Fischer hat für jeden Spieler während der zwei Wochen vor dem Trainingsstart am 17. August ein individuelles Trainingsprogramm zusammengestellt. Dann bleiben vier Wochen mit vier Testspielen, um die Mannschaft auf Touren zu bringen.

Keller selbst will, dass einerseits die Spieler, anderseits er als Trainer Fortschritte machen. Und Keller muss liefern. Ein achter Platz wie in der abgelaufenen Saison ist zu wenig und wird den Ansprüchen des FC Aarau nicht gerecht.