
FC Aarau: Die pure Harmlosigkeit
In der 84. Minute erlöschen die Aarauer Hoffnungen auf das erste Erfolgserlebnis unter dem neuen Trainer Stephan Keller endgültig. Und wieder – es ist der rote Faden seit Anfang der Saison – laden die Spieler des FC Aarau den Gegner zum Toreschiessen ein: Schäppi kann von der Strafraumgrenze unbedrängt flanken, am hinteren Pfosten hat von Moos gegen Caserta keine Mühe, das 3:1 und somit die Entscheidung zu besorgen.
Bereits die Art und Weise, wie Aarau die ersten beiden Tore kassiert, ist einer Challenge-League-Mannschaft nicht würdig: Beim 0:1 in der 21. Minute dreht sich Wils Fazliu seelenruhig um die eigene Achse, passt zu von Moos, der in der Folge wohl selber überrascht ist, dass weder Hammerich noch Affolter Anstalten machen, ihn am Torabschluss zu hindern. Nach der Führung kommt das Heimteam innert Kürze zu zwei weiteren Grosschancen – Glück für Aarau, dass es nach 24 Minuten nicht bereits hoffnungslos zurückliegt.
In den nächsten 30 Minuten passiert nichts, ehe Aarau in der gegnerischen Hälfte einwerfen kann. Doch statt mit einer Idee in die Nähe des gegnerischen Tores zu dringen, endet auch dieser planlose Versuch mit einem Ballverlust. Mehr noch: Ein weiter Pass von Fazliu in der 54. Minute genügt, um die schlecht gestaffelte Aarauer Abwehr zu entblössen: Duah entwischt ab der Mittellinie dem chancenlosen Schindelholz und kann sich die Ecke aussuchen, in die er den Ball am bedauernswerten FCA-Goalie Ammeter vorbei zum 2:0 versenkt.
Ohne Jäckle und Zverotic im Zentrum überfordert
Dem in der Folge Hauch von Spannung geht das siebte Saisontor des sonst unsichtbaren Marco Schneuwly zum 1:2 in der 58. Minute voraus – entstanden aus einem der an einer Hand abzählbaren gelungenen FCA-Angriffe. Eine Viertelstunde später kommen die Gäste nach einem Corner zu einer Doppelchance zum 2:2. Und hätte Schiedsrichter Cibelli nach einem Foul an Alounga an der Strafraumgrenze auf Penalty für Aarau entschieden – vielleicht hätte der Abend mit dem dritten Punkt unter Keller geendet.
Beschweren können sich die Aarauer über erneute Niederlage indes nicht: Dafür waren sie in der Defensive zu fehleranfällig und in der Offensive zu harmlos. Der Kern der 15. Saisonniederlage war das inexistente Mittelfeldzentrum: Ohne Jäckle (gesperrt) und Zverotic (verletzt) fehlte es sowohl an offensiver Spielkultur als auch an defensiver Widerstandsfähigkeit. Hammerich, Startelf-Debütant Hajdari und Rrudhani waren mit der Aufgabe, die Absenz von Jäckle und Zverotic abzufedern, heillos überfordert. Sie als Hauptschuldige zu bezeichnen, wäre jedoch falsch: Abgesehen von Goalie Ammeter, der eine höhere Niederlage verhinderte, war im Bergholz kein Aarauer auf der Höhe.
Auch Shkelzen Gashi nicht, der drei Tage nach der brisanten Ein- und Auswechslung gegen Chiasso in der Startelf stand und von Keller nach einer Aussprache zum temporären Captain erkoren wurde. Zu Beginn war Gashi noch der aktivste Aarauer und bemüht, dem Angriffsspiel seinen Stempel aufzudrücken. Doch schon nach 20 Minuten schwanden beim 32-Jährigen die Kräfte und er tauchte ab.
Wie soll die Wende zum Guten gelingen?
Rechnerisch kann der FC Aarau den siebten Rang noch erreichen. Doch nachdem auch gegen Wil kein Fortschritt zu erkennen war, fragt man sich, wie dies in den verbleibenden Partien gegen GC und Schaffhausen gelingen soll. Den Blick noch weiter in die Zukunft gerichtet, fällt es mit dem Eindruck der ersten fünf Spiele unter Keller mehr als schwer, an eine Wende zum Guten mit Beginn der nächsten Saison zu glauben.