Jeder Fünfte hat sich angesteckt – Barbetreiber: «Für uns ist wichtig, dass Gäste zuhause bleiben, wenn sie sich krank fühlen»

Im Kampf gegen das Coronavirus setzen die Kantone auf das sogenannte Contact Tracing. Sie versuchen also, herauszufinden, mit wem eine infizierte Person Kontakt hatte und ordnen für die engen Kontaktpersonen eine zehntägige Quarantäne an. So können Infektionsketten unterbrochen und die Verbreitung des Virus eingedämmt werden.

 

Damit enge Kontakte von infizierten Personen von den Mitarbeitenden des Contact Tracing Centers kontaktiert werden können, ist der Kantonsärztliche Dienst darauf angewiesen, dass Bars oder Restaurants Präsenzlisten führen und die Kontaktdaten auf diesen Listen korrekt sind. Am Superspreader-Event im Club Flamingo in Zürich hat sich im Nachhinein gezeigt, dass viele Gäste eine falsche E-Mail-Adresse angegeben haben.

 

Anders im Aargau: Am Montag teilte das Gesundheitsdepartement mit, dass im Umfeld der Tesla Bar in Spreitenbach über 20 Personen mit dem Coronavirus infiziert worden sind. Kantonsärztin Yvonne Hummel sagte zur AZ, der Betreiber der Bar habe dem Kantonsärztlichen Dienst die Präsenzliste umgehend zur Verfügung gestellt. Diese mache einen guten Eindruck. 

Die Gäste mussten per WhatsApp reservieren

Am besagten Abend waren über 100 Personen in der Spreitenbacher Bar. Allerdings sei nur reingekommen, wer vorher einen Tisch reserviert habe, sagt der Betreiber auf Anfrage. „Ich bin mir bewusst, dass sich in einer Liste nicht alle Gäste eintragen würden oder gewisse Gäste falsche Kontaktdaten angeben würden“, sagt er. Die Reservation sei deshalb nur via Whatsapp möglich gewesen. „Dadurch haben wir sichergestellt, dass wir zumindest von jedem Tisch eine Handynummer hatten, die auch gültig ist.“ Von den anderen Gästen am Tisch habe man Vor- und Nachnamen aufgenommen.

Als er erfahren habe, dass sich ein Gast, der in seiner Bar war, mit dem Coronavirus angesteckt hatte, hätten die Eigentümer der Bar die Gäste umgehend kontaktiert und darüber informiert, dass sie sich testen lassen sollen, sobald sie Symptome hätten. „Die meisten Gäste waren dankbar, dass wir sie informierten“, sagt der Barbetreiber.

Eigentümer überlegen sich, die Betriebsferien vorzuziehen

Die Eigentümer haben zudem freiwillig entschieden, die Bar bereits letzten Freitag bis mindestens Ende Woche zu schliessen, dies als reine Vorsichtsmassnahme. „Die Mitarbeitenden haben wir umgehend nach Hause geschickt. Sie sind nun in Quarantäne“, sagt der Barbetreiber. Ob die Bar nächste Woche wieder öffnet, ist noch nicht entschieden. „Wenn sich die Lage nicht verbessert, können wir uns gut vorstellen, dass wir die Betriebsferien vorziehen, bis die Ansteckungszahlen wieder zurückgehen.“

Dass sich ausgerechnet in ihrer Bar das Coronavirus verbreiten konnte, bedauern die Betreiber. „Für uns als Besitzer und für unsere Mitarbeitenden wie auch Gäste ist es wichtig, dass Besucherinnen und Besucher der Bar ihre Eigenverantwortung auch wahrnehmen und zuhause bleiben, wenn sie krank sind oder sich krank fühlen.“