48 Franken pro Haushalt und Jahr mehr – Erzo erhöht Tarife für Gemeinden

Wohin führt der Weg der Entsorgung Region Zofingen (Erzo)? Nach der Abgeordnetenversammlung vom Dienstag sind der Erzo-Vorstand und die Vertreter der Gemeinden der Antwort auf diese Frage ein Stück näher gekommen. Beim Grundsatzentscheid zur Organisationsform der Erzo (wir berichteten) stimmten die Abgeordneten ganz im Sinne des Vorstands. Dieser erhielt so den Auftrag, sich intensiv mit der Variante «Splitting» auseinanderzusetzen. Dabei sollen aus der heutigen Erzo zwei voneinander unabhängige Organisationseinheiten (OE) entstehen. Diese OE wäre einerseits die Kehrichtverbrennungsanlage (KVA), andererseits die Abwasserreinigungsanlage (ARA). Beide sind heute eng miteinander verbunden. In diesem Rahmen können gleich auch die Satzungen der beiden Teile der Erzo überarbeitet werden. Wie Hanspeter Schläfli auf Nachfrage bestätigt, ist dies besonders im Hinblick auf die Liquidation und den Rückbau der KVA notwendig. Die ersten Ergebnisse dazu will der Vorstand gegen Ende Jahr präsentieren.

Initianten sind erfreut über den aktuellen Stand

Der Vorstand nahm auch Stellung zur «Initiative Murgenthal», die im Hinblick auf die Stilllegung der KVA unter anderem Transparenz bei der Investitionsplanung forderte. Die KVA erwirtschaftet einen jährlichen Cashflow von 2,8 Millionen Franken. Bis zum geplanten Stilllegungszeitpunkt Ende 2027 steigt demnach das Verwaltungsvermögen von heute 23 Millionen Franken auf insgesamt 34 Millionen Franken an. Gleichzeitig werden jährlich rund 1,2 Millionen Franken für Unterhaltsinvestitionen budgetiert. Der Vorstand versicherte, dass damit der Betrieb und der geplante Rückbau gesichert sind. Bei einer Havarie der Anlage, also einem ungeplanten Ausfall, seien zudem mehrere alternative Entsorgungswege für den regionalen Abfall gesichert. Peter Urben, Vizeammann von Murgenthal, zeigte sich mit den Antworten zufrieden.

Für Diskussionen sorgte besonders die Erhöhung der Tarife für die ARA. Diese müssen erhöht werden, weil in den letzten Jahren umfangreiche Sanierungsarbeiten vorgenommen wurden. Investitionen aller Art führen zu höheren Abschreibungen in den nächsten Betriebsjahren. Gleichzeitig nimmt das verarbeitete Schmutzwasser der Kernbetriebe und der Wasserverbrauch pro Kopf ab. Heinz Habegger, Mitglied des Vorstands der Erzo, erklärte: «Weniger Wasserverbrauch ist ökologisch, heisst für uns aber weniger Ertrag.» Da ein Benchmark aufzeigt, dass die Erzo die eigenen Kosten im Vergleich zu anderen ARAs gut im Griff hat, sei es falsch, dort anzusetzen. Einzig höhere Tarife können diesen Graben überbrücken.

48FrankenMehrausgabenfürVier-Personen-Haushalt

Aus den Reihen der Abgeordneten kam die Frage, ob die ARA mit ihren aktuell 50 000 angeschlossenen Haushalten und einem Potenzial von 100 000 Haushalten nicht völlig überdimensioniert sei. Schliesslich können vor allem die kleineren Gemeinden nicht mehr stark wachsen und eine proportionale Beteiligung am Potenzial der ARA sei so also nicht möglich. In der nachfolgenden Diskussion wurde mehrmals der Sinn einer solidarischen Gemeinschaft angezweifelt, wenn zwar alle höhere Tarife zu tragen hätten, aber nicht gleich vom Potenzial der ARA profitieren können. Der Vorstand versicherte den Abgeordneten aber, dass Pläne zur Nutzung der Überkapazität bestehen. Zudem sei der grösste Teil der Überkapazität den Kanälen geschuldet, welche höchstens kostenintensiv zurückgebaut werden könnten, um etwas gegen die Überkapazität zu unternehmen. Trotz der Bedenken stimmten alle sechs Gemeinden der Tariferhöhung zu. Für einen Vier-Personen-Haushalt bedeutet das nun, das Mehrausgaben von ungefähr 48 Franken entstehen, wenn die Gemeinde die Mehrkosten, welche sie von der ARA verrechnet erhält, direkt an ihre Bürger weitergibt. Ungefähr 2026 wird dann über eine erneute Anpassung der Tarife diskutiert.

Gutes Geschäftsjahr für die KVA und ARA

Des weiteren wurden auch noch die Geschäftsberichte der KVA und ARA präsentiert, welche beide auf ein zufriedenstellendes Geschäftsjahr zurückblicken können. Die ARA erzielte einen Ertragsüberschuss von rund 207 000 Franken und die KVA von 965 000 Franken. Dabei gilt es zu beachten, dass rund 920 000 Franken durch das Vermögen selbst erwirtschaftet wurden. Durch Corona und den damit verbundenen Absturz der Märkte verlor die Erzo dieses Jahr bereits wieder.