Das geforderte Lebenszeichen des FC Aarau

Auf der langen Stehrampe im Brügglifeld, wo sich auch in schwierigen Zeiten die treuen Fans in jedem Heimspiel treffen und die Mannschaft anfeuern, herrscht an diesem Abend gähnende Leere. Umso mehr fallen die vier Transparente ins Auge, auf ihnen steht: «Dräck frässe», «Seckle», «Fenger use», «Kämpfe». Einen Sieg fordern die wegen Corona aus dem Stadion verbannten Fans explizit nicht, die Botschaft an die Spieler des FC Aarau ist klar: Lasst euch nicht noch einmal so abschlachten wie beim 0:5 gegen GC. Soviel vorneweg: Die Pflicht, eine kämpferische Reaktion auf den vergangenen Freitag, wurde erfüllt.

«Ein anderes Gesicht zeigen» – das war auch die Forderung der Klubführung an den Trainer, für den es bei einer Fortsetzung des Auftretens im GC-Stil eng geworden wäre. Patrick Rahmen hat angekündigt, die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Spannend war, wie diese aussehen würden. Antwort: Er wechselte zwecks Stabilität zurück zum 4-4-2-System und krempelte die Startformation gleich auf sechs Positionen um. Unter den Abberufenen das Trio Markus Neumayr, François Affolter und Jérôme Thiesson, die drei prominenten Gesichter der Schmach im Letzigrund. Keine Angst vor grossen Namen – Rahmen springt mit dem Rücken zur Wand über seinen Schatten und wird belohnt: Seine Wechsel zeigen Wirkung. Stratege Olivier Jäckle bringt im Zentrum die verlorene Ordnung zurück, die Rückversetzung von Captain Zverotic in die Abwehr sorgt für Stabilität.

Am Ende sogar ein Hauch von Kür

Schon in der ersten Halbzeit verzeichnet der FC Aarau ein klares Chancenplus und ist mit dem 1:1 schlecht bedient. Nach dem 0:1, das Padula mit der ersten Halbchance der Gäste nach 19 Minuten erzielt, brechen die Aarauer nicht etwa wie so oft in dieser Saison nach einem Rückstand auseinander – nein, sie lehnen sich auf gegen das böse Schicksal, erkämpfen sich weitere Chancen und werden in der
40. Minute belohnt: Es ist Yvan Alounga, das 18-jährige Sturmtalent, das zum ersten Mal in der Partie den Überblick behält, sich wunderbar um den Gegenspieler dreht und ins kurze Eck abschliesst. Kurz darauf, noch vor dem Pausenpfiff, fällt fast das 2:1 für das Heimteam – doch ein von Zverotic abgelenkter Freistossball springt vom Innenpfosten zurück ins Feld statt ins Tor.

In der Pause herrscht verhaltener Optimismus unter den 150 Zuschauern, die dank Losglück ein Ticket auf der Haupttribüne ergattern konnten. Unter ihnen Ex-Aarau-Trainer Jeff Saibene und Regierungsrat Urs Hoffmann. Gelingt dem FC Aarau nach neun Monaten endlich wieder ein Heimsieg?

Donat Rrudhani wird zum Matchwinner

Es braucht einen Weckruf, eine Wiler Riesenchance durch Bosic sechs Minuten nach Wiederanpfiff, ehe die Aarauer wieder in die Spur finden. Rahmen liefert von der Seitenlinie seinen Beitrag mit der Einwechslung von Donat Rrudhani, der junge Kosovare wird zum Matchwinner: Keine 30 Sekunden steht er auf dem Platz, als die Wiler eine Flanke unterschätzen und Rrudhani am hinteren Pfosten sehenswert zum 2:1 abschliesst. Zwei Minuten später das 3:1, die Entscheidung, erzielt per Direktfreistoss von Aaraus Bestem, Olivier Jäckle. Als der junge Linksverteidiger Stevan Lujic in der 67. Minute auf Pass von Rrudhani gar das 4:1 erzielt, steht fest: Der erste Schritt zur Versöhnung zwischen Fans und Mannschaft ist geglückt – mehr noch: Die Spieler bedanken sich am Ende sogar mit einem Hauch von Kür für die Treue.