Corona-Impfstoff zuerst für die USA? Jetzt äussert sich Lonza zu den Druckversuchen

Das Basler Pharmaunternehmen Lonza wird in der Herstellung eines Corona-Impfstoffs eine wichtige Rolle spielen. Sobald dieser entwickelt und getestet ist, soll in Visp VS die Massenproduktion starten. Lonza ist Anfang Mai eine 10-jährige Partnerschaft mit dem US-Impfstoffentwickler Moderna eingegangen. Diese bezweckt, den Impfstoff mRNA-1273, den Moderna entwickelt hat, herzustellen. Von einer Milliarde Dosen pro Jahr ist die Rede.

Dadurch hat Lonza eine Nähe zu den USA entwickelt. Diese ist auch darin erkennbar, dass die Lonza-Aktionäre Ende April den Pharmamanager Moncef Slaoui in den Verwaltungsrat gewählt haben, der seine Karriere vor allem in den USA machte.

Der Lonza-Sitz in Basel. Der Impfstoff soll im Werk in Visp (Wallis) produziert werden.

Der Lonza-Sitz in Basel. Der Impfstoff soll im Werk in Visp (Wallis) produziert werden.

© Juri Junkov / BLZ

Doch Slaouis Amtszeit bei Lonza währte nur kurz: Heute Montag gab Lonza seinen Rücktritt aus dem Verwaltungsrat bekannt. CH Media hatte diesen bereits vorher angekündigt. Am vergangenen Freitag war Slaoui von US-Präsident Trump zum Leiter seiner ambitionierten «Operation Warp Speed» ernannt worden. Dieser Operation hat Trump das Ziel verordnet, dass den Amerikanern bereits Ende Jahr ein Impfstoff zur Verfügung stehen solle.

 
Nähe zu den USA: Lonza wählte vor kurzem Moncef Slaoui (am Rednerpult) in den Verwaltungsrat. Doch vergangenen Freitag ernannte Donald Trump den Pharmamanager zum Leiter seiner Impfoperation  «Warp Speed». Darum zieht sich Slaoui bei Lonza wieder zurück.

Nähe zu den USA: Lonza wählte vor kurzem Moncef Slaoui (am Rednerpult) in den Verwaltungsrat. Doch vergangenen Freitag ernannte Donald Trump den Pharmamanager zum Leiter seiner Impfoperation «Warp Speed». Darum zieht sich Slaoui bei Lonza wieder zurück.

© AP

Von der Nähe der Amerikaner zu Lonza erhoffen sie sich einen privilegierten Zugang zu dem Covid-19-Impfstoff. Hinter den Kulissen machen die US-Behörden Druck, damit sie zuerst mit dem Impfstoff aus dem Werk in Visp beliefert werden.

Auf Anfrage von CH Media äussert sich Lonza nun zur Frage, ob eine exklusive Belieferung Amerikas vorgesehen sei. Kommunikationschefin Sanna Fowler verweist dabei auf die US-Partnerfirma Moderna. Lonza selber sei nicht involviert in die Diskussion, welches Land wann beliefert werde. Fowler sagt: «Moderna hat klargemacht, dass ihr Ziel ein weltweites Angebot ist.»

Weiter sagt sie: «Moderna hat sich für Lonza als Kooperationspartner entschieden, weil wir die Produktionsmöglichkeiten, die nötige Technologie und die regulatorische Erfahrung haben – sowohl in den USA als auch in Europa und Asien.»

Lonza kündigt Schweizer Impfprojekt an

Die Lonza-Sprecherin will nicht sagen, ob der Impfstoff auch in der Schweiz angeboten wird: Auch das sei Sache von Moderna, betont Fowler. Doch sie kündigt an, man plane eine Schweizer Impfstudie: «Lonza hat eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit Moderna und Schweizer Experten ermöglicht, um Impfstofftests in der Schweiz zu planen und durchzuführen.»

Der Standort Visp von der Lonza: Hier sollen 1 Milliarde Impfdosen hergestellt werden.

Der Standort Visp von der Lonza: Hier sollen 1 Milliarde Impfdosen hergestellt werden.

© Dominic Steinmann / KEYSTONE

So schnell wird das aber nicht gehen. Zuerst muss ein Impfstoff klinische Tests bestehen und schliesslich von der Heilmittelbehörde Swissmedic für die Schweiz freigegeben werden. In den USA ist das Verfahren ähnlich – darum ist keineswegs sicher, ob das von Trump gesetzte Ziel eines Impfstoffs bis Ende Jahr erreicht werden kann.