
«America first»: Schweizer Firma soll die USA bevorzugt mit Corona-Impfstoff beliefern – brisante Personalie bei Lonza
Es ist das Wettrennen des Jahrhunderts. Wer entwickelt als Erstes einen Corona-Impfstoff? Und wenn er da ist: Wer ist imstande, riesige Mengen davon zu produzieren, damit möglichst rasch möglichst viele Menschen gegen Covid-19 immunisiert werden können?
US-Präsident Donald Trump will nach seinem Prinzip «America first» mit aller Kraft erreichen, dass seine eigene Bevölkerung am schnellsten mit dem Impfstoff bedient wird. Die USA sind besonders stark von der Pandemie betroffen – und im November finden Präsidentschaftswahlen statt.
Am Freitag hat Trump die «Operation Warp Speed» ins Leben gerufen. Ihr Ziel: Bis Ende Jahr soll den Amerikanern ein Impfstoff zur Verfügung stehen.
Lonza-Verwaltungsrat wurde kurz vor Trumps Offensive gewählt
Noch-Verwaltungsrat bei Lonza im Wallis: Moncef Slaoui am Rednerpult, anlässlich seiner Ernennung zum Chef des amerikanischen Impfoperation, vergangenen Freitag in Washington mit US-Präsident Donald Trump.
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Pikant und von der Schweizer Öffentlichkeit bislang unbemerkt: Chef dieser US-Operation wird ein Mann, der erst am 28. April in den Verwaltungsrat der Basler Pharmafirma Lonza gewählt worden ist. Es handelt sich um Moncef Slaoui, einen in Marokko geborenen und in Belgien ausgebildeten langjährigen Pharmamanager.
Nur drei Tage nach der Wahl von Slaoui in den Lonza-Verwaltungsrat gab die Walliser Firma bekannt, dass sie mit dem US-Impfstoffspezialisten Moderna eine strategische Partnerschaft eingehe. Diese bezwecke, den Impfstoff mRNA-1273, den Moderna entwickelt hat, zu produzieren.
In dieses Bild passt die gestrige Meldung der «SonntagsZeitung», die US-Behörden würden Druck ausüben, damit sie zuerst mit dem Impfstoff beliefert werden, der im Lonza-Werk von Visp produziert werden soll.
Der Standort Visp der Lonza: Hier sollen 1 Milliarde Impfdosen produziert werden. Die USA wollen bevorzugt beliefert werden.
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Druckversuche der USA – auch bei französischer Firma
Dass die Druckversuche der USA ernst zu nehmen sind, zeigt das Beispiel des französischen Pharmakonzerns Sanofi. Die Nachrichtenagentur Bloomberg zitierte Sanofi-Chef Paul Hudson letzte Woche mit den Worten, die US-Regierung habe «das Recht für die grösste Vorausbestellung». Später relativierte der Konzern seine Aussage.
Ist der Impfstoff einmal verfügbar, stellt sich die Frage: Wer soll in welcher Reihenfolge geimpft werden? Bioethiker Christoph Rehmann-Sutter erklärt im CH-Media-Interview, wie man einen Impfstoff gerecht verteilt, ob man damit Geld verdienen darf – und warum Risikogruppen nicht unbedingt zuerst geimpft werden sollen.