
«Wurde brandschwarz angelogen!» – Die Wut des abgesetzten Zofingen-Trainers Flavio Catricala
Der frühere Schöftland-Trainer Hansruedi Birrer freut sich auf die zukunftsorientierte Arbeit beim SC Zofingen. (Bild: Otto Lüscher) Der frühere Schöftland-Trainer Hansruedi Birrer freut sich auf die zukunftsorientierte Arbeit beim SC Zofingen. (Bild: Otto Lüscher)
Was sich vergangene Woche abgezeichnet hat, ist gestern Sonntag Tatsache geworden: Der SC Zofingen verlängert den Ende Juni auslaufenden Vertrag mit Flavio Catricalà nicht. An dessen Stelle übernimmt der 51-jährige Oftringer Hansruedi Birrer den Trainerposten bei der ersten Mannschaft. Der Wechsel sei gemäss SCZ-Präsident Hansjörg Ryter aufgrund der Corona-Krise nötig geworden. «Wir waren zufrieden mit der Arbeit von Flavio Catricalà. Wir haben aber keine Planungssicherheit und wissen nicht, wie viele Einnahmen uns wegbrechen werden. Deshalb müssen wir unser Budget zusammenkürzen», erklärt Ryter.
Er bestätigt, dass bei der Trainerwahl auch der Beitritt des SC Zofingen zum Team Aargau eine Rolle gespielt habe. «Hier müssen wir die Kooperation suchen, schliesslich verfolgen wir eine gemeinsame Strategie für die Zukunft», sagt Ryter.
Hansruedi Birrer als ideale Besetzung für den SCZ?
Dass die Wahl des SC Zofingen auf Hansruedi Birrer fiel, entspricht einer gewissen Logik. Birrer ist in der Region zuhause, kennt die 2. Liga inter von seinem langjährigen Engagement beim SC Schöftland bestens und fungierte zuletzt als Trainer des Team Aargau U18. Oder anders gesagt: Birrer ist die ideale Besetzung, um die Zusammenarbeit des SC Zofingen mit dem Team Aargau voranzutreiben. «Mir macht die Arbeit mit den jungen Spielern Spass. Der SC Zofingen will einen anderen Weg gehen, da bin ich gerne bereit, meinen Beitrag beizusteuern», begründet Birrer seine Zusage.
Bezüglich Zielsetzung für die kommende Saison – sofern ab August wieder Amateurfussball gespielt werden darf – hat er sich noch keine allzu grossen Gedanken gemacht. «Jetzt steht eine Auslegeordnung an. Welcher Spieler ist dabei? Wer nicht? Sind diese Fragen geklärt, schauen wir weiter», sagt Birrer.
Flavio Catricalà bemängelt den fehlenden Respekt
Bei Flavio Catricalà hat sich derweil Enttäuschung breitgemacht. Vor allem die Art und Weise, wie er vom Entscheid erfahren hat, missfällt ihm. «Bis letzten Mittwoch hiess es von Seiten des Präsidenten auf wiederholte Anfrage, mein Team und ich dürfen geschlossen bleiben. Danach erfahre ich aber, dass hinter meinem Rücken bereits Testspiele abgemacht und mögliche Zuzüge kontaktiert wurden. Hansjörg Ryter hat mich brandschwarz angelogen, das ist einfach respektlos», ärgert sich Catricalà.
Der Oftringer hätte es begrüsst, wenn seine Meinung und jene der Mannschaft vom Vorstand in die Diskussion miteinbezogen worden wären. Denn: «Wir wären alle bereit gewesen, für weniger zu spielen. Unser Engagement für den SC Zofingen war nie ein Thema des Geldes. Jeder von uns hätte anderswo mehr verdienen können», so Catricalà, «aber wir haben Ja zum SC Zofingen gesagt im Sommer 2019 nach dem Abstieg, weil wir eine Verpflichtung gegenüber dem Verein, den Sponsoren und den Zuschauern verspürt haben.»
«Der Verein muss am Leben bleiben»
Hansjörg Ryter besteht darauf, dass er Catricalà nicht angelogen hat, kann aber dessen Frust verstehen. Ryter betont, dass die Zukunft des Klubs auf dem Spiel stehe. Weil niemand weiss, wie lange die Krise dauern werde, sei es wichtig gewesen, einen sauberen Schnitt zu machen – mit allen finanziellen Konsequenzen. «Der Verein muss am Leben bleiben», sagt Ryter und betont, dass der SC Zofingen nicht nur aus der ersten Mannschaft bestehe, sondern 400 Aktivmitglieder besitze. «Auch andere Vereine haben Mühe. Wer jetzt seine Hausaufgaben nicht macht, den holen die Probleme später ein. Wir sind unsere angegangen und haben bereits Lösungen gefunden», sagt Ryter.
Als Nächstes wollen die Thutstädter den 27. Mai abwarten. An diesem Tag entscheidet der Bundesrat, ob und welche weiteren Massnahmen zur Lockerung des Ausnahmezustands ab dem 8. Juni vollzogen werden sollen. Auf dieser Basis hoffen Hansjörg Ryter und Hansruedi Birrer, konkretere Schritte angehen zu können.