Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei

Moralapostel zu spielen liegt mir fern in der Corona-Ausnahmesituation. Niemand ist ein Heiliger, auch ich muss mich stets daran erinnern, dass Händeschütteln oder Nähe momentan nicht erwünscht sind. Doch manchmal haut es mir buchstäblich «den Nuggi» raus, wenn ich sehe, wie sich gewisse Leute keinen Deut um die Corona-Regeln zum Abstandhalten scheren. Letzten Freitag gegen 18 Uhr hatte ich in der Zofinger Altstadt ein solches Erlebnis.

Ich komme gerade aus einer Drogerie heraus, wo mich die Verkäuferin hinter einer Plexiglasscheibe bediente und Abstands- und Hygieneregeln von Personal und Kunden vorbildlich eingehalten werden. Auf dem Weg Richtung Aargauer Platz nehme ich staunend zur Kenntnis, dass 20 bis 30 Leute jeder Altersgruppe auf der Treppe unterhalb der Kirche sitzen und «sünnele». Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass sie den Feierabend dort geniessen. Allerdings: Niemand hielt die Zwei-Meter-Regel ein, alle sassen dicht an dicht gedrängt. Ein Prost auf Corona, kann ich da nur sagen. Auf dem Aargauer Platz beim Brunnen verweilten derweil einige Senioren, die zur Risikogruppe gehören. Als ich jemand auf die Situation anspreche, reagiert die Person ungläubig und erstaunt. Es ist, als ob wir in zwei verschiedenen Welten leben würden. Die Pandemie ist noch nicht vorbei, möchte ich den Leuten zurufen. Ich befürchte auch, dass die bereits erfolgten Lockerungen von vielen Leuten dahin interpretiert werden, dass nun alles vorbei ist. Doch das ist es nicht. Die zweite Corona-Welle könnte kommen, und alle unsere Anstrengungen wären dann umsonst gewesen.