
Grosser Rat in der Umwelt-Arena Spreitenbach: Für alle liegen Schutzmasken bereit
Am 3. März trafen sich die
140 Grossrätinnen und Grossräte letztmals in Aarau zu einer Parlamentssitzung. Nachfolgende Sitzungen mussten wegen Corona abgesagt werden. Grund: Man hätte die Abstandsregeln nicht einhalten können. Heute kann der Grosse Rat endlich wieder tagen – und zwar in der Umwelt Arena in Spreitenbach. Diese kann die Anforderungen laut Ratspräsidentin Edith Saner nicht nur mit dem grossen Hauptsaal erfüllen. Sie verfügt auch über weitere grössere Räume, in denen die Fraktionen den Sitzungstag vorbereiten können. An alles wurde gedacht. So stehen im Sitzungszimmer der CVP zusätzliche Sitzplätze für die jüngsten Zuzüge aus der BDP bereit.
Um den Saal nicht unnötig lange zu blockieren, wurden die Tische erst am Montag hineingestellt. Gestern folgten die technischen Installationen wie die Lautsprecheranlage. Der 3000 Quadratmeter grosse Plenarsaal erinnert mit seinem nüchternen Charme an den Sitzungssaal des Nationalrates in der Bernexpo.
Jede Parlamentarierin, jeder Parlamentarier hat ein eigenes Pult. Auf jedem Pültchen wird heute eine Namenstafel in der Farbe der jeweiligen Fraktion prangen, sodass alle am ungewohnten Ort sogleich ihren Platz finden. Zwar haben alle einen Sitzungsplan erhalten – aber sicher ist sicher. Denn das gewohnte Halbrund aus dem Grossratssaal kann man hier aus Platzgründen nicht anbieten. Doch achtete der Parlamentsdienst streng darauf, dass die Fraktionen zusammensitzen können.
Auch hier kann elektronisch abgestimmt werden
Für alle steht je ein Fläschchen Desinfektionsmittel sowie eine Schutzmaske und ein Getränk bereit. Edith Saner: «Die Maske zu tragen, ist freiwillig. Bei persönlichen Gesprächen empfehlen wir es aber schon.»
Alle Grossrätinnen und Grossräte bekommen ein kleines Abstimmungsgerät, damit sie wie gewohnt elektronisch ihren Willen bekunden können. Allerdings vermag die Leinwand nur das jeweilige Resultat anzuzeigen. Man wird dort, anders als im Grossratssaal, nicht 140 Lämplein unterschiedlich grün oder rot aufleuchten sehen: «Das wäre technisch auch hier möglich», sagt Ratssekretärin Rahel Ommerli, «es wäre aber deutlich teurer. Deshalb verzichten wir darauf. Wir haben alles Notwendige, auf Wünschbares verzichten wir. So können wir die Kosten auf rund 40 000 Franken begrenzen.»
Anders als im Grossratsgebäude werden die Voten gefilmt und live auf eine Grossleinwand projiziert. Nochmals Rahel Ommerli: «Nur so können die zuhinterst Sitzenden die vorne Sprechenden und ihre Mimik auch sehen.» Um sicher zu gehen, dass alles funktioniert, fanden gestern Abend Soundcheck und Abstimmungstests statt. Rahel Ommerli: «Es funktioniert. Wir hoffen natürlich, dass die Technik auch heute voll mitmacht.» Weil der Weg zum Rednerpult lang und die Situation ungewohnt ist, werde alles etwas langsamer gehen als sonst, sagt Ratspräsidentin Edith Saner. Raucherinnen und Rauchern empfiehlt sie, Rauchpausen gut zu planen. Denn auch der Weg nach draussen und zurück hat’s in sich.
Das Parlament dürfte heute nahezu vollständig sein. Bei Edith Saner waren bis gestern Abend erst zwei Entschuldigungen eingegangen: «Ich erhielt dafür viele positive Rückmeldungen. Die Freude ist gross, endlich wieder im Plenum zu tagen.» Wer will schon die Gelegenheit verpassen, an einem so ungewöhnlichen Ort im Ostaargau, wo zufälligerweise Ratspräsidentin Saner (Gebenstorf), Landammann Markus Dieth (Wettingen) sowie Landstatthalter Stephan Attiger (Baden) daheim sind, zu tagen?
In der langen Sitzungspause haben sich diverse Geschäfte angestaut. Rahel Ommerli erwartet, dass der Rat im Juni noch an drei, eventuell vier Sitzungstagen zusammenkommt. Die Glocke, mit der sich die Ratspräsidentin bei Bedarf Respekt verschafft, ist schon da. Heute um 10 Uhr wird sie sie zum Sitzungsbeginn erstmals in Spreitenbach läuten.