Weshalb Homeoffice der Kunden Hundebetreuer in Nöte bringt

Unangenehm nieselt der Regen auf den Weg mitten im Wald runter. Der leichte Wind, die kühleren Temperaturen und die Nässe machen ihr nichts aus. Mit Spass, einem Lächeln im Gesicht und einem illustren Quartett Hunden ist Sabine Güttge Ende April unterwegs – und gleichzeitig am arbeiten.

Die 34-Jährige kümmert sich mit ihrem Unternehmen „SitzPlatzPfote“ um Hunde, die einen Gassi-Geh-Service oder eine Tagesbetreuung brauchen, weil ihre Herrchen arbeiten. Immer mit dabei ist ihre eigene Labrador-Hündin Maja. Ursprünglich seit September 2018 in Villmergen tätig, wohnt Güttge nun seit einem halben Jahr in einem Haus mit Garten am Rande von Wohlen.

Das Geschäft des Startup lief bis zum Ausbruch der Coronakrise immer besser. Doch dann passierte der Lockdown im März. „Von einem Tag auf den anderen blieben die Kunden weg. Ich hatte keine Ahnung, ob es mich Ende Monat noch gibt“, sagt Güttge.

Kundin appellierte an die Hundebesitzer

Viele Hundebesitzer arbeiten nun plötzlich im Homeoffice oder sind zu Hause, weil ihr Betrieb geschlossen ist und können so tagsüber selber auf ihre Tiere aufpassen. „Ich habe viele Kunden aus der Gastrobranche, die daheim sassen“, sagt Sabine Güttge, die am Tag bis zu 19 Hunde betreuen darf.

Es folgten Tage des Ungewissen für die ausgebildete Tierheimbetreuerin. Gerade als Selbständige war die Möglichkeit sich für die staatlichen Coronakredite zu bemühen nicht einfach. Ein Lob möchte sie ihrer Hausverwaltung aussprechen, die den Mietzins vorübergehend gesenkt hat.

Für leichten Aufschwung sorgte auch ein Appell einer Kundin, den Güttge auf ihrer Website veröffentlicht hat. „Zeigt euch solidarisch und gebt eure Tiere weiterhin oder zumindest reduziert in die Betreuung, denn nur so können wir sicherstellen, dass nach der Krise dieses Angebot noch existieren wird“, mahnte die Kundin.

Schon jetzt stornierte Buchungen für den Juli

Erst jetzt wurde einigen die Lage bewusst. „Meine Kunden fanden das Schreiben super und einige kamen sofort wieder zurück“, sagt Sabine Güttge. Langsam zieht jetzt die Kundenzahl wieder an, doch der Ausblick ist noch nicht wieder rosig.

„Ich arbeite, wenn die anderen in den Ferien sind“, sagt die Tierbetreuerin über ihre Hauptsaisonzeiten. Doch für viele fallen dieses Jahr die Ferien angesichts der unsicheren Entwicklung wohl aus. „Schon jetzt habe ich stornierte Betreuungsaufträge für den Juli“, sagt Güttge.

Dass momentan viel weniger los ist, spürt auch Hündin Maja. „Sie merkt, dass ihre Hundekollegen weg sind und motzt dann ab und zu mal“, schildert Güttge. Als zweites Standbein nebst der geliebten Hundebetreuung bietet sie seit kurzem auch Hausbetreuung an und kümmert sich bei längerer Abwesenheit um Haus, Garten und Katzen von Kunden. Ihr Angebot umspannt das Gebiet von Fahrwangen bis Bremgarten und von Muri bis Lenzburg.

Im Mittelpunkt sollen bei Güttge, die eine Weiterbildung zur Tierpsychologin absolviert, aber die Hunde bleiben. „Ich lege grossen Wert darauf, dass sich die Hunde vertragen.“ So vorbildlich wie Maja, Aida, Finja und Balou, die sich nach dem regnerischen Spaziergang schön ins Auto verziehen – und später im wahrsten Sinn des Wortes hundemüde ein Nickerchen machen.