
Der FC Aarau zwischen Stuhl und Bank
Trainingspläne, Signalisation im Kabinenbereich, Zeitpläne – der FC Aarau wäre vorbereitet darauf, am 11. Mai das Mannschaftstraining unter Einhaltung des BAG-Schutzkonzepts aufzunehmen. Wäre –denn am Donnerstag wurden alle Pläne über den Haufen geworfen: Die Klub-Verantworlichen haben mitgeteilt, dass der Trainingsbeginn verschoben wird. «Der FC Aarau hat sich aufgrund des veränderten Zeitplans entschieden, dass das Training der 1. Mannschaft nicht wie geplant am Montag wieder aufgenommen wird. Die Verantwortlichen werden die neue Situation in den nächsten Tagen eingehend analysieren und den neuen Termin für den Trainingsstart zu einem späteren Zeitpunkt kommunizieren», teilt der Klub auf der Website mit.
Meisterschafts-Wiederstart erst am 19./20. Juni?
Der veränderte Zeitplan der Swiss Football League, welche den möglichen Meisterschafts-Wiederstart auf das Wochenende vom 19./20. Juni nach hinten geschoben hat, dürfte nur ein Grund sein für diese überraschende Entscheidung. Der zweite, und wohl wichtigere Grund, sind wohl die Finanzen. Die SFL liess in ihrer Medienmitteilung verlauten: «Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) teilte unverbindlich mit, dass die Klubs ab dem Moment des Trainingsstarts keine Kurzarbeit mehr geltend machen können.» Wer also wieder trainiert, der bekommt per sofort keine Kurzarbeits-Entschädigung mehr. Das würden die Klubs in ihren sowieso schon leeren Kassen noch mehr zu spüren bekommen. Auch der FC Aarau.
Philipp Bonorand, designierter FCA-Präsident, bestätigt, dass finanzielle Überlegungen bei der Verschiebung eine Rolle spielen: «Die vorläufige Ankündigung des Seco, dass mit Beginn des Mannschaftstrainings der Anspruch auf Kurzarbeitsentschädigung verfällt, bringt uns in eine schwierige Ausgangslage. Falls am 29. Mai die 20 Profiklubs den Saison-Abbruch beschliessen, wäre der durch den Trainingsstart entstehende Aufwand nutzlos.» Bonorand, CEO Baumgartner, Sportchef Burki und Chefcoach Rahmen werden in Rücksprache mit dem Verwaltungsrat Anfang kommender Woche entscheiden, wann der FCA das Mannschaftstraining aufnimmt.
Dieser Termin wird nicht erst am Tag nach dem Entscheid über Saison-Abbruch oder -Fortsetzung sein. Das wäre angesichts von mindestens nötigen drei Wochen Teamtraining vor einer allfälligen Fortsetzung am 19. Juni zu knapp. Aber möglichst nahe am 29. Mai, um im Fall eines Abbruchs auf möglichst geringen Kosten sitzen zu bleiben.
Verständnis, aber auch Bedauern bei Rahmen
Diese Situation manövriert die Akteure zwischen Stuhl und Bank – allen voran Cheftrainer Patrick Rahmen. Er sagt: «Ich habe vollstes Verständnis für die Klubverantwortlichen, dass sie den Trainingsstart verschoben haben, um Antworten auf offene Fragen zu erhalten und allfällige finanzielle Verluste zu verhindern. Aus der Sicht als Trainer, dessen Job die tägliche Arbeit mit der Mannschaft und meinem Mitarbeiterstab ist, bedaure ich jedoch die erneute Verschiebung. Je länger die Spieler nur Einzeltraining machen können, umso länger wird es nach der Wiederaufnahme des Mannschaftstrainings dauern, bis sie wieder Wettkampfniveau erreicht haben.»
An der grundsätzlichen FCA-Position, die Saison weiterspielen zu wollen, haben die neuen Entwicklungen nichts verändert. «Wir gehen davon aus, dass trotz wegfallender Kurzarbeit die Wiederaufnahme der Saison für den FCA finanziell verkraftbar ist. Eine endgültige Meinung bilden können wir jedoch erst, wenn die definitiven Kosten und Einnahmen einer Saison-Fortsetzung auf dem Tisch liegen», so Bonorand. Die konkreten Zahlen dürften sich in den nächsten Tagen herauskristallisieren.
Die SFL ist weiter in «konstruktiven Gesprächen» mit dem Bund bezüglich Finanzhilfen, eine Einigung soll kurz bevorstehen. Die SFL lässt verlauten: «Diese Finanzhilfen sind die Voraussetzung dafür, dass die für den Schweizer Profifussball existenzbedrohliche Situation abgewendet werden und der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann.»