
Nach Debakel im Nationalrat: Jonas Fricker gibt sein Polit-Comeback im Aargau
Es ist zweieinhalb Jahre her, dass der Grüne Jonas Fricker den Nationalrat verlassen hat. Im September 2017 machte er im Parlament im Rahmen der Debatte über die Fair-Food-Initiative einen Vergleich zwischen Tiertransporten in der Fleischindustrie und Menschentransporten im Dritten Reich. Das kam in der eigenen Partei und darüber hinaus schlecht an. Zwei Tage später bat der Badener um Entschuldigung und trat vom Amt zurück. Irène Kälin rückte in den Nationalrat nach.
Fricker hat seither die Politik ruhen lassen. «Die innere Kraft, nachhaltig mitgestalten zu wollen, spürte ich immer», sagt er aber. Deshalb gibt er jetzt sein Comeback, am 18. Oktober will sich der 43-jährige Badener in den Aargauer Grossen Rat wählen lassen, wie er gegenüber der AZ bestätigt. Noch ist die Liste nicht gemacht, die Bezirkspartei Baden nominiert ihre Kandidatinnen und Kandidaten für die Gesamterneuerungswahlen am 13. Mai, doch Fricker ist bereit.
Zeitpunkt für die Kandidatur ist günstig
Seit Anfang 2019 ist Fricker Projektleiter Energiestrategie bei der Stadt Zürich in einem 80-Prozent-Pensum. Die Arbeit entspreche ihm als Umweltwissenschaftler sehr und sie liesse sich gut mit dem Grossratsamt und der Familienarbeit unter einen Hut bringen. Der Zeitpunkt, die politische Karriere wieder aufzunehmen, sei deshalb günstig. Anders sah es im letzten Jahr bei den nationalen Wahlen aus: «Ich habe damals nicht für den Nationalrat kandidiert, weil dieses Amt mei- ner Meinung nach mehr Zeit braucht, als ich aktuell entbehren kann. Als Nationalrat hatte ich deshalb bewusst keine berufliche Anstellung», so Fricker.
Hausarbeit und Kinderbetreuung werde mit seiner Frau, die Universitätsprofessorin ist, gleichberechtigt aufgeteilt. «Dafür stehe ich auch politisch ein, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist mir eine Herzensangelegenheit», sagt der Vater dreier Kinder. Aus den gleichen Gründen habe er bis jetzt nie Kandidaturen für den Stadtrat Baden oder den Regierungsrat ins Auge gefasst. Für letzteren kandidierten die Grünen 2019 mit Severin Lüscher.
Jonas Fricker ist in erster Linie Umweltpolitiker. Natur-, Umwelt- und Klimaschutz stehen zuoberst auf seiner Prioritätenliste. «Klimaschutz bedingt die Energiewende hin zu einer erneuerbaren Energieversorgung. Dies bringt grosse Chancen für grüne wirtschaftliche Innovationen», sagt er.
Grüne wollen bekannte Namen auf den Listen
Hätte sich Jonas Fricker also für den Wiedereinstieg in die Politik auch einen Parteiwechsel zu den Grünliberalen vorstellen können? Er winkt ab und sagt, er stehe nach wie vor für soziale Gerechtigkeit und die entsprechenden Anliegen der Grünen ein. «Meine politischen Werte haben sich nicht verändert, sie sind noch immer die gleichen und die Grünen deshalb meine Partei, die Partei der Nachhaltigkeit», stellt Jonas Fricker klar.
Frickers Kandidatur ist ganz im Sinne der Aargauer Grünen. «Wir haben die Bezirksparteien aufgefordert, Leute mit Fachkompetenzen und bekannten Namen für die Listen zu gewinnen. Natürlich stand Jonas Fricker auf meiner Wunschliste», sagt Kantonalpräsident Daniel Hölzle. Die grüne Welle solle bei den Aargauer Wahlen weiter Schwung erhalten, deshalb kandidiere man auch für den Regierungsrat. «Bei den letzten Wahlen zeigte sich, dass sich Links-Grün dafür eine Frau wünscht», so der Parteipräsident. Voraussichtlich nominieren die Grünen am 14. Mai online die Zofinger Stadträtin Christiane Guyer als Regierungsratskandidatin.