Trotz Skepsis bei anderen Klubs: Der FC Aarau will Geisterspiele

Der Bundesrat hat entschieden: Flaut die Corona-Pandemie in der Schweiz weiter ab, springen die Ampeln im Profifussball ab dem 8. Juni wieder auf Grün. Aber: Wollen die Klubs überhaupt weiterfahren? Die Swiss Football League hat seit Beginn des Lockdown Mitte März stets betont, die Saison 2019/20 unbedingt zu Ende spielen zu wollen und ihren Willen mit einem bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Geisterspiel-Konzept untermauert.

Doch in den vergangenen Tagen äusserten einige der 20 Schweizer Profiklubs ihre Bedenken. Der finanzielle Aufwand rechne sich nicht mit der kleinen, letzten Tranche der TV-Gelder, die im Fall der Saison-Fortsetzung an die Klubs überwiesen würde.

Zu den Befürwortern der Geisterspiele gehört auch der FC Aarau. Zwar gibt es weiterhin keine Anhaltspunkte, wie viel die materiellen, medizinischen und infrastrukturellen Aufwendungen zur Umsetzung der Geisterspiele kosten sollen. Doch Vizepräsident Philipp Bonorand sagt: «Ich habe die via Medien geäusserte Skepsis einiger Klubs vernommen. In den internen Diskussionen untereinander aber spüre ich bislang keinen Widerstand. Darum bleibe ich dabei: Unter der Voraussetzung, dass alle Partien für das Publikum am TV oder online zugänglich sind, spricht sich der FC Aarau für die Umsetzung des Geisterspiel-Konzepts aus.»

Die finanziellen Einbussen eines Saisonabbruchs, etwa Regressforderungen von Sponsoren, schätzt Bonorand weiterhin als einschneidender ein. Auch in der Annahme, dass das von der Swiss Football League verfasste Konzept wohl nicht 1:1 umgesetzt werden muss: So ist etwa davon auszugehen, dass die Frequenz der Corona-Tests bei Trainern und Spielern weniger hoch sein wird als, wie im Konzept geschrieben, mehrmals pro Woche. Entsprechende Andeutungen sind zuletzt durchgesickert.

Motivation der Spieler steigt dank des Ziels vor Augen
Seit vergangener Woche rüstet sich der FC Aarau für die Wiederaufnahme von Trainings- und Spielbetrieb: Kistenweise Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind im Brügglifeld angekommen, die Pläne für allfällige kleinere Umbauten im Kabinenbereich oder die Verlegung der Trainingseinheiten an einen anderen Ort – möglicherweise die Zehndermatte in Gränichen – liegen in der Schublade bereit.

Mit der Ansage des Bundesrats, dass am 11. Mai das Mannschaftstraining wieder aufgenommen werden kann, haben auch Mannschaft und Trainerstab wieder ein Ziel vor Augen. Nicht zu wissen, wann und ob es weitergeht, hat die Motivation der Kicker für das Einzeltraining im «Homeoffice» ins Bodenlose sinken lassen. Urs Fischer, der Schweizer Trainer des Bundesligisten Union Berlin, zeigte sich in einem Interview erstaunt über den schlechten körperlichen Zustand seiner Mannschaft.

Aarau-Chefcoach Patrick Rahmen geht davon aus, dass seine Spieler in den letzten Wochen seriös gearbeitet und eine immer noch eine gute Grundfitness hätten. Er sagt aber: «Es gibt viel aufzuholen, vor allem im fussballspezifischen Bereich. Primär ist es eine Erlösung, dass wir ab dem 11. Mai wieder alle zusammen trainieren und so einigermassen normal unseren Job ausüben können. Als Sportsmann wünsche ich mir, dass der Spielbetrieb ab dem 8. Juni wieder losgeht, bin mir aber bewusst, dass es noch einige offene Fragen zur Umsetzung gibt.»

Diese zu beantworten, dürfte in den kommenden Tagen für Zündstoff unter den Schweizer Profiklubs sorgen.

Stabübergabe beim FC Aarau im September?


Jahrelang hat FCA-Präsident Alfred Schmid nach einem Nachfolger gesucht. Und jetzt, als dieser mit Philipp Bonorand bereitsteht, verschiebt das Coronavirus die Stabübergabe an der Klubspitze bis auf Weiteres. Statt wie geplant am 26. Mai könnte die nächste Generalversammlung der FC Aarau AG erst im September stattfinden.