
Werden «indigene» Schweizer rar?
Die Aufgabe von Statistikerinnen und Statistikern ist es, Tendenzen und Entwicklungen aufzuzeigen. Entsprechend vielfältig sind die Zahlensätze der Bevölkerungsstatistik. Beispiele sind die Alterskategorien (ZT vom 2. April) oder der Ausländeranteil. Dieser nahm 2019 kantonsweit um 2,0 Prozent auf 25,2 Prozent oder 173 002 Personen zu. Im Bezirk Zofingen von 17 953 auf 18 484 Personen. Bevölkerungswachstum entsteht, wenn die Zahl der Geburten höher ist als jene der Todesfälle – die der Zuzüge jene der Wegzüge überschreitet. Bei den Ausländerinnen und Ausländern gibt es eine dritte Komponente: Jene der Einbürgerungen – im Bezirk Zofingen während des Berichtsjahrs deren 264. Spitzenplätze belegen hier Aarburg und Oftringen mit je 57, null waren es in Bottenwil, Moosleerau, Reitnau und Wiliberg. Einbürgerungen sind Teil des statistischen Wachstums der Schweizer Bevölkerung.
Eingebürgert wird auf mehrstufigem, demokratischem Weg – Gemeindeversammlung, Grosser Rat – und nur Leute, die mit unserem Land vertraut sind. Dass dem so ist, bestätigt eine Studie, die im Auftrag der Eidgenössischen Migrationskommission ausgearbeitet wurde. Die Autorinnen und Autoren der 2018 verfassten Arbeit führen aber auch aus: «Wenn man gesellschaftliche Fragen auf die Pole Schweizer und Ausländer beschränkt, hat dies wenig mit der viel komplexeren Wirklichkeit zu tun und verzerrt diese.» Beziehe man Leute mit zwei Pässen in die Statistiken ein, entstehe ein neues Bild: «Nicht das Bild eines Entweder-oder, sondern jenes eines zunehmenden Sowohl-als-auch.»
Unschön daran ist nur eines: Dass sich Doppelbürgerinnen und -bürger fallweise für das eine oder andere Land entscheiden können – je nachdem, welcher Pass von Vorteil ist. Rund ein Viertel der Schweizerinnen und Schweizer sind Doppelbürger, so eine quantitative Aussage der Studie. Da der Ausländeranteil an der ständigen Wohnbevölkerung in der Schweiz ebenfalls 25 Prozent beträgt, dürften «indigene» Schweizerinnen und Schweizer nächstens in der Minderheit sein.
Das färbt sich auch auf den Alltag ab. Laut dem Bundesamt für Statistik sprechen 10,9 Prozent der in unserem Land lebenden Menschen im Alltag Hochdeutsch – 8,5 Prozent Italienisch und 5,2 Prozent Englisch. Hochdeutsch drücken sich auch Menschen aus, die unsere Dialekte beherrschen. Das erinnert an die Berner Aristokratie, die sich des Französischen bediente.
