
«Ein Panzer ist nicht so einfach zu stoppen»
«Es war ziemlich stressig», erinnert sich OK-Präsident Beat Willimann an die Tage vor dem 15. März, an dem der 1. Nationalen Orientierungslauf in Rothrist hätte stattfinden sollen, «wir hatten uns relativ sicher gefühlt und auch die Bewilligung beim Kanton eingeholt, unseren Lauf mit bis zu 1000 Läuferinnen und Läufer durchführen zu dürfen. Aber es hat von Tag zu Tag immer mehr positive Corona-Fälle gegeben und wir mussten uns ständig wieder fragen, was das für unseren Wettkampf bedeutet.» Möglichst lange warteten die Verantwortlichen des OLK Wiggertal ab, sprachen sich per Telefonkonferenz auch regelmässig mit dem Verband ab, bis es zwei Tage vor dem Durchführungsdatum keine andere Möglichkeit mehr gab, als den OL abzusagen. «Die Athletinnen und Athleten wollten unbedingt laufen, weil man im Wald alleine ja keinen direkten Kontakt mit anderen Menschen gehabt hätte. Sie haben es aber auch verstanden, dass es nicht möglich ist», sagt der 59-jährige Einkäufer Beat Willimann. Allerdings sei es so zeitnah natürlich nicht einfach gewesen, alles aufzuhalten: «Man muss sich das vorstellen wie einen Panzer, der ist auch nicht so einfach zu stoppen.»
Im Minimum 6000 bis 7000 Franken verloren
Das meiste der Infrastruktur war selbstredend schon bereit und die Karten bereits gedruckt. «Wir haben mit der Absage im Minimum 6000 bis 7000 Franken in den Sand gesetzt», erzählt Beat Willimann, der auch Kassier im OLK Wiggertal ist, «das ist relativ viel für unseren Verein.»
Ganz abgeschrieben ist der Anlass aber noch nicht und damit waren vielleicht auch die zwei Jahre Vorarbeit – inklusive komplizierter Bahnlegung – nicht für die Katz. Es gibt verschiedene Optionen einer Verschiebung, die der OLK Wiggertal derzeit prüft. «Die erste Variante wäre, den Nationalen OL auf den November zu schieben», erklärt Beat Willimann, «da zu dieser Zeit aber Jagdzeit ist, müssten wir das Einverständnis der drei am Laufgebiet beteiligten Jagdgesellschaften erhalten. Leider konnte hier keine Einigung gefunden werden.» Variante zwei wäre eine Neuansetzung des Laufs auf den kommenden Frühling, Mitte März. «Das müssen wir aber noch mit dem Verband besprechen, damit keine anderen Anlässe davon tangiert würden», sagt der Oftringer Beat Willimann, der selbst begeisterter Orientierungsläufer (Kategorie H55) ist.
Selbst, wenn es mit diesem Vorhaben klappen würde, bestünden grössere Zweifel, ob die bereits gedruckten Karten noch zur Anwendung kommen könnten. «In einem Wald verändern sich in einem Jahr schon nur durch äussere Einflüsse wie zum Beispiel einen Sturm derart viele Dinge, dass wir wahrscheinlich eine neue Karte herstellen müssten.»
Mindestens die Hälfte der Saison ist schon betroffen
Selbstverständlich wissen die Orientierungsläuferinnen und -läufer nicht mehr und nicht weniger über die Zukunft als alle anderen. Dennoch wagt Beat Willimann, der seinem Hobby im Wald auch derzeit regelmässig nachgeht (einfach ohne Karte und Kompass), eine scheuen Blick in die Glaskugel: «Die meisten Wettkämpe in der ersten Hälfte der Saison wurden abgesagt. Ob die grossen internationalen Läufe im Sommer ausgetragen werden, wie zum Beispiel der schwedische 5-Tage-OL, ist fraglich. So gesehen, ist die Hälfte der Saison für uns bereits gelaufen.»