
EHC-Olten-Geschäftsführer Patrick Reber: «Das ist ein schwacher Trost»
Die ausserordentliche Lage hatte der Bundesrat noch nicht verkündet, als der EHC Olten am Montag kurz vor Mittag auf seinen Kanälen vermeldete: «Die Geschäftsstelle bleibt aufgrund der aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit der Corona-Krise zum Schutz aller Fans und Mitarbeitenden bis auf weiteres geschlossen. Wir wünschen euch in dieser speziellen Zeit viel Durchhaltewille. Bleibt gesund!», so die Worte des grössten Solothurner Sportklubs. Trainer Fredrik Söderström kommentierte und grüsste aus seiner Heimat Schweden: «Harte Zeiten auf der ganzen Welt, aber am Ende kommt es gut. Ich hoffe, alles ist gut bei euch, passt aufeinander auf.»
Während die Angestellten auf der Geschäftsstelle auf Home-Office umstellen, hat sich das Team, Ausgabe 2019/20, unlängst in alle Richtungen verabschiedet. Dabei muss man mit einer Aussensicht festhalten: Der EHC Olten wurde vom Corona-Virus letztlich nur gestreift. Lediglich im fünften Playoffspiel gegen den SC Langenthal musste Olten aufgrund der erstmaligen behördlichen Verordnungen in einem Geisterspiel auf den Anhang verzichten.
Ein Ende, das so niemand wollte
Was womöglich mitentscheidend war für die frühzeitige Entscheidung der Serie, war, Stand heute, im Vergleich mit der Konkurrenz bloss ein Tropfen auf den heissen Stein. Denn gleichzeitig mit dem sportlichen Saisonende des EHC Olten wurden auch die erfolgreicheren Vereine mit dem vorzeitigen Ende wegen des Saisonabbruchs konfrontiert. «Ein trauriger Ausgang für alle Eishockeyfreunde. Ein solches Ende wollte niemand, auch wir nicht», sagt EHCO-Geschäftsführer Patrick Reber auf Anfrage.
Im Kreise des EHC Olten hätte man aufgrund der abgebrochenen Meisterschaft als Viertelfinal-Verlierer mit Blick zur Konkurrenz durchaus eine gesunde Portion Schadenfreude entwickeln können. Doch dem sei nicht so, sagt Reber. «Es tut so oder so weh. Dass es uns noch härter hätte treffen können, ist ein schwacher Trost. Das Produkt Eishockey, von dem wir einen Teil sind, bleibt der grosse Verlierer.»
Kein Verständnis für Anträge von Kloten und Visp
Rund um den Meisterschaftsabbruch wurde schliesslich eine heisse Diskussion um die Wertung der Saison entfacht. Das Thema sorgte für viel Gesprächsstoff. Dass schliesslich die Ligaversammlung, also die Klubs, sich dazu entschlossen, keinen Meister zu küren, war auch im Sinne des EHC Olten. Umso erstaunter war die Klubführung über entsprechende Anträge von Kloten und Visp, wonach sie als verbleibende Playoffkandidaten mit intakten Aufstiegschancen den Antrag stellten, die National League um zwei Teams aufzustocken.
Warum hatte der EHCO keinen Antrag gestellt? «Es war nie ein Thema, die Liga aufzustocken. Wir fanden es nicht als angebracht, einen übergeordneten, politischen Entscheid auszunutzen, um elementarische Entscheidungen über den Modus, der nicht zu Ende gespielt wurde, zu treffen», sagt Reber und ergänzt: «Grundsätzlich bin ich aber sehr interessiert, darüber zu diskutieren, wohin der Weg der Ligen führen soll.»
Beträchtlicher Corona-Schaden?
Zu den grossen Corona-Verlierern gehört der EHC Olten, tätig in der Unterhaltungsbranche, als KMU mit über 30 Mitarbeitern, dennoch. Reber bestätigt, dass sich das Unternehmen bereits mit dem Thema Kurzarbeit auseinandergesetzt hat. «Ich habe mich intensiv in die Thematik eingelesen. Wir werden entsprechende Abklärungen treffen», bestätigt er. Insbesondere auch zu den befristeten Spielerverträgen, die alle per Ende April auslaufen, will der EHC Olten Abklärungen treffen, ob nach den behördlichen Massnahmen Ansprüche geltend gemacht werden könnten. Ein entsprechender Austausch soll zwischen Klubs und Liga bereits stattgefunden haben.
Grosse Luftsprünge sind beim EHC Olten vorerst auch rund um das Dossier Sponsoring nicht angebracht. Reber weiss von Partnern, die es in der Corona-Krise hart treffen könnte. «Wir hoffen, dass wir trotz allem die gute Sponsoren-Abdeckung auch in der nächsten Saison aufrecht halten können», so Reber.
Der EHCO-Geschäftsführer hofft, dass aus der Corona-Krise, die nicht zuletzt auch dem Eishockey wirtschaftlich hart zusetzt, wenigstens etwas Positives gewonnen werden kann: Die Erkenntnis, dass der Eishockey-Sport für viele Fans ein wichtiger Bestandteil im Leben bietet. «Ich hoffe, dass wir im Herbst umso mehr eine Begeisterung entfachen können.»
Vorerst wäre auf Montag, 20. April, der Start des Sommertrainings terminiert. Ob dieser Termin wahr genommen werden kann, wird angezweifelt.