
Die Steuerstatistik und der Medianwert
Haben Sie das Couvert mit den Formularen zur Steuererklärung schon geöffnet? In ihm enthalten ist ein informativer Brief von Finanzdirektor Markus Dieth, in welchem er uns für die Erfüllung der Steuerpflicht dankt und aufzeigt, wie die 2,5 Milliarden Franken Steuereinnahmen pro Jahr ihre Verwendung finden. So fliessen je 100 Franken deren 28.60 in die Bildung, 18.90 ins Gesundheitswesen. 10 Franken 30 Rappen sind für den Sozialbereich.
Paul Sutter, ehemaliger Gemeindeammann von Aarburg, hat den Brief gelesen. In einem E-Mail dankt er Dieth: «In übersichtlicher Weise wird aufgezeigt, wofür die Steuererträge eingesetzt werden. Ich finde dies eine hervorragende Dienstleistung.» Ein Fragezeichen macht Sutter allerdings beim Vergleich der Aargauer Steuerkraft mit derjenigen anderer Kantone. Wir liefern pro Kopf und Jahr 5007 Franken an Kanton und Gemeinde ab, während es im Schweizer Durchschnitt 6480 Franken sind. Statt des Mittelwerts hätte man aus Sicht Sutters den Medianwert wählen müssen – «in Durchschnittswerten ergeben grosse Ausreisser ein verzerrtes Bild».
Um was geht es? Um sich hier nicht in den Tiefen der Statistik zu verlieren – ein einfaches Beispiel, das den Unterschied zwischen den beiden Werten aufzeigt. Zehn Personen haben Monatseinkommen in unterschiedlicher Höhe. Eine Person verdient eine Million (sie ist der statistische Ausreisser), die übrigen neun bekommen 1000, 2000 usw. bis 9000 Franken. Das arithmetische Mittel, der «Durchschnitt», beträgt in diesem Fall 104 500 Franken – der Median hingegen 5500 Franken und ist damit näher an der Realität.
Steuerzahlen sind geheim. Dennoch sind Schlussfolgerungen über die Höhe einzelner Steuerrechnungen möglich. Dies, indem man Informationsquellen zusammenführt. Im Fall der Stadt Zofingen sind dies die Elemente Steuererträge und Jahresbericht des Stadtrats – wobei Letzterer für das Jahr 2019 noch nicht vorliegt.
Im Jahr 2018 gab es in Zofingen 7662 Steuerpflichtige, von denen die Stadt 36,6 Millionen Franken bezog – im Durchschnitt 4777 Franken pro Kopf. Einen Einblick in die Einkommensstruktur gibt die Steuerstatistik nicht. Die liefert aber eine Aufstellung zu Ein- und Austritten aus der Steuerpflicht im Jahresbericht 2018 des Stadtrats. Bei den Eintritten – 1090 Steuerpflichtige – bezahlt die Gruppe der steuerschwächsten 552 Personen insgesamt 1,1 Millionen Franken – im Schnitt knapp 2000 Franken. Die 24 steuerstärksten Personen bezahlten 452 000 Franken Gemeindesteuern; im Mittel rund 19 000 Franken.
Den Eintritten stehen Austritte gegenüber. Bei den tiefen Einkommen mutmasslich viele junge Leute, die das Elternhaus verlassen – 482 Leute sind weggezogen. Wichtig für die Steuerkasse der Blick auf jene Personen, die über 10 000 Franken Gemeindesteuer abliefern. Von diesen waren 21 nicht mehr da. Trotz eines positiven Saldos von drei Pflichtigen ist die Steuersumme um 65 000 Franken gesunken. Über alle Steuerstufen gesehen beträgt das Minus rund 100 000 Franken.
Die Quellensteuererträge der Stadt Zofingen fielen im Jahr 2019 6,2 Prozent höher aus als budgetiert. Im Vergleich zu 2018 sind die Erträge allerdings um 107 000 Franken oder 11,1 Prozent gesunken. Was sagt uns dies? Quellenbesteuert werden ausländische Arbeitnehmer, welche in Zofingen Wochenaufenthalter sind oder als Grenzgänger zwischen dem Ausland und der Schweiz pendeln.
Nimmt man 4800 Franken Durchschnittsertrag, wären der Stadt 22 Grenzgänger abhandengekommen – so viel waren es sicher nicht. Auch hier ist der Median die bessere Messgrösse. Unter den Quellenbesteuerten sind hoch bezahlte Spezialisten und Manager – eine dieser Personen ging 2018 in Pension – was im ZT zu lesen war.